Baugebiet Musikantenviertel „Wir haben nichts gegen neue Nachbarn, aber gegen die Baustraße“

Bürger für Neubau, aber gegen Baustellenzufahrt durch Wohnstraße
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26 Eigenheime will die GWG auf einem Feld zwischen der JVA und der Ruhrtalstraße bauen. Schon in den 70er-Jahren hatte man über diese Erweiterung des Musikantenviertels nachgedacht. Die Schubertstraße endet deshalb auch genau vor dieser Grünfläche. Damit hatte man sich die Option erhalten, hier das Viertel zu erweitern. Und das wird jetzt für die Anwohner zu einem Problem.

Denn zum einen ist das komplette Viertel durch diesen Flaschenhals erschlossen, zum anderen handelt es sich um eine klassische schmale Anliegerstraße. Über die soll aber nicht nur der künftige Anliegerverkehr rollen – das Viertel wird über die Schubertstraße erschlossen –, sondern auch Lastwagen und Co. während der Bauphase. Genau dagegen wehren sich die Anwohner, seitdem die Pläne bekannt wurden. Aber immer wieder laufen sie mit ihren Bemühungen ins Leere.

So könnte die Bebauung aussehen. Das rote Feld links ist die JVA. Der Kreisverkehr, der in Ergste geplant ist, wurde bereits berücksichtigt.
So könnte die Bebauung aussehen. Das rote Feld links ist die JVA. Der Kreisverkehr, der in Ergste geplant ist, wurde bereits berücksichtigt. © Planquadrat

„Zuallererst ist uns wichtig, dass wir nicht gegen das neue Viertel sind“, sagt Brigitte Schweppe. Geneinsam mit Markus Götte sammelte sie über 200 Unterschriften für ihr Anliegen. Und das ist relativ simpel: Die Baustelle soll von der Ruhrtalstraße, etwa 150 Meter vor der Kreuzung zur B236 entfernt, erschlossen werden. Dort sei sogar Platz für einen Abbiegestreifen, sagt Brigitte Schweppe und zeigt auf den Randstreifen. Das Gelände müsste allerdings ein Stück weit abgetragen werden, denn das künftige Neubaugebiet beginnt hier mit einer kleinen Böschung.

Zustimmung aus der Politik

In Sachen Baustellenzufahrt stimmen auch die meisten Schwerter Akteure den Nachbarn zu. Sowohl die Parteien im Rat als auch die Verwaltung und sogar der Bauträger, die GWG, könnten sich mit dieser Lösung anfreunden. Die CDU hatte die Probleme sogar auf einem Ortstermin erörtert, die SPD in einer Presseerklärung gefordert, die Bürger während der Bauphase zu entlasten. Anders sah es der Landesbetrieb Straßen NRW. Und der muss jeder Zu- oder Abfahrt auf die Ruhrtalstraße als Straßenbaulastträger zustimmen.

Straßen NRW lehnt ab

Der Landesbetrieb sagt: Eine weitere Zufahrt würde sich auf beiden Straßen deutlich negativ auf die Verkehrssicherheit auswirken und ist daher jeweils abzulehnen. Zum einen sei auf der Letmather Straße aus Richtung Süden eine Geschwindigkeit von 100 km/h bzw. 70 km/h erlaubt. Zum anderen sei auf der Ruhrtalstraße der Abstand zum Kreuzungsbereich sehr gering.

Hinzu kämen verkehrsgefährdende Verschmutzungen auf der Fahrbahn. Die Ein- und Ausfahrt von Baustellenfahrzeugen wäre bei dem insgesamt hohen Verkehrsaufkommen ohne erhebliches Risiko nicht möglich.

Wenige Meter weiter kein Problem

Die Anwohner fragen sich, warum das aber wenige Meter weiter kein Problem mehr darstellt. Denn letztlich mündet auch die Gillstraße, von der die Schubertstraße abbiegt, in die Ruhrtalstraße. Als das Neubaugebiet Thüner Wiese gebaut wurde, hatte man die Baustelle auch über eine separate Zufahrt von der Ruhrtalstraße beliefert. „Die Straße wurde nach Abschluss der Bauarbeiten wieder zurückgebaut“, erzählt Brigitte Schweppe.

Eines der Probleme: Straßen NRW lehnte auf Anfrage der Nachbarn ein direktes Gespräch ab. Dafür hätte man gewählte Vertreter, erzählt Markus Götte. Die würden wiederum offensichtlich vor der Macht des ehemaligen Landesstraßenbauamtes zurückschrecken. „Wir fühlen uns da nicht ausreichend vertreten.“

„Das ist doch ärgerlich“, sagt Götte. Eigentlich sei es ein gutes Projekt, da wäre es doch schön, wenn alle Nachbarn damit zufrieden seien. Jetzt seien alle sauer und das liege nicht am Neubauprojekt.

Auf diesem Feld in Ergste will die GWG Einfamilienhäuser bauen.
Auf diesem Feld in Ergste will die GWG Einfamilienhäuser bauen. © Heiko Mühlbauier

Doch was spricht eigentlich gegen die Baustraße über die Schubertstraße? Zum einen, was gegen jede Baustraße spricht: Die schweren Fahrzeuge hinterlassen Dreck, belasten den ohnehin schon nicht mehr taufrischen Straßenbelag und sorgen für Lärm. Vor allem aber verstärken sie morgens und abends den Druck auf den Flaschenhals am Ende der Schubertstraße und auf der Gillstraße. Denn das komplette Viertel wird über diese Straßenverbindung erschlossen. Die Fahrzeuge müssen zudem auf die Ruhrtalstraße einbiegen. „Da steht man heute schon lange“, sagt Brigitte Schweppe.

200 Unterschriften gesammelt

Im März 2021 hatten die Nachbarn ihre Unterschriften im Rathaus übergeben. Sie wünschen sich, dass die Ratsvertreter ihnen nicht nur beipflichten, sondern noch mal das Gespräch mit Straßen NRW suchen. Den der Bebauungsplan Am Musikantenviertel geht politisch derzeit in die zweite Runde. Am Mittwoch (8.2., 17 Uhr) steht er auf der Tagesordnung des Bauausschusses.

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