Auch für die Schulgemeinde des 13-Jährigen ist es ein großer Schock: Der Junge aus Schwerte, der am Montag (17.4.) auf einen Güterwaggon kletterte und einen schweren Stromschlag erlitt, ist inzwischen an den Folgen seiner Verletzungen im Krankenhaus gestorben. Darüber haben wir berichtet.
Einer seiner Lehrer hat mit unserer Redaktion darüber gesprochen, wie man den Kindern und Jugendlichen an der Schule jetzt beisteht – und auch der Familie des Opfers, besonders der älteren Schwester des Jungen.
Sensibler Umgang
„Es ist für uns alle keine leichte Situation“, sagt der Lehrer, der den 13-Jährigen aus dem Unterricht gut kannte, auf Anfrage am Telefon. Man merkt ihm während des Gesprächs an, dass er selbst sehr betroffen ist. Trotzdem versucht er zu helfen. Mit den Eltern des Kindes stehe man durchweg in engem Kontakt. „Wir kümmern uns um die Freundinnen und Freunde des Jungen, und natürlich besonders auch um die große Schwester. Wir gehen ganz sensibel mit ihnen um.“
Alles laufe sehr unaufgeregt, still und sachlich im kleinen Rahmen ab; die gesamte Schulgemeinde sei durch die Schulleitung informiert worden. „Hier halten alle zusammen. Wir stehen uns gegenseitig bei.“

Die Bezirksregierung Arnsberg und der Kreis Unna sind ebenfalls informiert und unterstützen die Trauerarbeit an der Schule mit Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorgern, mit denen die Jungen und Mädchen bei Bedarf sprechen können. „Wir sind an dieser Stelle nicht allein, das ist gut so“, sagt der Lehrer.
Das gesamte Kollegium hätte sich trotz des Schocks schnell gefasst, um professionell mit den Gefühlen der Kinder umgehen zu können. Auch eine Gedenkmöglichkeit soll im Schulgebäude eingerichtet werden.
Während im Moment die Trauerarbeit im Vordergrund steht, soll zu einem späteren Zeitpunkt in der Schule auch noch einmal aufgearbeitet werden, wie es zu dem Unglück gekommen ist – dazu sollen Experten von Polizei oder Feuerwehr mit den Schülerinnen und Schülern sprechen.
Denn der 13-Jährige war verunglückt, nachdem er auf einen Güterwaggon geklettert war. Dort hatte sich ein Lichtbogen gebildet, und das Kind erlitt einen Stromschlag. „Dass die Kinder erfahren, wie gefährlich solche Situationen sein können, ist auch ein großes Anliegen der Eltern“, erklärt der Lehrer.

Gegen die Ohnmacht
Dass die Schule den Kindern Raum zum Trauern gibt, sei sehr gut, erklärt Walburga Schnock-Störmer. Sie ist Trauerbegleiterin und pädagogische Leiterin im Leuchtturm e.V., einem Verein zur Trauerbewältigung in Schwerte. „Wenn die Seele aufgewühlt ist, sind Gesprächspartner vor Ort wichtig.“
Auch eine Stelle zum Gedenken sei ein Ort des Trostes. „So eine Botschaft macht ohnmächtig. An einem Gedenkort kann man etwas tun, eine Kerze anzünden oder einige Gedanken aufschreiben. Diese Rituale zeigen: Ich kann handeln“, erklärt die Expertin.
Die Schule sei trotzdem auch weiter ein Ort der Normalität für Kinder und Jugendliche. „In Krisenzeiten braucht man ein Geländer, das einem Halt gibt. Das kann die Schule sein. Kinder springen wie in Pfützen in ihre Trauer hinein und wieder hinaus. Es tut ihnen gut, in Momenten der Trauer mit Menschen sprechen zu können – aber genauso gut tut es, sich auch wieder auf das Leben zu konzentrieren.“
Ganz wichtig sei auch, dass die Schule ein Ort der Solidarität sei. „Hier gibt es viele andere, die den Jungen gekannt haben. Man kann Geschichten erzählen und Erinnerungen teilen.“ So wie es auch der Lehrer des Kindes formuliert hatte: „Wir halten hier alle zusammen.“
Um die Familie in ihrer Trauer zu schützen, sollen der Name der Schule und des Pädagogen an dieser Stelle nicht genannt werden. Sie sind unserer Redaktion aber bekannt.
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