Tierärztin Christina Nöske legt in ihrer Praxis Bögen aus, mit denen man an der Petition gegen die Tierarzneimittelverordnung teilnehmen kann. © Holger Bergmann
Antibiotika-Verbot
Schwerter Tierärztin warnt: So werden Haustiere künftig unnötig leiden
Weitgehend unerkannt von einer breiten Öffentlichkeit nähert sich 2022 ein Problem, das vor allem Haustier-Halter betrifft: Hunde, Katzen oder Hamster können dann im Zweifel nicht mehr geheilt werden.
„Uns geht das Hauptinstrument zur Behandlung von Haustieren verloren“, sagt die Schwerter Tierärztin Christina Nöske zu einem Problem, das gerade alle Tierärzte und viele Tierbesitzer beschäftigt. Ab Anfang 2022 dürfen Tiere in der EU nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden.
Tierärzte wie Christina Nöske fürchten, dass sie viele Tiere dann nicht mehr angemessen behandeln können. Dass viele Tiere dann leiden oder frühzeitig sterben müssen. Deshalb beteiligt sie sich an einer Online-Petition gegen das Gesetz.
Mit diesem EU-Gesetz sollen die eigentlich für Menschen entwickelten Antibiotika geschützt werden. Antibiotika, die eigentlich Menschen heilen sollten, wurden bislang auch massenhaft in der Massentierhaltung eingesetzt.
Entwicklung resistenter Keime
Tiere in der Fleischproduktion werden in der Regel unter nicht gerade sauberen Bedingungen gehalten, da verbreiten sich schnell alle möglichen Erreger. Antibiotika sollen die Tiere bis zur Schlachtung gesund halten.
Doch der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika hat zur Entwicklung resistenter Keime geführt. Damit werden diese Medikamente wirkungslos und stehen Menschen nicht mehr zur Verfügung.
Beschluss im September
Die bereits 2019 beschlossene Tierarzneimittelverordnung, die im September noch mal durch das EU-Parlament geht, um die endgültige Liste der Antibiotika zu beschließen, soll diese Entwicklungen beenden.
Für die Tierärzte geht das Gesetz jedoch zu weit. Denn der Einsatz von Antibiotika wird nicht nur in der Massentierhaltung verboten, sondern für die gesamte Tiermedizin.
Tiere müssen leiden
Die Tierärzte fühlen sich ungerecht behandelt. Denn sie helfen seit Jahren, die Entwicklung resistenter Bakterien zu verhindern. „Wenn eine Behandlung mit einem Antibiotikum angezeigt ist, entnehmen wir zunächst eine Probe und im Labor wird untersucht, welches Antibiotikum benutzt werden soll.“
Bereits diese Vorgehensweise stand in der Kritik, weil die Tiere bis zur Antibiotika-Entscheidung im Labor nicht behandelt werden können und weiter leiden müssen.
Moderne Antibiotika, die Namen tragen wie Fluorchinolone, Cephalosporine der 3. und 4. Generation, Polymyxine und Makrolide, sollen den Menschen vorbehalten sein.
Es wird einen Schwarzmarkt geben
In den Augen von Christina Nöske sind die Haustiere in Zukunft doppelt gefährdet. Zum einen, weil ihnen die heilende Behandlung vorenthalten wird. Zum anderen, weil das Verhalten vieler Tierbesitzer vorhersehbar ist.
„Es wird einen Schwarzmarkt für Antibiotika geben“, glaubt Christina Nöske. Man könne praktisch alles im Internet aus dem Ausland bestellen. Und dann würden die Besitzer ihre Tiere ohne Beratung behandeln. Das werde lebensgefährlich für die Tiere.
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