
Als Walter Weiher vor 50 Jahren in die SPD eintrat gab es noch blaue Parteibücher. Mittlerweile hat er auch das übliche rote Mitgliedsbuch. © Heiko Mühlbauer
Walter Weiher: Die 50-jährige SPD-Mitgliedschaft feierte er im Sauerland
Kommunalpolitik
Mehr als ein Jahrzehnt bestimmte Walter Weiher die Kommunalpolitik in Schwerte. Nach seinem Abschied gab es Streit mit den Genossen. Dennoch feierte er jetzt 50 Jahre SPD-Mitgliedschaft.
Mit ihren Fraktionsvorsitzenden im Rat ging die Schwerter SPD in der Vergangenheit nicht immer pfleglich um, und die schonten ihre Partei auch nicht. So reibungslos wie beim Wechsel von Angelika Schröder zu Marc Seelbach ging es lange nicht mehr. Mal traten die Vorsitzenden zurück, mal wurden sie abgewählt.
Walter Weiher trat 2004 selbst von diesem Posten ab. Von einem Job, in den er immerhin zehn Jahre immer wieder gewählt wurde. Doch auch sein Abgang ging nicht geräuschlos über die Bühne. Der Ex-Kapitän habe das Schiff SPD verlassen, hieß es damals hinter vorgehaltener Hand. Weiher entgegnete auf diese Gerüchte stets, er habe nur den Ortsverein gewechselt, nicht die Partei.
Jetzt feierte er sein 50-jähriges Parteijubiläum, aber nicht in Schwerte, sondern in Neheim-Hüsten. Denn dort ist Weiher als SPD-Mitglied eingeschrieben.
Ganze Familie war in der SPD
1972, im Jahr der Olympischen Spiele in München, trat Walter Weiher in die SPD ein. „Meine ganze Familie war in der SPD“, sagte er zu seinem Motiv. Sein Parteibuch, übrigens noch ein blaues, kündet davon: Denn Monat für Monat wurden hier die Marken für die Mitgliedsbeiträge eingeklebt. Drei Mark zahlte er damals pro Monat.
Bis 1980 blieb Weiher Parteisoldat. Dann wählten ihn die Genossen zum Vorsitzenden des Ortsvereins Geisecke. 1982 wurde er Ratsmitglied, zehn Jahre später Fraktionschef. 2004 trat er von allen Ämtern zurück.
Duelle mit CDU-Fraktionschef Erwin Ettling
Im Rat sind seine Duelle mit dem CDU-Fraktionschef Erwin Ettling in Erinnerung. Bis 1999 wusste Weiher die Mehrheit hinter sich, danach kam Ettling in diese Position. In der Sache gaben sich die beiden nichts. Im Rat ging es zumeist hoch her. Doch danach gab man sich auch immer wieder die Hand. Weiher und Ettling besuchten sogar privat gemeinsam Heimspiele des BVB. „Erwin Ettling war ein alter Schulfreund von mir, daran hat auch nichts geändert, dass wir im Rat Konkurrenten waren“, sagt Weiher heute.
Überhaupt sei damals alles weniger persönlich gewesen. „Wir haben in der Sache gestritten, aber konnten immer miteinander reden.“ Als Erwin Ettling 2004 überraschend starb, endete auch die politische Laufbahn von Walter Weiher. Das war natürlich ein tragischer Zufall, aber irgendwie auch schlüssig.
2004 den Ehrenring der Stadt erhalten
2004 erhielt er den Ehrenring der Stadt Schwerte für sein langjähriges Engagement im Stadtrat. Und da kann er einige Erfolge aufweisen. Persönlich ist er auf die Übernahme der Stromversorgung von VEW und Elektromark gegen den Willen der CDU stolz.
Nach dieser Entscheidung seien die Stadtwerke erst zu einem großen Dienstleistungszentrum geworden. Und auch die Neuentwicklung von Geisecke mit Gewerbegebiet und Einkaufszentrum falle in seine Zeit.
Brief brachte dem Obelix von Geisecke Ärger ein
Doch zwei Jahre nach seinem Abschied wurde es noch einmal rau für den streitbaren Politiker, den sein Freund und Konkurrent Ettling mal den „Obelix von Geisecke“ genannt hatte. Ein Brief war (vermutlich gezielt lanciert) aufgetaucht, in dem Weiher seine Dienste ausgerechnet dem Immobilienentwickler angeboten haben soll, der das Einkaufszentrum am Markt gebaut hat. Die örtliche SPD schäumte, und Weihers zahlreiche Feinde meldeten sich zu Wort.
Der SPD hat Weiher, anders als sein langjähriger Mitstreiter und Bürgermeister Rolf Schmerbeck, nie den Rücken gekehrt. Allerdings wechselte er den Ortsverein, In Neheim-Hüsten bekam er jetzt auch seine Ehrenurkunde überreicht.
Und was macht der Politrentner heute? „Meine Frau und ich sind erst viel durch Europa gereist. Aber seit wir niemanden mehr haben, der den Hund in unserer Abwesenheit nehmen kann, reisen wir mit Hund durch Europa.“
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
