So viele Zufälle, so viele Geschenke – direkt vor der Wahl 2020

© Holger Bergmann

So viele Zufälle, so viele Geschenke – direkt vor der Wahl 2020

rnMeinung

Ausgerechnet in der Woche vor der Wahl häufen sich die guten Nachrichten. Björn Althoff listet die nicht ganz ernst gemeinte, aber dafür umso bissigere Chronik plötzlicher Erfolge auf.

Schwerte

, 11.09.2020, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zufälle gibt‘s, Mensch! In den Tagen vor der Kommunalwahl 2020 hat Schwertes Bürgermeister Dimitrios Axourgos so viele Anlässe zur Freude wie lange nicht mehr.

Zum Beispiel der Markt. Der wird ab 2021 umgestaltet, viel schöner, heller, moderner. Und wenige Meter weiter, der kleine Marktplatz? Weniger betongrau, mehr grün.

Klasse, oder? Und dass die Jury sich ausgerechnet am Montag vor der Wahl traf? Ach, seien Sie mal nicht kleinlich. Wissen Sie, wie kompliziert es ist, Termine zu koordinieren mit vielen Menschen? Da nimmt man, was frei ist. So!

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Dienstag: Alle wedeln mit dem Schwanz

Am Dienstag dann: eine Hundewiese, endlich. Hatten sich viele Herrchen und Frauchen schon lange gewünscht. Zumal es auf dem Ruhrtalradweg mit den E-Bikern und den Mountainbike-Grüppchen immer so eng ist, dass alle loskläffen: Zwei- wie Vierbeiner, Radfahrer und Ratlose.

Schwupp: Jetzt hat man sich geeinigt. Die Wiese kommt. Wobei da noch unklar ist, wer denn jetzt der größte Hundefreund ist. Die CDU hatte es im Parteiprogramm und sieht das lange Engagement nun belohnt, die Stadt hatte die gute Nachricht allerdings zuerst groß verkündet. Egal: Irgendwie wedeln jetzt alle mit dem Schwanz.

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Mittwoch: Als könnte Schwerte Berliner Termine bestimmen

Weiter nach Wandhofen, zum Mittwoch. Eine neue Sportarena soll entstehen, eines der großen Projekte des Bürgermeisters. Jetzt gibt‘s den Zuschuss aus Berlin. Zwei Komma sieben Millionen Euro. Hat der SPD-Bundestagsabgeordnete mitgeteilt. Und der SPD-Bürgermeister ballt auf dem Pressefoto die Faust vor Freude.

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Hätte er natürlich auch in jeder anderen Woche gemacht. Das kann Schwerte doch nicht beeinflussen, wann die guten Nachrichten aus Berlin kommen.

Genausowenig wie CDU und SPD vor Ort etwas dafür können, wenn die Bundesregierung allen Familien 300 Euro mehr pro Kind verspricht, wenige Tage vor der Kommunalwahl im größten deutschen Bundesland.

Der Spielplatz und Tempo irgendwas, aber bloß kein Windrad

Apropos Nachwuchs: Mehrere Spielplätze werden aufgewertet. Und die Skateranlage hinter der Rohrmeisterei auch. Das Kinder- und Jugendparlament kommt – und somit auch mehr Mitspracherecht. Na, liebe Erstwähler, was für euch dabei?

Zugegeben: Nicht nur der Bürgermeister beherrscht das Geschenke-Spiel. Viele Parteien wollen Kreisel begrünen oder Tempo irgendwas für die Anwohner, auch wenn das schon lange gilt. Oder sie finden einen großen Haken am Bauprojekt, das der politische Gegner immer befürwortet hatte. Zugegeben: Das machen Parteien auch ansonsten, aber nie in so schwindelerregendem Stakkato wie kurz vor der Wahl.

Rasend schnell auch das Herbeispringen nach Ergste: ein großes Windrad auf Wald oder Feld? Mit uns niemals! Wie sieht das denn aus? Wir halten zu euch. Wenn das wer entscheidet, dann der Kreis Unna, aber gegen unseren Willen.

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Was leider fehlte: das Foto mit Bauarbeiterhelm

Eigentlich hatte ich kurz vor der Wahl mit einem weiteren Foto gerechnet: Bürgermeister oder Spitzenkandidat von Partei xy mit Bauarbeiterhelm und gelber Weste. Weil man doch ehrenamtlich, aber fachmännisch einen Tunnel unter der B236 errichtet habe, nur für die Bürgerinnen und Bürger, für weitere vier Spuren in jede Richtung, vom Freischütz bis Ergste.

Schaut her: Ich habe den Stau beseitigt, ein für alle mal. Und bin zufällig gerade fertig geworden. Ach, und natürlich würde unsere Partei Sie auch gerne zuhause abholen und ins Wahlbüro bringen.

Mal ganz ernsthaft

Bitte gehen Sie am Sonntag wählen!

„Typisch“, denken Sie jetzt? „Genau so ist es, die versprechen immer nur, aber halten nie was, die Politiker“? Selbst wenn Sie das glauben: Bitte gehen Sie am Sonntag zur Wahl. Selbst wenn Sie nur das Ihrer Meinung nach kleinste Übel wählen. Wenn Sie nicht mitmachen, entscheiden nur die anderen. Vielleicht auch viele, die diejenigen wählen, die Sie nun am allerwenigsten unterstützt hätten.