Schwerter spendet Geburtstagsgeld an Flüchtlinge
Noble Geste
"Ich war damals auch ein Flüchtling", sagt der Schwerter Otto Müller. Aus diesem Grund hat er auf Geschenke zu seinem 90. Geburtstag verzichtet - und seine Gäste auf der Einladung stattdessen um Geldspenden für die Flüchtlingshilfe des Arbeitskreises Asyl gebeten. Wir erzählen die Geschichte des noblen Senioren.

Otto Müller ist vor 70 Jahren als Flüchtling nach Schwerte-Ergste gekommen.
530 Euro sind zusammengekommen zum runden 90. Geburtstag am 10. Juli, den Otto Müller im Kreis von 30 Gästen im Haus Gerhold in Schwerte gefeiert hat. Demnächst soll das Geld an den Arbeitskreis Asyl weitergeleitet werden. Otto Müller: „Heute sind die Voraussetzungen ganz anders, aber auch heute brauchen die Flüchtlinge Hilfe. Das ist nicht anders als damals.“ Sein Dank gilt allen Spendern, die seinem Geburtstags-Wunsch nachgekommen sind.
Ein Jahr verbrachte er an der Front
Damals, das sind die frühen 50er-Jahre. Als der in Ostpreußen geborene Otto Müller, der als 18-Jähriger noch das letzte Kriegsjahr an der Front verbringen musste, aus der dreitägigen Gefangenschaft in Ulm in die Freiheit entlassen wurde, traf er dort zufällig auf einen Bauernsohn aus dem ostpreußischen Heimatdorf. „Der hat mich zwar zunächst zur Heimreise überredet“, erinnert sich der 90-Jährige, „aber der Krieg hatte alles in eine eigene Richtung gebracht.“
Seine sieben Geschwister hatten überlebt, aber die Eltern waren zu Hause gestorben. Otto Müller: „Dadurch ist ihnen vieles erspart geblieben.“ Ihm sei schon vor dem Einrücken in den Krieg klar gewesen, dass die elterliche Schmiede nicht allen Kindern die Existenz sichern konnte. „Ich wollte schon immer ins Ruhrgebiet.“
Hier fand er Arbeit und Familie
Eine Schwerter Kettenschmiede suchte Leute, und der Umzug war schnell beschlossene Sache. „Das Haus Schneider in Ergste war 1951 meine erste Pension.“ Nach einem Jahr wechselte der Schmied zu den Schwerter Profilen, blieb dort 35 Jahre.
Schon 1960, inzwischen mit einer Ergsterin verheiratet und Vater einer Tochter, zog Otto Müller mit seiner kleinen Familie in das eigene Häuschen an der Eichendorffstraße. Dort blieb er auch nach dem frühen Tod seiner ersten Frau. Seine zweite Frau und die Stieftochter zogen später zu ihm. Hier sei er zu Hause, sagt Otto Müller. Seine Heimat bleibe Ostpreußen. „Ich habe hier in Ergste alles gefunden, was ich im Krieg verloren hatte. Und das wünsche ich den Flüchtlingen von heute auch.“
Die Heimat ist nicht mehr sein Zuhause
Dreimal ist er nach der Wende nach Ostpreußen gefahren, hat sein Elternhaus besucht. „Ich habe alles wieder erkannt, aber es war nicht mehr mein Zuhause“, erinnert er sich. Das hatte er längst in Ergste gefunden, wo er auch in der Kirchengemeinde St. Monika aktiv war. „Mit meiner Mutter hat er dort jahrelang die Außenanlagen gepflegt“, berichtet Stieftochter Monika rückblickend. Heute reicht die Kraft des 90-Jährigen immerhin noch für den eigenen großen Garten hinter seinem geliebten Zuhause.
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