Die größte Photovoltaik-Anlage in Schwerte haben die Stadtwerke am Rand der Autobahn A1 auf der Schwerterheide gebaut. Sie ist seit Ende 2021 in Betrieb.

© Reinhard Schmitz

Jetzt kommt der Solarstrom-Booster: 1.800-Dächer-Programm für Schwerte

rnEnergiewende in Schwerte

890 Photovoltaik-Anlagen erzeugen bereits in Schwerte Strom. Die größte haben die Stadtwerke auf ein Feld an der Autobahn gesetzt. Die Stadt will doppelt so viele Paneele auf die Dächer bringen.

Schwerte

, 17.01.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Gasheizung ist billiger, als den Kessel mit Strom zu betreiben, der erst verlustreich mit Gasturbinen gewonnen werden muss. Das Gesetz mit der Primärenergie ist allen in der Schulzeit einbläut worden.

In Zeiten der Energiewende muss noch dazugelernt werden: Ein Solarkraftwerk auf ein Feld zu pflastern ist effizienter, als dort Raps zur Energiegewinnung in einem Bio-Kraftwerk anzubauen. Wie die Anlage beweist, die von den Stadtwerken erst vor wenigen Wochen auf einem ehemaligen Acker auf der Schwerterheide ans Netz genommen wurde.

Jetzt lesen

Das größte Solarkraftwerk soll 375 Haushalte versorgen können

„Während Energiepflanzen eine Fläche von 50 bis 100 Hektar pro Gigawattstunde/Jahr benötigen, reichen bereits 1,65 bis 4 Hektar Fläche, um die gleiche Menge Photovoltaikstrom zu erzeugen“, erklärt der städtische Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte Florian Hübner.

Der sogenannte Solarpark der Stadtwerke, zwischen Autobahn A1 und Altem Dortmunder Weg gelegen, ist etwas weniger als 1 Hektar groß. Mit einer Gesamtleistung von 1.028 Kilowatt soll er rund 375 Haushalte mit Strom versorgen können. Es ist das derzeit leistungsfähigste Solarkraftwerk der Stadt.

Ein Solardach hat die Stadt Schwerte auf dem Friedrich-Bährens-Gymnasium installieren lassen.

Ein Solardach hat die Stadt Schwerte auf dem Friedrich-Bährens-Gymnasium installieren lassen. © Oskar Neubauer (A)


Insgesamt – so recherchierte Florian Hübner – gibt es in Schwerte derzeit 890 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamt-Nettoleistung von 10.167 Kilowatt: „Im Jahre 2021 wurden insgesamt circa 9 Gigawattstunden Strom aus Solarenergie erzeugt.“ Dabei handele es sich allerdings nicht um Messwerte, sondern um einen berechneten Wert.


Jetzt lesen

Im Städtewettbewerb soll die Solarleistung verdoppelt werden

Die Stadtverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, diese Leistung zu verdoppeln. Als „Wattbewerber“ ist sie einem Wettbewerb mit über 100 Städten beigetreten.

„Im Rahmen des Projektes (...) soll nun durch die Kooperation von Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft eine Strategie entwickelt werden, wie Dachbesitzer in Schwerte davon überzeugt werden können, ihre Dächer mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten“, berichtet der städtische Pressesprecher Ingo Rous.

Das solle die Energiewende beschleunigen. Ein Förderprogramm ist Teil der Überlegungen, aber aktuell nicht aufgelegt.

Eine große Solaranlage hat Geschäftsführer Philipp Halbach schon vor Jahren auf das Dach der Produktionshalle von Diagramm Halbach setzen lassen.

Eine große Solaranlage hat Geschäftsführer Philipp Halbach schon vor Jahren auf das Dach der Produktionshalle von Diagramm Halbach setzen lassen. © Diagramm Halbach (A)


Nach Angaben der Stadtwerke – so der Klimaschutz-Beauftragte – sind rund 8.000 von 11.000 Dächern in Schwerte geeignet, um Solarstrom zu erzeugen. Sie müssen nicht unbedingt nach Süden zeigen. „Grundsätzlich sind die Module heutzutage so leistungsfähig, dass auch Ost- oder West-Ausrichtungen sinnvoll sein können“, erklärt Florian Hübner.

Nur nach Norden ausgerichtete Dachflächen seien eher ungeeignet. Eigentümer könnten die Eignungsprüfung einfach über sogenannte Solardachkataster im Internet vornehmen: beim Solardachkataster des Regionalverbands Ruhr oder dem Kataster des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

„Beide Kataster sind auf der Webseite der Stadt Schwerte im Bereich Klimaschutz unter Beratungsangeboten verlinkt.“ Dort finde man zudem Informationen zu Anlagengröße, Kosten und der erwartbaren Leistung.

Vor der Montage muss die Statik des Daches geprüft werden

Vor einer Montage muss sichergestellt werden, dass die Statik des Daches ausreicht. „Die genauen Vorgaben sind bei Architekten, Statikern oder Elektroinstallateuren zu erfragen“, erklärt Florian Hübner. Das Gewicht eines Paneels sei sehr unterschiedlich. Bei Standardmodulen könne man grob geschätzt von etwa 20 kg ausgehen.

Ein großflächiges Solardach ist auf dem Aldi-Markt am Bahnhof Schwerte installiert.

Ein großflächiges Solardach ist auf dem Aldi-Markt am Bahnhof Schwerte installiert. © Bernd Paulitschke (A)

Der auf dem Hausdach erzeugte Strom – so der Experte – werde bestenfalls sofort selbst genutzt. Die Anlagen seien besonders lukrativ bei hohem Eigenverbrauch. Für die Einspeisung von überschüssigem Strom erhalte man derzeit 6,83 Cent pro Kilowattstunde (bei Anlagengrößen bis 10 Kilowattstunden).

Es lohne die Überlegung, einen zusätzlichen Stromspeicher zu bauen oder auch ein E-Auto zu laden. Mit dem Ertrag einer Anlage von 1.000 Kilowattstunden könne man durchschnittlich etwa 5.000 Kilometer im Jahr fahren.