Schwerter findet riesiges Waffenarsenal an der Ruhr

Gewehre aus dem Zweiten Weltkrieg

Fast 200 rostige Gewehre, vier Panzerfäuste, dazu Reste von kleinen Maschinengewehren – diesen außergewöhnlichen Fund machte ein Schwerter jetzt an der Ruhr. Wurden die Waffen am Ende des Zweiten Weltkriegs planmäßig versenkt?

Westhofen

, 09.11.2017, 18:48 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein ganzes Arsenal verrosteter Weltkriegswaffen haben Marcel Engel (l.) und Gerrit Köppel in der Ruhr in Westhofen gefunden, wo der Wasserstand derzeit wegen Bauarbeiten um mehr als vier Meter abgesenkt ist.

Ein ganzes Arsenal verrosteter Weltkriegswaffen haben Marcel Engel (l.) und Gerrit Köppel in der Ruhr in Westhofen gefunden, wo der Wasserstand derzeit wegen Bauarbeiten um mehr als vier Meter abgesenkt ist. © Foto: Manuela Schwerte

Die Angel brauchte Marcel Engel gar nicht auszuwerfen. Mit den Händen greifbar starrten ihn die Gewehrläufe vom Ufer der Ruhr an. Auf ein ganzes Arsenal von Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg stieß der Garenfelder, als er am Dienstag- und Mittwochabend auf der Suche nach Fisch-Verstecken am Flussbett entlang spazierte.

„Das waren locker 160 bis 200 Gewehre“, schätzt der 30-Jährige. Dazwischen lagen Teile von einigen kleineren Maschinengewehren und einem Stand-Maschinengewehr sowie vier Panzerfäuste.

Wasserpegel der Ruhr für Bauarbeiten abgesenkt

Eigentlich wollte Engel nur mit dem Handy Einbuchtungen an der Uferkante fotografieren, die von den Hecht, Forelle oder Barsch als Unterstände genutzt werden. Diese günstigen Angelstellen sind derzeit sichtbar, weil der Wasserpegel für Arbeiten um 4,20 Meter abgesenkt worden ist. Die Baugrube, in der in der Nähe eine weitergehende Aufbereitungsanlage für die Trinkwassergewinnung entsteht, soll nicht absaufen, erklärt Tanja Vock, Sprecherin der Wasserwerke Westfalen. Doch mit dem Öffnen des Stauwehrs tauchten auch die rostigen Rohre auf.

An den Haken zum Nachladen erkannte Marcel Engel, dass es sich um Karabiner handelte.

An den Haken zum Nachladen erkannte Marcel Engel, dass es sich um Karabiner handelte. © Foto: Manuela Schwerte

„Das sind ja Karabiner“, erkannte Engel auf den ersten Blick an den Karabinerhaken, die zum Laden dienen. Auch wenn nur die Metallteile übrig geblieben waren. Die hölzernen Gewehrkolben waren längst weggemodert.

Wurden Waffen am Kriegsende versenkt?

Besonders auffällig: „Die Gewehre lagen mit den Enden alle gleich und mit der Länge zur Strömung ausgerichtet“, erzählt der gelernte Maschinenführer. Gerade so, als wären die Waffen paketweise in Kisten versenkt worden, die im Laufe der Jahrzehnte weggefault sind. Das könnte in den letzten Kriegstagen 1945 passiert sein, vermutet der Finder nach den Erzählungen älterer Garenfelder: „Die Schwerter hatten die Anweisung, bei Ankunft der Amerikaner alles zu versenken, damit es nicht den Feinden in die Hände fällt.“

Westhofens Ortsheimatpfleger Lothar Meißgeier kennt auch noch einen anderen Grund, warum man damals alle Waffen schnell verschwinden lassen musste: „Man wusste nicht, wie die Besatzungsleute reagieren, wenn sie welche finden.“ In Teichen, in Brunnen und auch in der Ruhr sei damals alles weggeworfen worden.

Polizei und Kampfmittelräumdienst verständigt

Weil er Gefahren für Kinder ausschließen wollte, alarmierte Engel sofort die Polizei, die wiederum die Feuerwehr und den Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung verständigte. Die von Engel gefundenen Waffen haben die Experten dann auch abgeholt.

Solche „Zufallsfunde“ seien recht selten, sagt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung. Meist würden Weltkriegsrelikte planmäßig durch Auswertung von Luftbildern entdeckt. Ein Laie könnte deren Gefahr auf keinen Fall einschätzen. Deshalb rät er: „Liegen lassen, Finger weg, Polizei oder Ordnungsamt anrufen.“

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