Schwerter Moslem erhebt Vorwürfe gegen Moschee
Streit wegen Hausverbots
Innertürkische Konflikte nach dem Putschversuch im Juli in der Türkei haben nun auch Schwerte erreicht. Mehmet Avsar, der sich selbst als Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Erdogan bezeichnet, fühlt sich in seinen Rechten beschränkt, denn: Er wurde vor zwei Wochen vom Freitagsgebet in der Moschee in der Hagener Straße ausgeschlossen.

Engin Itzgi (l.) hat den Vorfall am Freitag vor zwei Wochen gefilmt. Mehmet Avsar (r.) sei nicht in die Moschee an der Hagener Straße gelassen worden.
Mehmet Avsar habe sich gerade in der Moschee waschen wollen, als er von einer Person vor der Tür aufgehalten worden sei. „Ihr kommt hier nicht rein“, habe ein Gläubiger zu Avsar gesagt, der mit seinem Sohn (12) und seinem Freund Engin Itzgi die Moschee besuchen wollte.
Nachdem Avsar dann darauf bestand, mit dem Vorstand oder dem Vorbeter zu reden, sei es lauter geworden. „Geht doch in eine andere Moschee oder zu euren Freunden in die Kirche. Ihr seid hier nicht mehr erwünscht“, soll es geheißen haben. Beleidigungen wie „Terrorist“ und Drohungen wie „Ich bring dich um“, folgten, so die Aussage von Mehmet Avsar.
Vorbeter sprach einen Platzverweis aus
Auch ein Video, das Engin Itzgi aufgenommen hat, belegt, dass die beiden nicht in die Moschee gelassen worden sind. Dort sieht man auch, dass eine Person versucht, den Streit zu schlichten. Worum es bei dem Streit geht, geht aus den Aufnahmen, die unserer Redaktion vorliegen, jedoch nicht hervor.
Die übrigen Gläubigen scheinen sich nicht um den Streit zu kümmern. Offenbar rief dann jemand die Polizei, und die beiden Gläubigen erhielten auf Wunsch des Vorbeters einen Platzverweis. Außerdem wurde eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch gegen Avsar und Itzgi erstellt.
Passiert sei der Vorfall, so Mehmet Avsar, deswegen, weil er sich öfter kritisch gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan geäußert habe. Auch mit ein paar Ideen von Fetullah Gülen habe er sympathisiert. Den Prediger, der im US-amerikanische Exil lebt, macht die türkische Regierung für den Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich. Seit dem Putschversuch sind in der Türkei Zehntausende Menschen in Gewahrsam genommen oder entlassen worden.
Vorstand distanzierte sich von den Handlungen
Da Mehmet Avsar erwartete, dass die Stimmung nach dem Putsch in der größeren Diyanet-Gemeinde aufgeheizt sei, ging er in die kleinere Moschee in der Hagener Straße. Dann, beim Vorfall vor zwei Wochen, habe man ihm gesagt: „DITIB hat eine Entscheidung getroffen. Wir schließen uns denen an.“ DITIB ' type='' href='http://www.ditib.de/- das ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Diyanet Isleri Türk Islam Birlig).
„Das war eine Meinungsverschiedenheit, die aus dem Ruder gelaufen ist“, sagt dagegen Steuerberater Hakan Yildirim, der für die Moschee auch die Öffentlichkeitsarbeit macht. Der Vorstand distanziere sich von den Handlungen am Freitag der vergangenen Woche. Das bestätigt auch der zweite Vorsitzende der Moschee Mehmet Kutlu.
Auch liege kein Hausverbot gegen Mehmet Avsar und Engin Itzgi vor. Die beiden Männer könnten jederzeit die Moschee wieder besuchen. „Politik hat bei uns im Gotteshaus nichts zu suchen“, sagt er. Ebenfalls werde die freie Meinungsäußerung in der Gemeinde nicht beschränkt: „Wir sind keine Gewissenspolizei“, so Yildirim.
Imam unterhielt sich mit den Streitsuchenden
Mit den Streitsuchenden, die für die Beleidigungen und das Hausverbot verantwortlich seien, habe der Imam sich schon unterhalten. „Wir haben denen erklärt, dass ihr Handeln nicht richtig war“, erzählt Hakan Yildirim. Auch gehe er davon aus, dass die Anzeige wegen Hausfriedensbruch von ihnen zurückgezogen werden.
„Ich fand es richtig traurig, dass niemand etwas dagegen unternommen hat“, sagt Mehmet Avsar, seit 30 Jahren besuche er diese Moschee. Hakan Yildirim, der wie Mehmet Kutlu an dem betreffenden Freitag nicht anwesend war, sagt allerdings, dass die Moscheebesucher mit dem Freitagsgebet beschäftigt waren und so den Vorfall nicht mitbekommen hätten.
Allerdings beweist ein weiteres Video, dass ein Vorbeter der Moschee und eine Person, die sich laut Mehmet Avsar als Vorstand ausgab, mit den Abgewiesenen diskutieren. In der Aufnahme bestätigt außerdem die Polizei den vom Imam ausgesprochenen Platzverweis.
Staatsschutz ermittelt in dem Fall
Der Fall wurde dem Staatsschutz Dortmund übergeben. Dieser ermittelt aufgrund der Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und will dazu auch beide Seiten befragen. „Wegen der Streitereien, die dem vorausgingen, schließt man einen politischen Hintergrund nicht aus“, so Nina Vogt von der Polizeipressestelle Dortmund. Obwohl sich beide Seiten um eine Klärung bemühen und Mehmet Avsar einige Mitglieder der Gemeinde schon seit über 30 Jahren kennt, weiß er nicht, ob er sich in der Gemeinde jemals wieder wohlfühlen wird. „Es ist nun einmal passiert“, sagt er abschließend.