Schwerter vom türkischen Geheimdienst überwacht
Sympathisant der Gülen-Bewegung
Der Schwerter Werbeunternehmer Engin Izgi wurde laut eigenen Angaben vom türkischen Geheimdienst MIT bespitzelt. Auskunft darüber gab ihm eine Liste, die dem Dortmunder Staatsschutz vorliegt. Nun sorgt er sich um seine Eltern, die in der Türkei leben.

Engin Izgi gebohren in der Türkei kam mit 15 Jahren nach Deutschland. Seit 1995 ist er Deutscher. Er sieht die Lage in der Türkei kritisch und steht angeblich auf einer Liste des Türkischen Geheimdienstes.
Im Moment sitzt Engin Izgi noch gelassen auf seinen Bürostuhl. Es scheint ihn nicht zu beeindrucken, dass der türkische Geheimdienst wohl Daten über ihn gesammelt hat. „Angst habe ich nicht. Ich fühle mich eher geehrt“, sagt er. Dies zeige nur, dass er auf der Seite der Demokratie und der Freiheit stehe.
Warum er vom türkischen Geheimdienst beobachtet werde, könne er nicht sagen. „Vielleicht liegt das an meinen Facebook-Posts, die sich kritisch gegen die türkische Regierung wenden“, so Izgi.
Türkei plante Zusammenarbeit mit dem BND
Die Liste mit mehr als 300 Namen, Telefonnummern, Adressen und sonstigen Daten hat der Millî Istihbarat Teskilât? (MIT), der Nationale Nachrichtendienst der Türkei, Mitte Februar dem Bundesnachrichtendienst (BND) überreicht. Angeblich seien dort Anhänger des in den USA lebenden Prediger Fetullah Gülen aufgelistet. Diesen macht die türkische Regierung für den gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 verantwortlich.
Mit der Übergabe der Liste strebte der MIT vermutlich eine Zusammenarbeit mit dem Bundesnachrichtendienst an. Das geschah jedoch nicht. Der BND schickte die Liste laut DPA-Informationen an die Landeskriminalämter. Diese gaben die Liste an die Staatsschutzstellen weiter.
Engin Izgi: Bin ein normaler Bürger
Auch der Staatsschutz Dortmund hat diese Informationen. Dies bestätigte Cornelia Weigandt, Pressesprecherin der Dortmunder Polizei. Bisher habe man versucht, alle betroffenen Personen zu kontaktieren. 140 Personen aus Nordrhein-Westfalen stehen laut Landeskriminalamt auf dieser Liste.
Unter ihnen war wohl auch Engin Izgi. Der Werbeunternehmer würde sich zwar als Gülen-Sympathisant bezeichnen, stehe aber der Bewegung nicht nahe. „Es ist schade für die Türkei, dass die Regierung schon normale Bürger ausspioniert“, sagt er.
Seit drei Jahren war er nicht mehr in der Türkei. Und da wird er so schnell auch nicht wieder zurückkehren. Würde er in das Heimatland seiner Eltern reisen, begebe er sich in Gefahr. Darüber habe ihn der Staatsschutz informiert.
Sorge um seine Eltern in der Türkei
An seine Kindheit in der Türkei erinnert ihn auch ein kleines Plüschschaf, das neben Aktenordnern und Werken von Orwell und Dostojewski steht. „Ich bin mit Tieren groß geworden“, sagt er. Seine Familie hatte Schafe, Tauben und Hühner. Es erinnert ihn auch daran, dass er seine Familie wahrscheinlich nicht mehr so bald wiedersehen wird.
Seine Eltern leben in der Türkei. Dies mache ihm Sorgen. „Ich hätte nie gedacht, dass die Türkei so ein Land wird“, sagt er. Als er davon erzählt, verändert sich seine Haltung. Nun sitzt er für eine kurze Zeit aufrecht im Bürostuhl und fasst sich an den Magen.
Trotz allem bereut er nicht, dass er sich gegenüber der türkischen Regierung kritisch äußert. „Ich finde, es sollten mehr Leute die Schnauze aufmachen“, sagt er. Er schätzt, dass etwa 40 bis 50 Prozent der Deutschtürken ebenfalls Erdogan kritisch gegenüber stehen. „Das ist halt nicht so bekannt. Viele schweigen, weil sie Angst haben“, sagt Engin Izgi.