
© picture alliance/dpa
SB-Terminals zu hoch für Rollstuhlfahrer – doch der Hersteller spricht von „barrierefreiem Banking“
Barrierefreiheit
Überweisungsterminals, die zu hoch sind für Rollstuhlfahrer: Wie kann das sein? Sparkasse und Volksbank in Schwerte erklären, niedrigere Geräte würden nicht mehr hergestellt. Der Hersteller weicht aus.
Aufgefallen war das Problem, weil ein Sparkassenkunde sich bei der Redaktion gemeldet hatte: Eine Seniorin im Rollstuhl hatte eine Überweisung nicht tätigen können, weil sie – im Rollstuhl sitzend - das zu hohe Terminal des Automaten im SB-Bereich der Sparkassen-Hauptstelle nicht hatte erreichen können.
Das hatte der Kunde beobachtet – und sich gefragt, warum die Automaten nicht behindertengerecht niedriger gebaut seien.
Stefan Knoche von der Stadtsparkasse nimmt kurz darauf Stellung zu der Situation – und bedauert das Problem. Seine Begründung: Die Hersteller böten schlicht keine Terminals mehr an, die im Sitzen zu bedienen seien. Für jeden Kunden könne aber eine individuelle Lösung gefunden werden.
Volksbank: „Automaten sind nicht optimal“
Auch die Nachfrage bei der benachbarten Volksbank ergibt: Das Problem gibt es in vielen Geldinstituten. „Wir haben einen ebenerdigen Aufgang und niedrige Geldautomaten – aber die Überweisungsautomaten sind nicht optimal für Menschen mit Behinderung. Das muss ich offen und ehrlich sagen“, erklärt Volksbankleiter Lars Kessebrock.
Wer im Rollstuhl sitzend eine Überweisung tätigen wolle, müsse seitlich an den Automaten heranfahren. „Dann muss man sich schon etwas verdrehen“, sagt Kessebrock. „Man kann das Terminal sicher bedienen, aber optimal ist es nicht.“
Auch der Volksbankleiter sagt: Überweisungsgeräte, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind, würden nicht mehr hergestellt. „Die Nachfrage nach solchen Geräten ist inzwischen so gering, dass sich die Produktion nicht mehr lohnt“, vermutet Kessebrock.
Mitarbeiter erklären Online-Banking in der Filiale
Denn das Nutzungsverhalten der Kundinnen und Kunden habe sich geändert: Viele nutzten das Online-Banking. „Bei uns haben sich knapp 70 Prozent für das Online-Banking freigeschaltet“, erzählt der Volksbank-Leiter.

Lars Kessebrock ist Leiter der Volksbank Schwerte. © Bernd Paulitschke
Die Situation täte ihm Leid. Kessebrock sagt aber: „Wir können das Online-Banking auch in der Filiale erklären. Mit unseren iPads, oder der Kunde bringt sein eigenes Gerät mit.“ So könne man seine Überweisungen bequem von zu Hause aus erledigen.
Hersteller weicht aus: „Erfüllen alle Anforderungen“
Und was sagt der Hersteller selbst? Die Überweisungsautomaten der Sparkasse werden von der „Diebold Nixdorf Holding Germany“ hergestellt, einem internationalen Unternehmen mit deutschem Sitz in Paderborn.
Die konkrete Nachfrage, ob die sogenannten Kiosk-Terminals zum Sitzen wegen sinkender Nachfrage nicht mehr hergestellt würden, wollte man am Telefon zumindest offiziell nicht bestätigen.
Die Aussage seitens des Herstellers, die eine Woche nach unserer Anfrage durch die Unternehmenskommunikation in den USA freigegeben worden war, lautet: „Grundsätzlich erfüllen alle unsere SB-Systeme sowohl der aktuellen als auch der vorherigen Generationen die international gültigen ergonomischen Richtlinien und Anforderungen für ein barrierefreies Banking.“
Ob das diejenigen Kunden der Geldinstitute, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, genauso sehen, ist allerdings fraglich.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
