Schon kurz nach der Silvesternacht ist es im Kreis Unna zu unterschiedlichen Bewertungen der Einsatzlage gekommen. Während Landrat Mario Löhr sich positiv zur Sicherheitslage äußerte, sagte der Leiter der Feuerwehr in Bönen, er habe so etwas noch nicht erlebt. Eine Gruppe von 20 bis 25 jungen Erwachsenen habe direkt auf die Fahrzeuge und die Fensterscheiben gezielt.
Die CDU-Kreistagsfraktion nahm dies, auch unter dem Eindruck der Angriffe auf Einsatzkräfte in der Hauptstadt Berlin, zum Anlass, um dem Landrat einige Fragen zur Aufarbeitung zu stellen. Antworten gab es nun in der Sitzung des Ausschusses für Feuerwehr, Sicherheit, Ordnung und Straßenverkehr, an der Mario Löhr persönlich teilnahm.
Polizei: „Silvesternacht ist gut und ruhig verlaufen“
Allerdings überließ der Landrat die Berichterstattung jeweils einem Vertreter von Polizei und Feuerwehr. Dass es im Kreis Unna bei weitem keine Berliner Verhältnisse gab, bestätigten beide.
Von Seiten der Polizei hieß es, die Nacht sei recht ruhig verlaufen, Einsätze habe es überhaupt nur in Bönen gegeben, um 20.13 Uhr und um 0.14 Uhr sei die Polizei jeweils zur Bahnhofstraße gerufen worden. „In Neukölln wurden Einsatzkräfte gezielt beschossen, aber hier definitiv nicht.“
In Teilen hätten Einsatzkräfte der Feuerwehr aber diesen Eindruck gehabt. Eine Befragung im Nachgang habe ergeben, „dass man genervt war, dass im Nahbereich eines Einsatzes geböllert wurde. Aber die Einsätze konnten gut abgearbeitet werden“, so der Vertreter der Kreispolizeibehörde. Er bekräftigte die ursprüngliche Einschätzung von Behördenleiter Mario Löhr: „Die Silvesternacht ist insgesamt gut und ruhig verlaufen.“
Feuerwehr: „Nachher wurde es anders bewertet“
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Jörg Sommer widersprach dieser Einschätzung nicht, ergänzte sie aber kurz aus Sicht der Feuerwehr. „In der ersten Meldung stand: Einsatzkräfte sind auf Fahrt beschossen worden. Nachher wurde es anders bewertet“, so Sommer.
Die Feuerwehr habe bei ihrem Einsatz um kurz nach Mitternacht auf der Bönener Bahnhofstraße selbst den Polizei-Notruf 110 gewählt, um die Polizei zur Einsatzstelle zu holen. Bei der Leitstelle sei um diese Zeit (ca. 0.14 Uhr) kein Durchkommen gewesen.
Fragen oder Anmerkungen zu den Schilderungen gab es von den Ausschussmitgliedern nicht.
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