
© Reinhard Schmitz
Neueröffnungen während Corona: „Das ist eine Innenstadt, die im Aufwind ist“
Stadtmarketing Schwerte
Neueröffnungen trotz Corona: Stadtmarketing-Chef Michael Kersting zieht Bilanz – nicht ganz ohne Stolz. Gegen den Leerstand helfe die Mietpreissenkung: 3 statt 15 Euro pro Quadratmeter zahlen.
Die Parfümerie Pieper kam in die Stadt. Das war wohl der bekannteste Name, aber längst nicht die einzige Neueröffnung, die Michael Kersting aus jüngster Zeit aufzählen kann. Das Laserdesign-Geschäft Moke Style, Royal Donuts, ein Fotograf, ein Yoga-Studio am Nordwall und bald ein Concept-Store im früheren Kettler-Geschäft gehören für ihn unter anderem noch dazu.
Und nicht zu vergessen der neue Pächter für das Bistro Denkmal. Eine Bilanz, auf die er als Leiter des Stadtmarketings in Corona-Zeiten besonders stolz blicken kann.
Mietpreis-Senkung ein gewichtiges Argument
„In 18 Monaten Corona hat es nicht eine Geschäftsschließung wegen der Pandemie in der Innenstadt gegeben, sondern es sind sogar neue dazugekommen“, erklärt Michael Kersting. Das sei eine „beachtliche Leistung“ für Schwerte.
Es sei offenbar gelungen, Anreize zu schaffen, um Schwerte als eine gute Stadt für die Ansiedlung von Existenzgründern darzustellen. „Das ist eine Innenstadt, die im Aufwind ist“, ist er überzeugt. Die Betreiber der neuen Geschäfte hätten alle von außerhalb gewonnen werden können.

Mit einem neuem Transparent kaschiert haben Stadtmarketing und Stadtverwaltung die seit einer gefühlten Ewigkeit leerstehende Gaststätte „Alt Schwerte" an der Hüsingstraße. Dahinter verschwunden ist die Werbung für ein großes Ladenlokal, das bislang an dieser Stelle nicht gebaut worden ist. © Reinhard Schmitz
Ein gewichtiges Argument hat Michael Kersting mit der kräftigen Mietpreis-Reduzierung in der Hand, die sein sogenannter „Verfügungsfonds Anmietung“ ermöglicht. Um Leerstände in der Innenstadt zu vermeiden oder zu beseitigen, tritt die Stadt als Zwischenmieter auf.
Bedingung dafür ist aber: Der Vermieter geht um 30 Prozent von dem zuvor geforderten Mietpreis herunter. Den Rest kann die Stadt dann nochmal um bis zu 80 Prozent senken. In einem Beispiel, das der Stadtmarketing-Leiter vorrechnet, müssten so statt 15 Euro am Ende nur noch 3 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden.
Fünf Ansiedlungen sind bislang durch das Projekt gelungen
Bis zu einer Dauer von zwei Jahren können die Ladenbetreiber von diesem Mietpreismodell profitieren. Man schaue sich deren Konzept vorher aber ganz genau an, sagt Michael Kersting. Damit solle verhindert werden, dass einer nur auf die günstige Miete schielt, aber mit seinem Angebot nicht die Innenstadt belebe.
Außerdem werde darauf geachtet, dass es sofort Anschluss-Mietverträge gibt für die Zeit nach dem Auslaufen der Förderung. Fünf Ansiedlungen – so der Stadtmarketing-Chef – seien mit diesem Instrument bereits gelungen. Weitere Bewerbungen habe er in der Hinterhand.
Möglich ist das Mietpreis-Modell durch einen Topf von 400.000 Euro, den das Land NRW der Stadtverwaltung aus seinem „Verfügungsfonds Anmietung“ zur Verfügung gestellt hat. Damit er in der Zeit danach nicht mit leeren Händen dasteht, hat Michael Kersting schon frühzeitig weitere Weichen gestellt: „Die Bewerbung um ein Bundesprogramm läuft.“
Stadtmarketing bietet Eigentümern unbürokratische Hilfe an
Eingesetzt werden können die Mittel zur Stärkung von zentralen Einkaufslagen in der Innenstadt. Der sogenannte „Konzentrationsbereich“ ist aber weit gefasst und erstreckt sich grob gesehen vom Bahnhof bis zum Markt. Darunter falle auch noch das City-Centrum, sagt der Stadtmarketing-Chef. Allerdings: Gefördert werden können nur leerstehende Ladenlokale bis höchstens 300 Quadratmetern Fläche.
„Gründer und Eigentümer können unbürokratisch mit dem Stadtmarketing in Verbindung treten“, bietet Michael Kersting seine Hilfe an. Dazu ist er mit seinem Büro Anfang Oktober auch vom Technopark an der Lohbachstraße mitten ins Herz der City zum Postplatz gezogen.
Das Geschäftsflächen-Management ist dort eines seiner zentralen Themen. Man müsse Erlebnisse und Anlässe schaffen, damit die Kunden in die Innenstadt gehen. Eine Vision für diesen Weg hat er immer im Kopf: „Ich bin ein Freund davon, Produktion in die Innenstadt zu bekommen.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
