
Trotz weniger Kaufbereitschaft der Kundinnen und Kunden bleibt Christiane Niedergriese, Inhaberin von „Tita – Shoes, Accessoires and More“ aus Schwerte, optimistisch. © Laura Quellenberg
Womöglich weniger Umsatz an Weihnachten: „Die Menschen haben Angst“
Energiekrise
Die umsatzstärkste Zeit steht mit Weihnachten eigentlich noch bevor. Doch die Bürger wollen sparen – und das auch bei Geschenken. Der Einzelhandel in Schwerte meldet ohnehin bereits Umsatzeinbrüche.
„Die Menschen haben Angst.“ Diese Worte hört man aktuell von Ladeninhabern und -inhaberinnen aus Schwerte. Und die Sorgen der Menschen spiegeln sich in einigen Fällen in ihrem Kaufverhalten wider.
In zwei Monaten steht wieder einmal die Weihnachtszeit vor der Tür. Eine Zeit, in der Umsatz und Kaufkraft normalerweise steigen. Doch die hohen Energiekosten könnten dem Handel einen Strich durch die Rechnung machen. Zum Weihnachtsfest will fast die Hälfte der Bundesbürger einer Umfrage zufolge dieses Jahr sparen. Rund zwei Drittel will dabei zuallererst die Ausgaben für Geschenke begrenzen. Dabei ist der Handel mit Blick auf die vergangenen zwei Jahre gebeutelt genug.
„Wie es Ende des Jahres aussieht, müssen wir sehen“
Schon die Corona-Pandemie brachte Christiane Niedergriese Schwierigkeiten. Zu der Zeit wollten die Kundinnen und Kunden noch Geld ausgeben, sagt sie, konnten es aufgrund des Lockdowns und der somit geschlossenen Geschäfte aber nicht.
Heute sei es umgekehrt, erklärt die Inhaberin von „Tita – Shoes, Accessoires and More“. Seit September merke sie einen Einbruch im Umsatz. Sie kaufe mittlerweile etwas wenige Teile ein als üblich. Es sei aber nicht katastrophal, betont die Ladeninhaberin, es habe sich eingependelt.
„Wie es Ende des Jahres aussieht, müssen wir sehen“, sagt sie. Ob das Weihnachtsgeschäft den Umsatz wieder ankurbelt oder ob er gerade dann noch etwas mehr sinkt, das wisse Christiane Niedergriese noch nicht. Die Besitzerin des Modegeschäfts zähle auf ihre Stammkundschaft und sei trotz allem positiv gestimmt. Sie versuche durchzuhalten und setze zum Beispiel auf Events, wie den kommenden verkaufsoffenen Sonntag (23.10.), an dem immer viele Menschen in der Stadt seien.
Bewusster und gezielter einkaufen
Der Buchhandel sei einer der wenigen, der von der Pandemie profitiert habe. „In der Corona-Zeit haben die Menschen viel gelesen“, sagt Eva Stapper, Inhaberin der Ruhrtalbuchhandlung. Und auch um die Weihnachtszeit mache sich die Buchhändlerin wenig Sorgen. Vielmehr im Frühjahr könnte der Umsatz weniger werden. Dann bekommen die Menschen ihre Jahresabrechnungen und Nachzahlungen.

„Bücher spenden Trost und helfen in schwierigen Zeiten“, sagt Eva Stapper. Inhaberin der Ruhrtalbuchhandlung. © Laura Quellenberg
Was Eva Stapper aber jetzt schon auffalle: Die Kundinnen und Kunden kaufen bewusster und gezielter. Es gebe weniger Spontankäufe als noch vor ein paar Wochen. Genau abschätzen, wie es zukünftig aussieht, das könne die Buchhändlerin aber auch noch nicht. „Bücher spenden Trost und helfen in schwierigen Zeiten“, sagt sie. Deshalb bleibt Eva Stapper weiterhin positiv.
Früher standen die Menschen noch Schlange
Ein Klassiker unter den Weihnachtsgeschenken: das Parfüm. Nicole Stefan arbeitet bei Pieper in der Schwerter Fußgängerzone. Seit der Pandemie mache vor allem der Online-Handel der Parfümerie zu schaffen. Die Menschen kommen in den Laden vor Ort, kaufen aber zum günstigeren Preis online. Manche sprühen sie sich auch lediglich mit den Düften ein, sagt Nicole Stefan. Vor Ort müssen die Preise für Parfüm und Kosmetik aber aufgrund der Miet- und Personalkosten höher angesetzt sein als online.
Seit den steigenden Energiepreisen sei die Kaufkraft der Kundinnen und Kunden gesunken. Die Menschen haben Angst, hören nur noch schlechte Nachrichten, kaufen weniger ein. Zur Weihnachtszeit standen sie früher noch Schlange, erzählt Nicole Stefan. In diesem Jahr rechnet sie mit deutlich weniger Kundschaft.
„Zähne zusammenbeißen und dadurch“
Annette Neuert verkauft in ihrem Laden an der Hüsingstraße Deko, Geschenkartikel und Kleidung. Besonders die dicken Pullover und Strickjacken werden gerade gekauft, sagt sie. Wenn Zuhause nicht sofort die Heizung aufgedreht wird, müssen eben wärmere Klamotten her.
Einen riesigen Umsatz-Einbruch habe die Inhaberin von Nettes Lädchen noch nicht erlebt. „Geschenkartikel gehen immer“, sagt sie. Auch an Weihnachten werden die Menschen ihre Lieben beschenken, ist sich Annette Neuert sicher. „Da wird auch nicht nach fünf Euro geguckt“, sagt sie. Dennoch glaubt die Inhaberin, dass vielleicht weniger und dafür ausgewählte Menschen beschenkt werden.

Bei Nettes Lädchen in Schwerte sind aktuell besonders Strickjacken und Pullover gefragt. Wenn Zuhause nicht direkt die Heizung aufgedreht wird, müssen wärmere Klamotten her. © Laura Quellenberg
Dennoch merke auch Annette Neuert die Angst der Menschen seit der Corona-Pandemie und während der aktuellen Energiekrise. „Man muss aber positiv denken, sonst kann man gleich zu machen“, sagt sie. „Zähne zusammenbeißen und dadurch“, so Neuert, die auf jeden Fall im März nächsten Jahres das 10-jährige Bestehen ihres Ladens feiern möchte.
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