"Totenmesse für Schwerte" wegen Marktplatzumbau Wortwahl berechtigt oder geschmacklos?

Totenmesse wegen Marktplatzumbau: Wortwahl berechtigt oder geschmacklos?
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Das Thema Marktplatz bleibt umstritten. Auch wenn politisch der Ausbau längst beschlossene Sache ist, will das Bündnis der Bürgerinitiativen nicht nachlassen. Für Freitag, 28. Oktober, kündigen die Initiativen eine Kundgebung auf dem Marktplatz an. Ab 17 Uhr wollen die Bürgerinitiativen gemeinsam mit Landwirten auf dem Markt eine Kundgebung abhalten, zu der man neben den Bürgern auch Lokalpolitiker einladen will. Als plakativen Titel hat man „Requiem für Schwerte“ gewählt.

Die Wortwahl zeigt auch, dass das Tischtuch zwischen den Bürgerinitiativen und der Stadt längst zerrissen ist. Schon im Vorfeld der Veranstaltung meldete sich die SPD mit einer Stellungnahme zu Wort. Darin heißt es unter anderem: Die Entwicklung der Bürgerinitiative angesichts der sprachlichen Zuspitzung bereitet uns aktuell jedoch große Sorgen. Begriffe wie „Ghetto“ für ein Wohngebiet, „Karte der Zerstörung“ im Kontext von Schulbauten und aktuell das Feiern einer „Totenmesse“ auf dem Marktplatz zeigen uns, dass es hier längst nicht mehr um das Ringen um Positionen und Ergebnisse geht.

Auch ein Antrag auf einen Bürgerentscheid zur Marktplatzumgestaltung in Schwerte scheiterte.
Auch ein Antrag auf einen Bürgerentscheid zur Marktplatzumgestaltung scheiterte. © Johannes Staab (Archiv)

Umstritten ist auch, wie viele Anhänger das Bündnis der Bürgerinitiativen tatsächlich hat. Im vergangenen Jahr hatte man eine gemeinsame Kundgebung auf dem Markt veranstaltet. Damals traten sechs Bürgerinitiativen erstmals öffentlich gemeinsam auf. Doch einige der Anliegen haben sich mittlerweile erledigt. Der Neubau der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule in Wandhofen und auch in Holzen wurde vom Rat abgelehnt, genauso wie das geplante Neubaugebiet auf der Schwerterheide. Ob unter diesen Umständen am Freitag wieder bis zu 300 Menschen auf den Marktplatz kommen, wird sich zeigen. Denn während die Bürgerinitiative für sich in Anspruch nimmt, für einen großen Teil der Schwerter Bevölkerung zu sprechen, schreibt die SPD in ihrer Stellungnahme von einer kleinen, aber lauten Gruppe.

Von beiden Seiten befeuert

Der Konflikt um den Marktplatz wurde in der Vergangenheit von beiden Seiten befeuert. So gab es zunächst eine Gruppe, der es um die Rettung der Bäume auf dem Marktplatz ging. Denn die Planer hatten zwar neue Grünanpflanzungen geplant, wollten aber etliche Bäume fällen. Die Gruppe, die ein Bürgerbegehren zu diesem Thema anstrebte, scheiterte mit ihrem Antrag zweimal an formellen Gründen.

Gesprächsfaden abgerissen

Und auch wenn die Stadt letztlich einen Plan vorlegte, wie man alle Bäume retten konnte, war der Gesprächsfaden abgerissen. Denn mittlerweile forderten die Bürgerinitiativen den Markt auch aus finanziellen Gründen gar nicht mehr umzubauen. Auch wenn das Land fast drei Millionen Euro für die erste Ausbaustufe bewilligt hat, bleibe ein sechsstelliger Betrag an der Stadt hängen.

530.000 Euro Planungskosten

Schon jetzt hat die Stadt 530.000 Euro für die Planung und den Ideenwettbewerb zum Umbau des Marktplatzes ausgegeben. Auch diese Kosten sind förderfähig und werden jetzt zu 80 Prozent erstattet. Ob das aber so bleibt, wenn man nicht umbaut, ist fraglich

Fest steht, dass Stadtverwaltung und das Bündnis „Gemeinsam für Schwerte“ sich gegenseitig Fehlinformationen vorwerfen. Mal geht es um das Pflaster auf dem Markt, mal um Laternen oder um Bäume. Mittlerweile ist jeder Punkt umstritten.

Gesichtslos oder notwendig?

Und während das Bündnis argumentiert: „Sollten die getroffenen Entscheidungen der Verwaltung und des Rates in der geplanten Form umgesetzt werden und zukünftig weitere Entscheidungen in ähnlicher Art ergehen, bedeutet dies nicht nur den finanziellen Ruin unserer Stadt, sondern auch den Ausverkauf unserer Identität, eine Unterstützung des Klimawandels und ein Abrutschen in die Beliebigkeit einer gesichtslosen Kleinstadt.“

Entgegnet die SPD in ihrer Stellungnahme: In den letzten 20 Jahren wurde seitens der Stadt wenig bis gar nichts in unsere öffentliche Infrastruktur investiert. Notwendige Investitionen in Schulen, Kindergärten und Spielplätze sowie dringliche Investitionen in der Innenstadt, des öffentlichen Wohnungsbaus und des klimagerechten Stadtumbaus wurden nun seit 2020 vom Rat mit wechselnden, aber deutlichen Mehrheiten vorangetrieben. Da ist einiges passiert, aber es ist immer noch nicht ausreichend.

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