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Stadt kauft Hoesch-Gelände - Insolvenzverwalter nimmt Kündigungen zurück
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Die Stadt hat die Notarverträge für den Kauf des Hoesch-Geländes unterzeichnet. Das bedeutet vor allem, dass die rund 200 Kündigungen für die Mitarbeiter des Walzwerks zurückgenommen werden.
Es war das Ende einer langen Ratssitzung am Mittwochabend, als Bürgermeister Dimitrios Axourgos verkündete, dass man am Montagabend die Notarverträge für den Kauf des Hoesch-Geländes unterzeichnet habe.
„Wir haben den Beschluss des Rates mittlerweile ausgeführt, wir haben am Montag um 22.30 Uhr die Notarverträge abgeschlossen, bei einem Notar in Dortmund“, so der Bürgermeister. Der Insolvenzverwalter nehme die 200 Kündigungen noch in dieser Woche zurück. Er hatte alle Mitarbeiter vorsorglich zum 31. Mai gekündigt. Das bedeute, dass das Walzwerk bei Hoesch erhalten werden kann. Und damit auch die Arbeitsplätze bei den Zulieferern.
Axourgos rechnete vor, dass damit rund 1000 Menschen von der Maßnahme direkt betroffen seien.
Stadt besitzt nun 240.000 Quadratmeter Fläche
Damit besitzt die Stadt 240.000 Quadratmeter Industriefläche, von denen sie - ebenfalls bereits beim Notar beglaubigt - das Walzwerk an ein Konsortium der Hoesch-Kunden Jungheinrich und Kion in Erbpacht überlässt. Das Vertragswerk werde ab dem 1. Juni 2021 wirksam. Bis dahin sei der Insolvenzverwalter weiter für die Betriebe zuständig.

Sie führten die Verhandlungen: Achim Thiele, Dimitrios Axourgos, Notar Dr. Detlef Götz und Steffen Zaune, Vertreter der Jungheinrich/KION Group (v.l.). © Thomas Kapitza
Das Ganze steht aber immer noch unter einem Vorbehalt: „Die Kartellbehörden in der EU, der Türkei und China müssen noch zustimmen“, so der Bürgermeister. Der Rat der Stadt hatte den Kauf des Grundstücks im Januar in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen.
Die Stadt Schwerte hatte Mitte Dezember Verhandlungen über den Grundstückskauf mit dem Insolvenzverwalter aufgenommen. Keine zwei Monate später liegt das gute Ergebnis vor, das nach Auffassung von Bürgermeister Axourgos auch Chancen für andere Betriebsteile der HSP wie das Ziehwerk, das Technikum sowie für das Presswerk der ebenfalls im Insolvenzverfahren befindlichen Hoesch Schwerter Extruded Profiles GmbH bietet. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen, dass eine Weiterführung dieser Betriebsteile mit anderen Investoren gelingen wird. Aber wir werden auch hier alles geben, um Hoffnungen erfüllen zu können“, so Axourgos. Der erste Schritt mache Mut.
Stadt zog ihr Vorkaufsrecht
Aber kein Licht ohne Schatten: Verärgert über den Verkauf an die Stadt zeigte sich der Wuppertaler Immobilienmakler Matthias Gülich, der gemeinsam mit einem Partner eigentlich das Gelände kaufen wollte. Nach deren Aussagen waren sie es, die Kion und Jungheinrich für den Weiterbetrieb des Walzwerks gewinnen konnten. Dann zog die Stadt aber ihr Vorkaufsrecht.
Eine entsprechende Satzung dafür hatte man Ende November beschlossen. Damit konnte die Stadt das Grundstück kaufen, musste aber mindestens soviel bieten, wie die Mitbewerber. Über den Kaufpreis gab die Stadt bislang keine Auskunft.
Hoesch meldete im Dezember 2019 Insolvenz an
Die Hoesch Schwerter Profile GmbH hatte bereits am 19. Dezember 2019 einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hagen gestellt. Das Verfahren war am 1. März 2020 eröffnet worden. Da zunächst kein Investor gefunden werden konnte und das Unternehmen trotz eingeleiteter Sanierungsmaßnahmen Verluste erwirtschaftete, hatte der Insolvenzverwalter Ende Juni 2020 angekündigt, eine Ausproduktion einzuleiten und den Geschäftsbetrieb nach und nach bis Ende Mai 2021 einzustellen. Zugleich hatte er die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten gekündigt. Im Rahmen der Ausproduktion gelang es, den Geschäftsbetrieb der HSP durch Vereinbarungen mit wesentlichen Kunden zu stabilisieren und nahezu vollständig weiterzuführen.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
