Schwerterin findet mysteriöse Galionsfigur am Strand
Sturm spülte Meerjungfrau an
Beim Strandspaziergang auf der Insel Spiekeroog machte die Schwerterin Monika Elm einen Jahrhundertfund: Die Wellen hatten die geheimnisvolle Galionsfigur eines Schiffs angespült. Doch welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Fund?

Beim Strandspaziergang entdeckte die Schwerterin die Meerjungfrau im Sand. © Volker Elm
Zwei Augen blickten aus dem feuchten Nordsee-Sand. Darunter eine weibliche Brust und ein schuppiger Fischschwanz. „Mir ist fast das Herz stehen geblieben“, berichtet Monika Elm von dem Moment, als sie das hölzerne Stück Strandgut umdrehte. Unerwartet verwandelte sich die Bohle mit den zwei Einkerbungen in eine wunderschöne Galionsfigur.
Galionsfiguren werden extrem selten angespült
„Sie guckte mir ins Gesicht und sagte: ´Gut, dass du mich gefunden hast´“, erzählt die Schwerterin. Eigentlich ist ja ihr Ehemann Volker Elm für historische Entdeckungen zuständig, der schon mit vielen Ausgrabungsteams an antiken Stätten unterwegs war. Doch an diesem Tag spazierte er weiter unten an der Wasserlinie entlang der Küste der Insel Spiekeroog. Monika Elm dagegen glücklicherweise weiter oben am Strand unmittelbar vor der sogenannten Spundwand, die die Insulaner zum Schutz vor die Dünen gebaut haben.
Denn eine Galionsfigur wird Nordseebesuchern beileibe nicht jeden Tag vor die Füße gespült. „Das kommt alle 100 bis 150 Jahre einmal vor – wenn überhaupt“, hörte Volker Elm vom Direktor des Inselmuseums, mit dem sofort ein Termin vereinbart worden war. Das Rätsel, mit welchem Schiff die rund 80 Zentimeter hohe Meerjungfrau über die Meere gekreuzt war, konnte er allerdings auch nicht lösen.
Meerjungfrau könnte von einem Kutter stammen
„Vielleicht war es ein historischer oder ein nostalgischer Kutter“, erzählt Volker Elm. Ein großer Klipper oder Piratenschiff nicht, dafür ist die Galionsfigur zu klein. Von ihren Proportionen her passte sie wohl eher an einen acht bis zehn Meter langen Einmaster, eine sogenannte Tjark. Die Kerben auf der Rückseite dienten wohl zur Befestigung an zwei Schiffsbalken. Darauf deuten auch die Schraubenlöcher hin.
Nur die Meerjungfrau selbst weiß, ob sie ein Sturm von ihrem Boot gerissen hat oder sie vielleicht sogar einmal bei einer Havarie untergegangen ist. Der vorherrschenden Strömung nach – so erfuhren die Elms – könnte das nördlich von Schottland gewesen sein, aber auch in der Region vor den nordwestlichen Nachbarinseln.
Sturm spülte Galionsfigur an den Strand
Auf jeden Fall sank das Hartholzstück, das schwerer ist als Wasser, auf den Grund. Wohl erst der aufziehende Sturm, der einen Tag später den Frachter Glory Amsterdam auf eine Sandbank vor der Nachbarinsel Langeoog trieb, spülte die Galionsfigur wieder ans Licht. Bis auf ein paar Kratzer und eine „aufgeplatzte“ Lippe trug sie keinen größeren Schaden davon. Auch der rötlich-braune Anstrich hat kaum gelitten in dem feuchten Grab tief unten im Meer.

Passend mit Nordseebildern geschmückt haben Volker und Monika Elm ihr Haus, in dem die Galionsfigur allerdings nur bis zum Mai ihre Bleibe hat. Danach wollen die Schwerter ihren Fund als Dauerleihgabe an das Inselmuseum Spiekeroog abgeben.RN-fotos (3) schmitz © Foto: Reinhard Schmitz
Als Nordseefan hat Monika Elm schon häufiger kleinere Funde am Strand gemacht. Überraschungseier beispielsweise, die mal aus einem über Bord gegangenen Container geschwappt waren. Auf einer Klassenfahrt war der Strand 2005 auch mal übersät mit Ananasfrüchten, die zu einem leckeren Abendessen verarbeitet wurden: „Sie waren gar nicht salzig.“ Und ein Wattführer erzählte sogar von Bergen von Nike-Turnschuhen im Sand – aber alle nur für den linken Fuß.
Obwohl man sie behalten dürfte, bleibt die Galionsfigur in Schwerte nur ein Gast auf Zeit. Beim nächsten Nordseetrip im Mai will Monika Elm sie dem Inselmuseum in Spiekeroog als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen: „Das ist eine Figur, die da hingehört.“