
© picture alliance / Timm Schamberger/dpa
Weniger Fahrraddiebstähle im Kreis Unna – aber wenn‘s weg ist, ist‘s weg
Polizei
Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im vergangenen Jahr nochmals gesunken. Gründe, die die Polizei dafür anführt, liefern den rechtmäßigen Eigentümern auch gute Tipps für die Vorbeugung.
Ein Fahrrad zu stehlen, gilt als „todsicheres Ding“. Die Aufklärungsquote ist niedrig, der Warenwert des potenziellen Hehlergutes dagegen steigt. Denn der Trend zum E-Bike und die coronabedingten Engpässe am Markt lassen das Durchschnittsrad immer teurer werden. Dennoch ist die Zahl der gestohlenen Fahrräder im Kreis Unna rückläufig – ein scheinbarer Widerspruch, der sich aber erklären lässt.
Im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Unna, also in den kreisangehörigen Kommunen außer Lünen, sind im vergangenen Jahr 767 Fahrraddiebstähle gemeldet worden. 2020 waren es noch 870, im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Fallzahl sogar noch vierstellig bei 1075.
Auch diese Entwicklung dürfte etwas mit der Pandemie zu tun haben, allerdings im Guten wie im Schlechten, wie die Polizei nun bei der Vorstellung ihrer Kriminalstatistik erklärte.
Die Fälle, die die Polizei aufklären konnte, lassen durchaus annehmen, dass das Fahrrad als Beutegut für den Weiterverkauf beliebt ist. Hoher Warenwert, gute Verfügbarkeit und ein geringes Risiko, geschnappt zu werden, scheinen das Fahrrad zum Gegenstand der sogenannten „Beschaffungskriminalität“ von Drogenabhängigen gemacht zu haben. Und es mag Fälle geben, in denen Abhängige, die früher in Wohnungen eingebrochen sind, zum Fahrraddieb werden.
Einen Beleg dafür liefert die lokale Verteilung der Zahlen. Wohnungseinbrüche waren 2020 und 2021 relativ selten, was sich einfach damit erklären lässt, dass die Leute mehr Zeit zu Hause verbracht haben. Doch bei den Fahrraddiebstählen gibt es eine Spreizung: Hinter dem behördenweiten Rückgang um fast 12 Prozent stehen lokale Zahlen, die von einem Minus von 34 Prozent in Unna bis zu einem Plus von 146 Prozent in Holzwickede reichen.
In Werne (+28 Prozent) gelange es der Polizei, einen Dieb zu ermitteln. Und er stahl Räder gleich serienmäßig, um sie zu verkaufen. Der Ermittlungserfolg bei Mehrfachtätern lässt dann auch die Aufklärungsquote steigen. Doch mit 12,4 Prozent im vergangenen Jahr lässt sie das Entdeckungsrisiko für einen Kriminellen dennoch gering erscheinen.
In Bewegung ist ein Fahrrad schwer zu stehlen
Dass die Zahl der Diebstähle im vergangenen Jahr abermals gesunken ist, erklärt die Polizei mit einem veränderten Nutzerverhalten in gleich mehreren Punkten. Nummer eins: Es wurden in der Pandemie zwar viele Fahrräder neu angeschafft und hoffentlich auch gefahren, aber wohl seltener im Freien geparkt. Und im Fahren unterm Sitzpolster weggerissen wird den wenigsten Radfahrern ihr Fahrzeug.

Solche Großparkplätze, wie sie sich an Schulen, Universitäten, Bahnhöfen oder am Rande von Großveranstaltungen bilden, sind für Fahrraddiebe ein gutes Jagdrevier. Die Auswahl ist groß, ein schlecht gesichertes Rad schnell gefunden. Und wer hüfttief im Stangengewirr steckt, bei dem sieht man kaum, ob er einen Schlüssel oder einen Seitenschneider in der Hand hält. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Schulschließungen, Home-Office und Veranstaltungsabsagen trugen dazu bei, dass sonst üppig gefüllte Fahrradparkplätze nur spärlich besetzt waren.
Wer viel Geld ausgibt, passt besser auf sein Rad auf
Punkt zwei: Teurere Räder sind manchmal besser geschützt. Vermutlich trage daher auch der E-Bike-Trend dazu bei, dass zumindest ein Teil der Radfahrer mehr unternimmt, um Dieben das Leben schwer zu machen.
Pedelecs sind teurer als ansonsten vergleichbare Räder ohne Antriebshilfe. Das macht sie zwar für Diebe interessant, doch zugleich mache sich der Käufer mehr Gedanken um den Schutz seines Eigentums. Wer mehrere tausend Euro für das Fahrzeug ausgibt, gönnt sich vielleicht auch ein besonders hochwertiges Schloss und die Nutzerkarte für eine Radstation. Darin steckt eine Lehre für alle Radfahrer, ob ihr Rad nun „High Tech“ oder „Low Budget“ ist: Gut anketten mit stabilem Markenschloss, Parkplätze mit echter Überwachung oder zumindest sozialer Kontrolle wählen und das Rad nicht länger verlassen als nötig.
Verwurzelt und gewachsen in der Hellwegbörde. Ab 1976 Kindheit am Hellweg in Rünthe. Seit 2003 Redakteur beim Hellweger Anzeiger. Hat in Unna schon Kasernen bewacht und grüne Lastwagen gelenkt. Aktuell beäugt er das politische Geschehen dort und fährt lieber Fahrrad, natürlich auch auf dem Hellweg.
