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Teurer Kompromiss soll das Ruhrtalmuseum retten - 1,9 Millionen zusätzlich beantragt
Ratssitzung
Ein Kompromiss soll die Sanierung und den Umbau des Ruhrtalmuseums sichern. Denn die Lücke, die sich in den Baukosten auftut, beträgt knapp 1,9 Millionen Euro. Und es gibt weitere Risiken.
Kurz vor der Ratssitzung gab es den Durchbruch. Intensive Gespräche seien es gewesen, so die Beteiligten. Am Ende stand ein Kompromiss, den SPD und CDU in einen Antrag gegossen haben: Damit hofft man, ist das Projekt Schwerter Mitte und vor allem der Umbau des Ruhrtalmuseums gerettet.
Der Bürgerschaftsgedanke war Fluch und Segen
Der Bau des Ensembles Schwerter-Mitte wird von einer Bürgerstiftung betrieben. Die wurde von Vertretern der Evangelischen Gemeinde, des Museums-Vereins und des Städtischen Kulturbetriebs geleitet. Später kam dann auch noch Tobias Bäcker von der Rohrmeisterei hinzu, der über Erfahrung im Stiftungsgeschäft verfügt. Mittlerweile sind von den ursprünglichen Stiftungsvorständen nur noch Ulrich Halbach, der damals die Gemeinde vertrat, und Josef Bender vom Museumsverein übrig. Die KuWeBe-Vertreterin trat von ihrem Amt und damit auch aus der Stiftung zurück, Bäcker kümmerte sich wieder ausschließlich um die Rohrmeisterei. Zusätzlich hat man in der jüngeren Vergangenheit den Architekten Thomas Buhl mit ins Boot geholt.
Der Bürgerschaftsgedanke war bei der Geburt des Projekts vor über fünf Jahren einer der Eckpfeiler. Aber das barg auch ein großes Problem. Denn der Umbau derart alter und historischer Gebäude birgt seine Risiken. Und eine Stiftung, zudem eine Bürgerstiftung mit wenig Eigenkapital, bedeutete auch, dass das Projekt finanziell auf Kante genäht war. Die Stadt haftet zwar am Ende, zahlt aber für Gebäude, die ihr nicht mehr gehören.
Erste Probleme bei Untersuchung der Marktschänke
Schon die erste Untersuchung der alten Marktschänke zeigte, hier wird alles teurer, als man sich das zunächst gedacht hatte. Dann kam das Statikgutachten für den bereits begonnenen Museumsumbau. Bereits in den Jahren 1979 und 80 hatte man bei einem Umbau derart viel am alten Ruhrtalmuseum verpfuscht, dass der Bau eigentlich nicht mehr für die Öffentlichkeit hätte genutzt werden dürfen. Das verteuerte die Baukosten. Aufzuhören war aber auch keine Alternative. Denn selbst wenn man sich eine Bauruine am Markt hätte leisten wollen, müsste man bereits geflossene Fördermittel zurückzahlen.
Kompromiss sieht mehr Kontrolle vor
Der Kompromiss, den SPD und CDU vorschlugen, sieht nun vor, dass die Stadt knapp 1,9 Millionen Euro beim Land als Fördermittel für die zusätzlichen Baukosten beantragt. Ein Beirat wird die Bürgerstiftung unterstützen und begleiten. Der soll nicht nur finanziell die Kontrolle behalten, sondern auch gemeinsam mit der Stiftung das Nutzungskonzept für das Ensemble anpassen.
Der große Streitpunkt, wer denn für einen Fachmann bezahlen muss, der als Projektsteuerer die Baukosten im Griff behalten soll, wurde salomonisch geschlichtet. Der Projektsteuerer wird den geförderten Baukosten zugeschlagen. Den Eigenanteil dafür, rund 20 Prozent, muss die Bürgerstiftung zahlen.
SPD-Fraktionsvorsitzende Angelika Schröder dazu: „Wir entscheiden hier über eine riesen Menge Geld. Da können wir nicht einfach nur sagen, das machen wir so. Die Wertschätzung für die Bürgerstiftung ist groß, aber wir können nicht 1,9 Millionen Euro beantragen und sagen, alles bleibt wie es ist.“
Nicht glauben, es sei jetzt geschafft
Und CDU-Ratsherr Schrezenmaier betonte: „Ich werde zustimmen, aber mit großen Bauchschmerzen. Der Rat hat schon lange gewusst, wie groß die Schieflage ist. Warum soll sich das jetzt durch den Beirat ändern?“ Er hege auch Zweifel, dass man genügend Stifter findet, die Schwerte so verbunden sind.
Der Beschluss für den Antrag und damit die Rettung des Projekts fiel am Ende einstimmig. Ob damit die Kuh vom Eis ist? SPD-Ratsherr Marc Seelbach glaubt das nicht: „Der baustatische Zustand des Gebäudes ist erschreckend. Wir sollten also nicht nach der Ratssitzung tief durchatmen und glauben, alles sei jetzt gut.“
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
