Sven Pistor tritt in der Schwerter Rohrmeisterei auf

Fußball-Kommentator

Seine Stimme kennen Sie bestimmt - zumindest wenn Sie Fußballfan sind. Sven Pistor moderiert seit vielen Jahren die Bundesligakonferenz "Liga live" bei WDR 2. Mittlerweile spielt der 44-Jährige sein zweites Bühnenprogramm. Damit tritt er auch in der Schwerter Rohrmeisterei auf. Wir haben mit dem Kölner ein großes Interview geführt.

SCHWERTE

, 12.01.2017, 16:42 Uhr / Lesedauer: 4 min
Radiomoderator und Fußballexperte Sven Pistor kommt in die Rohrmeisterei.

Radiomoderator und Fußballexperte Sven Pistor kommt in die Rohrmeisterei.

Fußball ist seine große Leidenschaft. Am Donnerstag, 19. Januar, tritt Sportjournalist und Bühnen-Entertainer Sven Pistor bereits zum zweiten Mal in der Rohrmeisterei in Schwerte auf. In unserem großen Interview spricht der 44-jährige Kölner über...

 

...sein Tippspiel "Alle gegen Pistor"

...seine Stimme

...sein Hobby neben dem Fußball

...seine Bühnenshow "Lektion Bundesliga"

...die Mammut-WM

 

Die Bundesliga ist gerade in der Winterpause. Wie verbringen Sie im Moment Ihre Samstagnachmittage?

Ich stehe trotzdem bei WDR2 im Studio. Der Samstag ist mein Radiotag. Wir berichten über Borussia Dortmund, die sind ja in Spanien und haben sich vorbereitet. Und über die anderen Bundesligisten. Der Fußball hört ja irgendwie nie auf. Sodass ich jetzt nicht in ein schwedisches Möbelhaus fahre, um mir Schränke zu kaufen. Ich bin Sportjournalist. Und das Wochenende ist nun mal unsere Arbeitszeit.

 

Und jetzt geht’s ja bald auch wieder los. Wer wird dieses Jahr Deutscher Meister?

Nicht RB Leipzig. Und ich glaube auch nicht Borussia Dortmund. Es werden wohl oder übel wieder die Bayern.

 

Wer steigt ab?

Das ist eine sehr spannende Frage. Darmstadt ist für mich ein Abstiegskandidat. Aber vielleicht überraschen sie mich ja mit Torsten Frings. Ingolstadt muss man auf der Uhr haben. Und vielleicht erwischt’s ja den HSV. Die machen ja seit Jahren alles dafür, runter zu gehen, und haben sich immer gerettet.

Und Ihre Kölner?

Was heißt, meine Kölner? Ich hab da so zwei Ebenen: Wenn ich in der Öffentlichkeit auftrete oder sobald ich das Studio betrete, bin ich die Neutralität in Person. Aber klar, ich bin in Köln geboren. Es gab gruselige Jahre, jetzt gerade mal eine ziemlich erfolgreiche Phase. Erstaunlich in Köln ist, wie nüchtern hier alle mit diesem Erfolg umgehen. Wenn sie Achter oder besser werden, wäre das wirklich ein riesiger Erfolg.

 

Sie haben ihr Tippspiel „Alle gegen Pistor“. Aktuell haben sie 116 Punkte, Platz 23 422. Könnte besser laufen, oder?

(lacht) Es lief auch mal ganz gut. Eine Nacht lang war ich Erster. Da habe ich beim Eröffnungsspiel der Bayern auf ein 5:0 gesetzt und es kam genauso. Ich bin so ein bisschen masochistisch veranlagt, was das angeht. Anders ist es nicht auszuhalten. Ich hatte drei schlimme Spieltage vor Weihnachten und bin 20.000 Plätze abgestürzt. Es gibt ja 70.000 aktive Tipper – und da ist das echt brutal. Das ist nicht immer lustig beim Bäcker, wenn die Leute mich anhauen. Aber sie haben ja recht.

 

Machen Sie Sympathietipps?

Nein, gar keine. Es gibt so ein paar Vereine, die haben mich echt viele Punkte gekostet. Leverkusen zum Beispiel. Dortmund auch. Oder Schalke. Wer glaubt denn, dass Schalke die ersten fünf Spiele verliert? Ich versuche immer, den Verstand tippen zu lassen. Ich ziehe Statistiken zurate, nehme mir immer die Tabelle mit allen Infos – aber am Ende ist es doch Lotterie.

 

Haben Sie sich denn ein Ziel für die Saison gesetzt?

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber: Ich will unter die besten 10.000. Wenn ich vierstellig bin, bin ich glücklich. Das habe ich noch nicht geschafft.

 

Etliche Menschen verbinden Ihre Stimme mit der Bundesliga. Was bekommen Sie für Rückmeldungen?

Man kennt unsere Stimmen aus dem Radio, aber die Gesichter bleiben eher im Verborgenen. Es kommt immer wieder vor, dass mich Leute an der Stimme erkennen. Das Coole ist, dass die Meisten sagen: „Ach Mensch, das macht mir immer so Spaß.“ Die Leute verbinden mich mit Fußball und einem angenehmen Lebensgefühl.

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Was war die kitzeligste Situation, die Sie als Moderator erlebt haben?

Da gibt es immer wieder welche. So ein Bundesligasamstag um 15.30 Uhr ist ja eine Zone der kompletten Unsicherheit. Man weiß gar nicht, was in den nächsten Sekunden passiert. Das Salz in der Suppe sind immer die Tore. Die Leute lieben das geordnete Chaos dieser Konferenz. Eine Sache, über die ich mir immer wieder Gedanken mache: Wenn ein Trainer eine schwierige Periode hat, wie André Schubert in Gladbach. Dann kommt man ja nicht vorbei, das journalistisch zu bearbeiten. Wichtig ist, dass man fair berichtet.

 

Was machen Sie, was untypisch ist für einen Sportmoderator?

Ich weiß nicht, ob es untypisch ist, aber ich habe seit jeher eine Band. Wir treffen uns und machen Musik zusammen, deutschen Gitarrenpop. Ich singe, spiele Gitarre. Wir lieben das. Es wird immer mehr zu einem Männerclub. Früher wollte ich sogar Musiker werden. Aber dann, während des Studiums, ging einer unserer Gitarristen zum Deutschlandfunk, und das fand ich dann auch interessant. Die Musik ist mein kleines Refugium. Da kann ich auch mal rumspinnen.

 

„Lektion Bundesliga“ ist schon Ihre zweite Show. Warum haben Sie sich entschieden, auf die Bühne zu gehen?

Ach, da hatte ich einfach immer Spaß dran. Ich hatte viele Bühnenmoderationen. Und die Leute haben immer sehr interessiert zugehört, wenn ich mal hinter die Kulissen der Bundesliga geblickt habe. Der Fußball ist so groß, es gibt so viele Ebenen. Da habe ich mir überlegt, diese Ebenen in einen Stundenplan zu bringen und eine Fußballschule zu machen. Ich möchte Infos geben, aber Fußball ist auch zum Lachen da. Es wird sehr lustig. Ich habe auch einen Stargast mit dabei: Nobby Dickel.

 

Warum er?

Ja, wer passt denn besser in diese Region? Ich war letztes Jahr schon in der Rohrmeisterei. Das ist ja fest in BVB-Hand. Er ist der Kult-Stadionsprecher, der Fußballgott der Dortmunder. Nobby Dickel passt wie die Faust aufs Auge. Ich freue mich sehr.

 

Was lehren Sie in der Show?

Geschichtsunterricht habe ich zum Beispiel. Dafür habe ich den Burkhard Hupe dabei. Er ist Reporter in der Bundesligakonferenz und sehr belesen. Er kümmert sich um den Bundesligaskandal Anfang der 70er-Jahre. Er hat da neue Aspekte recherchiert. Ein Thema ist auch die Gründung der Bundesliga. Ich habe das Fach Gesellschaft und Soziales. Das klingt hochtrabend. Aber es gab so viele spinnerte Aussagen von Profis und Trainern, die dann gesellschaftliche Diskussion mit sich gebracht haben. Zum Beispiel: Wie viel Deutsch muss man als ausländischer Profi lernen? Ich habe singende Bundesligaprofis im Musikunterricht. Ich will wissen, wer in der Klasse der Klugscheißer ist. Die Leute treten in einem Fußballquiz an.

 

Sind Sie ein Klugscheißer?

Nein. Ich merke, dass ich immer mehr weiß. Aber es gibt einfach Leute, die ein lebendes Lexikon sind. Ich denke, ich habe ein ganz gutes Gespür für den Fußball und die Bundesliga.

Kann man kommen, wenn man kein Fußball-Fan ist?

Ja, das ist wichtig. Das Programm ist für Fußball-Freaks, für Nostalgiker und auch für absolute Voll-Amateure. Wir erzählen ja die Geschichten der Bundesliga. Und eine gute Geschichte muss ja nur gut erzählt sein, um die Zuhörer zu packen.

 

Noch eine aktuelle Frage: Was halten Sie von der WM mit 48 Mannschaften?

Als ich das erfahren habe, war es eine Mischung aus: Mir wurde schlecht und ich musste spontan lachen. Ich finde es furchtbar. Das ist eine grundsätzlich falsche Entwicklung und ich kann nichts Gutes daran finden.

 

Aber den Spaß am Fußball verlieren sie nicht?

Nein. Ich liebe das Spiel und die Menschen und die Geschichten. Aber der Rest ist nicht meins. Bei der WM in Brasilien, mit so vielen Nebengeräuschen, haben wir immer gesagt: Der Fußball lebt und das, obwohl es die Fifa gibt.

 

Hier gibt´s Tickets
Die „Lektion Bundesliga“ beginnt am Donnerstag, 19. Januar, um 19.30 Uhr in der Rohrmeisterei, Ruhrstraße 20. Karten für 22 Euro gibt es im Internet unter www.rohrmeisterei-schwerte.de