Zwischen C&A und dem Café Extrablatt in Schwerte sollen während des Verkehrsversuchs keine Autos fahren dürfen.

Zwischen C&A und dem Café Extrablatt sollen während des Verkehrsversuchs keine Autos fahren dürfen. Dieser Punkt ist aber umstritten. © Heiko Mühlbauer

Tempo 20 in der Schwerter Innenstadt wahrscheinlich – Straßensperrung eher nicht

rnVerkehrsversuch

Tempo 20 in der gesamten Innenstadt und eine Straßensperrung an prominenter Stelle – das hatten alle Ratsfraktionen gemeinsam gefordert. Aber so einig war sich die „Einheit“ dann doch nicht.

Schwerte

, 08.09.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein zeitlich begrenzter Verkehrsversuch: Tempo 20 in der Innenstadt; Bäume in Blumenkübeln, die den Verkehr an der Brückstraße einbremsen, und die Sperrung der Durchfahrt von C&A zum Extrablatt für den Individualverkehr.

Einen mutigen Antrag hatten die Fraktionen im Rat ausgehandelt und gemeinsam formuliert. Es sei das erste Mal, dass alle Fraktionen gemeinsam einen Antrag eingebracht hätten, sagte Marco Sorg von den Grünen und dankte seinen Ratskollegen.

„Tempo 20, da kommt doch keiner mehr“

Doch das war wohl ein wenig voreilig, denn so einig war man sich dann doch nicht. „Ich habe es jetzt fünfmal gelesen, ich weiß nicht, wie das gehen soll, die Durchfahrt zwischen Extrablatt und C&A zu sperren“, eröffnete Egon Schrezenmaier die Diskussion.

Um dann gleich nachzuschieben: „Von Tempo 20 halte ich gar nichts. Fahren Sie mal die Bahnhofstraße runter, wie konzentriert Sie da fahren müssen.“ Seine Meinung: „Wir verlangen demnächst Parkgebühr und dann noch Tempo 20, da kommt doch keiner mehr.“

Vöcks: Verlagerungseffekt auf andere Straßen

Auch die Verwaltung machte schnell deutlich, dass man von der versuchsweisen Sperrung der Verbindung zwischen Nordwall und Friedensstraße nichts halte. Das gebe nur einen Verlagerungseffekt auf den umliegenden Straßenring, so Stadtplaner Christian Vöcks.

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Und SPD-Sprecher Simon Lehmann-Hangebrock erklärte: „Aus Sicht der SPD ist das Tempo-20-Gebot die effektivste Möglichkeit. Wir verhehlen nicht, dass wir die Sperrung kritisch sehen. Die führt zu Verlagerung.“ Deshalb sei der SPD eine vorgeschaltete Bürgerbeteiligung wichtig.

Zeitplan recht sportlich

Die macht wiederum einen anderen Zeitplan notwendig. Denn der Verkehrsversuch soll möglichst nicht zeitgleich mit dem Umbau des Marktes stattfinden. Mit Bürgerbeteiligung und Evaluation sei der Zeitplan sehr sportlich, so Vöcks.

Auf der Bahnhofstraße herrscht bereits Tempo 20.

Auf der Bahnhofstraße herrscht bereits Tempo 20. © Björn Althoff

Dem hielt FDP-Ratsherr Phillip Köhler entgegen: „In der als Smart City deklarierten Stadt Schwerte sollte die Bürgerbeteiligung doch über eine niederschwellig programmierte Homepage machbar sein.“ Auswerten könnten das doch dann die Ratsmitglieder selbst.

CDU: Es handelt sich ja nur um einen Versuch

Und CDU-Fraktionschef Marco Kordt warf ein, dass es sich ja nur um einen Versuch handeln würde und danach könne man nachdenken, wie es weiter gehen soll. „Mit Bürgerbeteiligung wird das vor einem Jahr nichts.“

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Prüfung soll Ende November abgeschlossen sein

Wie denn nun der Verkehrsversuch konkret ablaufen soll, dass hatte die interfraktionelle Gruppe, die sich um das Thema gekümmert hatte, ohnehin nicht detailliert beschrieben. Der Antrag war als Prüfauftrag an die Verwaltung formuliert, die soll möglichst bis zum Jahresende die Möglichkeiten prüfen.

Oder wie der Ausschussvorsitzende Bruno Heinz-Fischer (Grüne) formulierte: „Nicht auf Biegen und Brechen, aber wir wollen da dran.“

Schrezenmaier enthielt sich

So entschied man, dass die Verwaltung nun prüfen möge, was geht, inklusive der Möglichkeit, die Sperrung erst später auszuprobieren. Dann könne man ja, möglichst bei der letzten Ratssitzung des Jahres, einen Beschluss fassen. Mit diesem Passus erzielte man dann zumindest ein einstimmiges Abstimmungsergebnis. Auch weil sich CDU-Vertreter Egon Schrezenmaier enthielt.

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Der gemeinsame Antrag der Fraktionen fußte auf eine Forderung im Mitmach-Portal der Stadt. Dort hatten 100 Unterzeichner einen Verkehrsversuch „autofreie Innenstadt“ gefordert.