Die Umstellung auf das sogenannte H-Gas läuft bei den Stadtwerken auf Hochtouren. Viele Kunden haben schon Besuch von den Technikern bekommen, die zur Vorbereitung der Aktion in den Wohnhäusern alle Gasgeräte erfassen.

© Reinhard Schmitz (A)

Umstellung auf russisches H-Gas in 2023 läuft: Bleibt es bei dem Plan?

rnStadtwerke Schwerte

Zum Großteil aus Russland kommt das neue H-Gas, das 2023 in Schwerte das Holland-Gas ersetzen soll. Die Vorbereitungen für die Umstellung laufen auf Hochtouren. Wie geht es damit jetzt weiter?

Schwerte

, 02.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Gaswelt lag noch im Frieden, als die Stadtwerke die große Systemumstellung für 2023 planten: Vor allem Gas aus Russland sollte als Ersatz einspringen, wenn die Vorräte in Holland in den nächsten Jahren zur Neige gehen. Da das neue Gas einen höheren Brennwert (H-Gas wie „high“ = hoch) hat als das bisherige L-Gas (wie „low“ = niedrig), müssen Düsen von Heizungsthermen und Gasherden angepasst werden.

Viele Kunden der Stadtwerke haben das schon bemerkt, weil sie Besuch von Technikern bekommen haben. Zur Vorbereitung des Vorhabens lässt der Versorger die Daten aller Gasgeräte in den Häusern erfassen, um die nötigen Ersatzteile zu bestellen.

An der Erdgasumstellung führt kein Weg vorbei

Doch wie geht es mit dem Mammutprojekt weiter angesichts des Ukraine-Kriegs, der dicke Fragezeichen hinter den Umfang künftiger Gaslieferungen aus Russland gesetzt hat? Wird es gestoppt oder zumindest angehalten? „Die Versorgungssicherheit der Schwerter Bürgerinnen und Bürger hat für uns oberste Priorität“, sagt Michaela Zorn-Koritzius, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke: „Daher wird die Erdgasumstellung wie geplant in Schwerte durchgeführt.“

Alle bislang mit L-Gas versorgten Gebiete wie NRW, Niedersachsen und Hessen müssten nach und nach auf H-Gas umgestellt werden, weil wegen rückläufiger Fördermengen L-Gas künftig nur noch sehr begrenzt zur Verfügung stehe. Ab September 2023 werde Schwerte mit dem energiereicheren H-Gas versorgt.

Michaela Zorn-Koritzius ist die Leiterin der Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken Schwerte.

Michaela Zorn-Koritzius ist die Leiterin der Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken Schwerte. © Stadtwerke Schwerte (A)

Die H-Gas Lieferungen nach Deutschland – so die Sprecherin weiter – stammen derzeit zu einem großen Teil aus Russland, aber auch aus Großbritannien, Norwegen, Katar und aus Flüssiggas-Lieferungen (LNG): „Wie hoch der Anteil an russischem Erdgas in Deutschland ist, kann von uns nicht beeinflusst werden, da wir nicht selbst importieren, sondern zur Verteilung von Erdgas auf die im deutschen Markt zur Verfügung stehenden Gasmengen zugreifen.“

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Die Versorgungssicherheit und die Verringerung der Abhängigkeit von russischem Erdgas stehe derzeit für die deutsche Politik an erster Stelle. Beispielsweise habe das Emirat Katar hat bereits eine deutliche Steigerung der Importmenge angeboten.

Flüssiggas entspricht in seiner Qualität dem H-Gas

Ob in Schwerte künftig Flüssiggas durch den Zähler strömt, werden die Stadtwerke-Kunden an ihren Thermen und Herden gar nicht bemerken. „Das in das Ferngas-Transportnetz eingespeiste Erdgas wird den H-Gas-Qualitäten entsprechen, da es lediglich zu Transportzwecken verflüssigt wird“, erläutert Michaela Zorn-Koritzius. Eine Mischung von L-Gas und H-Gas sei dabei nicht vorgesehen.

Auch die Gasherde werden im Auftrag der Stadtwerke Schwerte zu Vorbereitung der Erdgasumstellung erfasst.

Auch die Gasherde werden im Auftrag der Stadtwerke Schwerte zu Vorbereitung der Erdgasumstellung erfasst. © Reinhard Schmitz

Eine bange Frage bei den Kunden ist aber, wie sich das vermehrte Ausweichen auf Flüssiggas auf der Rechnung bemerkbar machen wird. „Die Preisentwicklung hängt, auch wenn das Erdgas zukünftig per LNG-Lieferungen nach Deutschland kommt, vom Marktpreis und der Nachfrage ab und kann von uns nicht beeinflusst werden“, sagt Michaela Zorn-Koritzius. Durch eine langfristige Beschaffungsstrategie hätten die Stadtwerke den bisherigen Preisanstieg an den Energiebörsen für ihre Kunden deutlich abmildern können.

Nur noch ein Museumsstück ist die gewaltige Gaskugel auf dem Stadtwerke-Gelände, mit der Schwerte einmal einen eigenen Speicherbehälter hatte.

Nur noch ein Museumsstück ist die gewaltige Gaskugel auf dem Stadtwerke-Gelände, mit der Schwerte einmal einen eigenen Speicherbehälter hatte. © Reinhard Schmitz (A)

Du Zukunftsaussichten für die Kunden sind aber alles andere als rosig. „Die Energiemärkte befinden sich momentan auf einem sehr hohen Preisniveau, das aus vielen auch internationalen Entwicklungen resultiert“, sagt die Stadtwerke-Sprecherin: „Der Gaspreis hat sich an den Börsen im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht und steigt weiter steil nach oben.“

Auch die Preise für Strom, Öl und Kohlen hätten deutlich zugelegt: „Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht fundamental ändern, können das die Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahresverlauf auch bei ihren Energiekosten spüren.“

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