
Thomas Hörner (l.) und eine Reihe von Nachbarn ärgern sich seit Jahren über das Schrotthaus mitten im Zentrum von Westhofen. Jetzt erhielten sie eine Antwort von der Stadt. © Heiko Mühlbauer
Reichshofstraße 95: Stadt prüft Enteignung von Schrott-Immobilie
Enteignung
Seit Jahren wünschen sich die Nachbarn, dass eine Schrott-Immobilie im Herzen Westhofens endlich verschwindet. Die Stadt prüft nun eine Enteignung, hat aber wenig Handlungsspielraum.
Wie ist eigentlich der aktuelle Stand in Sachen Schrott-Immobilie Reichhofstraße 95 – und kann die Stadt etwas unternehmen gegen das immer mehr verfallende ehemalige Wohnhaus? Ende Juni hatte Thomas Hörner, dessen Haus direkt neben dem Fachwerkhaus liegt, bei Bürgermeister Dimitrios Axourgos angefragt.
Jetzt erhielt er eine Antwort mit einer ausführlichen Stellungnahme des Bauordnungsamtes. Das prüft derzeit, ob es eine Möglichkeit gibt, die britische Briefkastenfirma, die das Objekt ersteigert hat, zu enteignen. Eine Aufhebung des Denkmalschutzes sei zur Zeit aber nicht möglich.
Am 19. August 2019 wurde das Haus versteigert
Am 19. August 2019 hatte eine britische Firma namens „Pegasus Property Nr. 8“ das Haus für 40.000 Euro ersteigert. Die städtische Immobilientochter und ein Privatmann hatten dagegen gehalten. Doch letztlich strichen beide die Segel, denn laut Wertgutachten ist das Haus quasi nichts wert.
Der Preis spielte für die britische Firma aber keine Rolle, denn er wurde bis heute nicht entrichtet. Greifbar ist die Firma für die deutschen Behörden auch nicht, wie die Stadt erfahren musste. Denn 2017 hatte letztmals ein Statiker das Haus untersucht und dringend den Einbau eine zusätzlichen Mittelfette gefordert, wenn keine Sanierung stattfinde.
Dies habe man als Ordnungsverfügung dem vermeintlichen Käufer, einem Deutschen mittgeteilt. Dessen Vater war als Käufer bei der Versteigerung aufgetreten und er war auch einst Direktor der Pegaus-Property. Als das Zwangsgeld drohte, antwortete der Mann.
„Eigentümer jetzt in Bangladesh“
„Mit Schreiben vom 18. Februar 2020 antwortete dieser, dass er seit dem 1. Juli 2020 nicht mehr Eigentümer der Pegasus Property Nr. 8 sei, sondern ein Mr. Rashid Irshad aus Bangladesh neuer Company Director“, so das Schreiben des Bauordnungsamtes.
Ein Versuch die Anhörung und Ordnungsverfügung bei der Adresse der Firma in Manchester durchzusetzen, blieb ohne Reaktion. Bei der Adresse selbst handelt es sich ohnehin um einen Postfachdienstleister. Und weil die Pegasus ihren Namen in 1199891 Ltd. änderte und eine neue Postfachadresse in Manchester auswies, wurde auch dorthin die Ordnungsverfügung geschickt. Ebenfalls erfolglos.
Ähnlich erging es dem Amtsgericht, dass den Kaufpreis einfordern wollte. Auch hier kam keine Antwort. Letztlich könne der Gläubiger die Wiederversteigerung beantragen. Einen Einspruch gegen den erteilten Zuschlag hatte das Amtsgericht Schwerte 2020 abgelehnt.
Der Gläubiger teilte aber mit, dass er keine erneute Versteigerung beantragen würde. Denn die englische Briefkastenfirma habe das Haus offensichtlich an eine andere englische Briefkastenfirma langfristig vermietet. Bei einer neuen Versteigerung würde deshalb wohl kaum jemand zuschlagen, weil man den Mieter schlecht loswürde.
Denkmalschutz bleibt erhalten
Die Nachbarn hätten sich auch eine Aufhebung des Denkmalschutzes gewünscht, denn dann könnte man das Haus abreißen und das Grundstück vermarkten. Doch das habe die zuständige Stelle beim Landschaftsverband abgelehnt, erfuhr die Stadt. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass der Denkmalwert in Frage stünde. Und weil niemand hinein kann, um die Standsicherheit zu prüfen, gebe es auch keine Anhaltspunkte, dass die Standsicherheit nicht mehr gegeben sei.
Und ohne greifbaren Eigentümer habe die Stadt Schwerte auch keinen Zugang zum Gebäude um die Standsicherheit zu prüfen oder Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen, so die Stadtverwaltung in ihrem Schreiben. Gegenwärtig prüfe man eine mögliche Enteignung. Denn nach dem Denkmalschutzgesetz kann die Gemeinde als letztes Mittel den Besitzer auch enteignen, wenn das Denkmal in Gefahr ist.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
