Mit einem Gutschein fängt er an, der Trip zurück in die Vergangenheit. Meine Jungs haben zu Weihnachten Karten für das Phantasialand in Brühl geschenkt bekommen. 40 Jahre ist es her, dass ich den Vergnügungspark zuletzt besucht habe. Vage erinnere ich mich an eine schrecklich gruselige chinesische Geisterbahn, in der ich im Alter von fünf Jahren angefangen hatte zu weinen.
Auch eine Holzachterbahn im Westernstil ist mir in Erinnerung geblieben. Im Jahr 2001 ist das Fahrgeschäft allerdings abgebrannt. Ich frage mich, ob zumindest das angrenzende Cowboydorf noch steht. Da konnte man sich Anfang der Achtziger in Westernklamotten fotografieren lassen. Mein Cousin hatte damals auch geweint – nicht wegen der Geisterbahn, sondern weil er auf dem Cowboy-Gruppenfoto nicht Zorro sein durfte.

Um ein aktuelles Cowboy-Foto zu erhalten, bleibt nur eins: Ich muss mit in den Park. Meinen Mann nehme ich mit, auch wenn der sich sträubt. Schließlich möchte ich nicht allein in der Achterbahn sitzen. Was ich seit meiner Kindheit verdrängt habe, ist das Thema mit den Wartezeiten. Schon auf der Autobahnabfahrt stehen wir eine halbe Stunde im Stau – das erste Fahrgeschäft heißt also „A 553, Ausfahrt Brühl-Süd, Berggeiststraße“. Klingt schon mal nach Geisterbahn.
Der Liebste ist im wahrsten Sinne des Wortes begeistert – und die Freude steigert sich, als wir endlich einen Parkplatz gefunden haben und uns vor dem Eingang wieder anstellen dürfen. An einem Januartag mit Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Wie im Supermarkt
Eine weitere Dreiviertelstunde später haben wir es geschafft. Wir sind drin. Aus Millionen versteckten Lautsprechern schallen liebliche Phantasialand-Melodien. Ganz phantastisch! Die Jungs lassen sich von dem Gedudel nicht beirren und eilen los. Die „Taron“ ist mit 117 Stundenkilometern die schnellste Katapult-Achterbahn der Welt. Mit 117 Minuten hat sie allerdings auch die gefühlt längste Wartezeit der Welt.

Weshalb wir uns zunächst der kleineren Variante „Raik“ zuwenden. Sozusagen die „Taron“-Version für Kinder. Hier wartet man „nur“ 35 Minuten. Was den gespannten Jungs wenig ausmacht. Der Gatte hingegen hasst selbst Warteschlangen an der Supermarkt-Kasse. Als wir endlich drinsitzen, dauert die Fahrt nur wenige Sekunden.

Auf der weiteren Suche richten wir uns nach Hinweistafeln, auf denen die aktuellen Wartezeiten stehen. Nur wenige Fahrgeschäfte haben gar keine Wartezeit - eines davon ist die „Geisterrikscha“! Ich bin begeistert und freue mich auf den Grusel. Gruselig ist das Fahrgeschäft dann nur für meine Jungs, die als Teenager die Rikscha einfach „old school“ finden.
Ich liebe alles hier: Wackelige Pappmaché-Figuren, aufgehängte Fledermäuse und Plastik-Knochen, jaulender Singsang aus Lautsprechern. An der Stelle, an der ich früher angefangen habe zu weinen – ein Geist wird auf den Sitz projiziert – wage ich sogar ein Foto, das dann leider ganz verschwommen ist. Egal – ich bin glücklich!
Wieder an der frischen Luft (die Rikscha ist zugegeben etwas muffig geworden), suche ich die Westernstadt. Hier werde ich enttäuscht. Entweder ist sie damals ebenfalls dem Feuer zum Opfer gefallen, oder die Shoshonen haben den Klappstuhl ausgegraben und sie dem Erdboden gleichgemacht. Das Foto-Studio ist also weg – meine karge Bilderausbeute bleibt das wackelige Bild aus der Geisterrikscha.

Während sich meine Jungs dann doch noch anstellen, um sich auf der „Taron“ mit 117 Stundenkilometern aus den Klamotten katapultieren zu lassen, setze ich meinen Liebsten in einer Imbissbude ab und gehe auf die Wasserbahn „Chiapas“. Sie ist neben der Geisterrikscha das einzige Fahrgeschäft ohne Wartezeit. Warum, wird mir kurz darauf klar: Niemand außer mir riskiert bei der Januarkälte einen nassen Hintern.
Die letzte Wartezeit haben wir auf der Rückfahrt. Auf der A46 bei Wuppertal-Katernberg. Mein Resümee: Die Nostalgie-Tour hat sich trotzdem gelohnt. Und ich hoffe, dass die Geisterrikscha noch weitere 40 Jahre bleibt.

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