
Der stimmungsvolle Besuch an der schönen Krippe der Marienkirche muss in diesem Jahr ausfallen. Sie wird nicht aufgebaut, weil in dem Gotteshaus auch keine Christmette und Weihnachtsgottesdienste gefeiert werden. © Bernd Paulitschke (A)
Drastische Sparmaßnahmen: Erste Gemeinde in Schwerte verzichtet auf Weihnachtsmesse
Ukraine-Krieg
Das gab es nicht mal während Corona: Bei Rekord-Inzidenzen ließen sich die Katholiken ihre Christmette in Schwerte nicht nehmen. Doch infolge des Ukraine-Kriegs ist alles anders.
Das Jesuskind, die Hirten und die Schafherde bleiben im Karton. Zum ersten Mal wird die schöne, große Weihnachtskrippe in der Marienkirche nicht zum Anziehungspunkt des Heiligen Abends. Wozu sollte man sie aufbauen, wenn ohnehin niemand in die Kirche hinein darf?
Denn das zentrale Gotteshaus der Katholiken wird aus Energiespargründen über den ganzen Winter geschlossen. Wer die traditionelle Christmette oder die stimmungsvollen Weihnachtsgottesdienste besuchen möchte, muss als Ersatz in die Filialkirche nach Schwerte-Ost fahren.
Der neue Pfarrer Guido Bartels hat ein Sparkonzept entwickelt
Die Schließung der Pfarrkirche während der gesamten Heizperiode ist Teil eines Maßnahmenpakets, das der neue Pfarrer Guido Bartels bei Tagungen mit Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat, Förderwerken und hauptamtlichen Mitarbeitern entwickelt hat.
„Ziel war es, 50 Prozent des aktuellen Jahresverbrauchs an Energie einzusparen“, berichtet Gemeinde-Sprecher Martin Krehl. Um Geld allein gehe es nicht: „Die Kirchengemeinde würde nicht insolvent, wenn wir das nicht machen würden.“ Vielmehr fühle man sich moralisch dazu verpflichtet, sich an Sparmaßnahmen zu beteiligen.

Auch wenn die Sanierung der Marienkirche beendet ist, wird sie vorerst nicht wieder eröffnet. © Mariengemeinde (A)
„Das Gemeindeleben darf und wird auch nicht zum Erliegen kommen“, ist Martin Krehl überzeugt und räumt ein: „Aber es wird spürbare Veränderungen geben.“ Eine der größten ist der völlige Verzicht auf die Pfarrkirche St. Marien bis Ostern. Die Heizung wird ausgeschaltet – bis auf eine separate Elektroheizung für die Orgel. Die muss dafür sorgen, dass die kostbaren Pfeifen sich nicht verziehen.
Auch die offenen Kirchen werden höchstens neun bis zehn Grad warm
Die Werktagsmessen, die Vorabendmesse am Samstag (19 Uhr) sowie die Frühmesse am Sonntag (8.30 Uhr) finden statt in St. Marien in der kleinen Kapelle des Marienkrankenhauses. Die am besten besuchte Sonntagsmesse (11 Uhr) wird in die Heilig-Geist-Kirche in Schwerte-Ost verlegt, die aber höchstens 9 bis 10 Grad warm sein wird. Hier sollen auch die Christmette und die Weihnachtsgottesdienste stattfinden. Das Platzangebot reiche trotz Corona-Vorkehrungen, ist Martin Krehl überzeugt: „Nach den Erfahrungen der letzten Jahre hat die Nachfrage deutlich nachgelassen.“

In die Filialkirche Heilig Geist in Schwerte-Ost ausweichen müssen die Mitglieder der Mariengemeinde auch an Weihnachten, da die große Pfarrkirche aus Einspargründen den ganzen Winter über geschlossen bleiben soll. © Bernd Paulitschke (A)
Geschlossen bleibt zudem die Antoniuskirche in Geisecke, deren Messen und Andachten ins benachbarte Gemeindehaus verlegt werden. Darüber hinaus soll mit der evangelischen Gemeinde Geisecke-Lichtendorf über eine Zusammenarbeit gesprochen werden.
Statt der St.-Petrus-Kirche wird die kleine Kapelle genutzt
In Westhofen wird die Heizung in der St.-Petrus-Kirche auf zehn Grad begrenzt. Wenn immer es möglich ist, sollen sich die Gläubigen in der Kapelle statt im größeren Gotteshaus versammeln. Auch im Pfarrheim Westhofen werden nur noch die kleinen Gruppenräume genutzt.

Der neue Marien-Pfarrer Guido Bartels muss kurz nach seinem Amtsantritt einschneidende Maßnahmen für die Gläubigen verkünden. © Martin Krehl
In Holzen wird die Heizung der St.-Christophorus-Kirche ebenfalls kräftig heruntergedreht. An Werktagen finden die Gottesdienste im Pfarrheim statt, wo möglichst nur der kleine Raum benutzt werden soll.
Gemeindezentrum St. Monika schon dicht: Heimatverein ausgeladen
Auch in der St.-Monika-Kirche in Ergste wird deutlich an Wärme gespart, das marode Gemeindezentrum nebenan wird ab sofort komplett geschlossen. Davon überrascht wurde der Heimatverein Ergste, der dort wie traditionell seinen Kunsthandwerkermarkt im November im Gemeindehaus geplant hatte. Die Ausstellung soll nun kurzfristig in die Neue Mitte Ergste verlegt werden.
Die anderen Veranstaltungen aus dem Ergster Gemeindehaus sollen entweder in der Kirche oder im Gemeindezentrum Villigst stattfinden. Dort soll die Familienkirche St. Thomas Morus zwar offen bleiben, aber ebenfalls nur sehr sparsam erwärmt werden.
Pfarrer Guido Bartels setzt auf das Verständnis seiner Gläubigen
Noch keine endgültige Entscheidung ist in Sachen Gemeindezentrum Heilig Geist in Schwerte-Ost gefallen, das derzeit nur dreimal in der Woche genutzt werde. In Gesprächen mit den Verantwortlichen soll geklärt werden, ob die Gruppen in ein anderes, noch offenes Gemeindehaus fahren könnten.
„Diese Maßnahmen sind einschneidend, und sie fallen niemandem leicht“, weiß Pfarrer Guido Bartels: „Sie beeinträchtigen unsere Gewohnheiten und unseren Komfort.“ Weil die Energiekrise aber keine andere Wahl lasse, appelliert er an die Kirchenmitglieder: „Wir setzen auf Ihr Verständnis.“
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
