
© Reinhard Schmitz
Entscheidung über Fleitmann-Schule im Rat: Kosten, Bürgerprotest, Standort
Ratssitzung
40 Millionen Euro für die Fleitmann-Schule? Das war dem Schulausschuss im Sommer 2020 zu teuer. Wenn am Mittwoch (5.5.) im Rat entschieden wird, geht es um einen Neubau für 70 Millionen Euro.
Am Mittwoch (5.5.) entscheidet der Rat über einen möglichen Neubau der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule. Eine Entscheidung, die vor knapp einem Jahr auch schon mal auf der Tagesordnung der damaligen Ratsmitglieder stand. Im Juni 2020 hatte die Verwaltung dem Schulausschuss die ersten Ausbaupläne für die Schule vorgestellt. Damals wollte man die kleine Turnhalle im Schulzentrum Nord-West abreißen und auf dem bestehenden Schulgelände einen Anbau errichten, sodass man in den Gebäuden von Real- und Hauptschule eine fünfzügige Gesamtschule unterbringen kann. Dass die bestehenden Gebäude auch stark sanierungsbedürftig waren, hatte man damals auf dem Schirm.
Neues Gebäude sollte günstiger werden
Vor allem aber sorgten sich die Politiker damals um die hohen Kosten: 40 Millionen Euro sollte die Sanierung kosten, um am Ende dennoch ein altes Gebäude zu bekommen. Für das Geld könne man ohne weiteres neu bauen, glaubte die Mehrheit des Schulausschusses und gab eine Untersuchung in Auftrag, was Sanierung, Neubau auf dem eigenen Gelände und Neubau auf der grünen Wiese kosten würden. Und trat damit eine Lawine los.
Im Februar stellte das Büro KVL-Bauconsult die Ergebnisse vor: Eine Sanierung würde demnach mindestens 42 Millionen Euro kosten, der Neubau auf dem eigenen Gelände 64 Millionen und der Neubau auf der Grünen Wiese 68 Millionen (ohne Grundstückskauf). Eigentlich war damit klar: Der Neubau wird nicht unwesentlich teurer. Aber, und auch das hatte die Firma geliefert: Der Neubau bietet andere Vorteile. Man kann nach der Vorgabe neuester pädagogischer Konzepte bauen, das Gebäude ist eben keine gebrauchte Schule, sondern eine neue, und die Schüler müssen - zumindest beim Bau auf der grünen Wiese - nicht in einer Baustelle zur Schule gehen.
Nachbarn waren verärgert
Allerdings hatte man für den Neubau ein Grundstück am Großen Feld ausgeguckt, ohne zuvor mit den Nachbarn dort gesprochen zu haben. Die erfuhren aus den Medien von den Plänen und reagierten dementsprechend verschnupft. Eine große Schule dort, wo man bislang auf ein Feld geschaut hatte. Der zusätzliche Verkehr, der, auch wenn man das Gebäude über die Wannebachstraße anbinden will, vermutlich in ihren Anliegerstraße landen würde - das brachte sie auf die Barrikaden.
Der Schulausschuss beschloss im April mit Mehrheit einen Neubau, ließ aber offen, wo der entstehen sollte. Das ist Aufgabe des Rates am Mittwoch (5. Mai). Ob und wo neu gebaut wird, da haben die Beteiligten unterschiedliche Meinungen.
SPD sieht klare Vorteile im Neubau
So ist die SPD für Neubaupläne: „Nur ein Neubau – das ist das klare Ergebnis des Wirtschaftlichkeitsgutachtens – ermöglicht der Gesamtschule, ihr pädagogisches Konzept richtig umzusetzen. Um eine solche Schule, wie wir sie jetzt beschließen wollen, werden uns andere Kommunen beneiden“, schreibt die Fraktion in einer Stellungnahme. Die Sanierung im Bestand sei ein Abenteuer, denn die bestehenden Gebäude seien in verschiedenen Jahrzehnten entstanden.
Grüne für Sanierung im Bestand
Für eine Sanierung im Bestand plädieren die Grünen. Sie sehen zum einen den aktuellen Standort der Schule als ein Argument für die Sanierung an, haben zum andern aber auch den Haushalt im Blick. „Der Neubau würde für viele Jahre die Gestaltungsmöglichkeiten in unserer Stadt dramatisch begrenzen“, argumentieren sie in einer Stellungnahme.
Auswirkungen auf den städtischen Haushalt
Doch selbst das wird derzeit strittig diskutiert: Die Befürworter eines Neubaus werfen da die speziellen Abschreibungsmöglichkeiten in städtischen Haushalten ins Spiel. Danach darf man ein neues Gebäude dem Vermögen der Stadt zurechnen und kann es über 80 Jahre abschreiben, bei einer Sanierung geht das nicht.
Den Nachbarn, die ihren Protest am Mittwoch vor dem Rathaus angekündigt haben, geht es vor allem um den Standort der geplanten Schule. Und über den will der Rat nach Ankündigungen hinter geschlossenen Türen, im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, beraten.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
