Schwerte plant die Zwei-Toiletten-Gesellschaft
Öffentliche WC-Anlagen
In Schwerte soll es zwei neue, öffentliche Toiletten geben. Die Überlegungen der Politik klingen kurios: Eine der Toiletten soll im Stadtpark speziell für die Trinker- und Drogenszene entstehen. Und eine für den Rest der Bevölkerung. Das stößt nicht überall auf Begeisterung.
Eigentlich sollte es nur eine neue öffentliche Toilette in Schwerte geben – im Stadtpark. So sah es zumindest der vorläufige Plan von Stadtplaner Adrian Mork vor, bevor er den Sitzungsraum des Planungsausschusses des Stadtrates in Schwerte am Dienstagabend betrat.
Das Ergebnis war am Ende allerdings ein anderes: 100.000 Euro schwer ist der Kompromiss, die der Ausschuss in die Hand nehmen will, damit ein stilles Örtchen im Stadtpark und eines an anderer Stelle entstehen soll. 50.000 Euro will die Stadt Schwerte zusätzlich investieren, damit sich die „normale“ Bevölkerung nicht eine Toilette mit der Trinkerszene teilen muss. Zwei Toiletten müssen her – für die sollen nun insgesamt 100.000 in den Zweijahreshaushalt für 2018/2019 fließen.
City-Toilette nicht für die, die "sich da rumtreiben"
Die CDU war es, die sich gegen den ursprünglichen Ein-Toiletten-Plan im Stadtpark auflehnte. „Von morgens 9 Uhr bis abends 18 Uhr hängen da die Leute auf unserem ehemaligen Friedhof rum“, sagte Ratsmitglied Hans-Georg Rehage (CDU). Die City-Toilette solle Schwertern dienen, um sich zu erleichtern und nicht denen, die „sich da rumtreiben“. Rehage: „Das sind keine Schwerter.“
Für ältere Menschen sei der Stadtpark, ein ehemaliger Friedhof mit unterirdischen Gruften, zum Angstraum geworden. „Da würde ich im Sommer auch nicht hingehen“, sagte Rehage. Er hätte es vorneherein lieber gesehen, dass die neue öffentliche Toilette knapp hundert Meter vom Stadtpark entfernt gebaut worden wäre, in der Nähe eines Sparkassen-Parkplatzes. „Da kann man auch die Entsorgung über die Tiefgarage abwickeln.“ Fest steht aber: Ein neues stilles Örtchen soll im Stadtpark aufgestellt werden. Da schlug Rehage alternativ vor, dass die Toilette nur gegen Geld benutzbar sein könnte.
„In Holland ist das kein Problem. Da sind die Toiletten sauber“, stimmte auch Thomas Keuthen von der Wählervereinigung für Schwerte (WfS) ein. Das liege einerseits an der Kultur, andererseits an hohen Strafen. „Da zahlt man viel Geld, wenn man daneben pinkelt“, so Keuthen. Eine Kamera vor Ort könnte außerdem helfen, die Schmutzfinken zur Kasse zu bitten.
Am Ende setzte Schwertes Stadtplaner Adrian Mork in dem Kompromiss jedoch durch, dass die Benutzung der öffentlichen Toiletten kostenlos bleiben soll – sowohl der im Stadtpark als auch der nun neu geplanten. Wenn sie denn beide kommen. Denn, wie und ob es mit der Zwei-Toiletten-Lösung überhaupt weitergeht, hängt jetzt von der Städtebauförderung des Landes NRW ab. Die muss nun entscheiden, ob sie das Projekt unterstützt oder nicht.
Pläne stoßen auf Kritik: "Es befremdet mich"
Peter Blaschke vom Verein für soziale Integrationshilfen den Stadtpark kann die Diskussion schwer nachvollziehen. Und als Angstraum sieht der Sozialarbeiter den Stadtpark auch nicht. „Der Umgang in der Szene ist etwas rauer. Aggressionen gegenüber szenefremden Menschen gab es aber bisher nie.“
Auf Kritik stoßen die Schwerter Toiletten-Pläne auch bei "Bodo". Der Verein mit Hauptsitz in Dortmund setzt sich für Obdachlose und Menschen in schwierigen Lebenslagen ein, vertreibt unter anderem das gleichnamige Straßenmagazin. Die "Bodo"-Redakteurin Alexandra Gehrhardt ist skeptisch: "Ich maße mir nicht an, beurteilen zu können, wer da eine Toilette sauber hinterlässt und wer nicht." Zwei Toiletten – eine Diskrimierung? Gehrhardt reagiert mit Unverständnis. "Es befremdet mich, dass da ein Unterschied gemacht wird zwischen Schwertern und Nicht-Schwertern", sagt Gehrhardt, "zwischen Trinkern und 'anderen'."
Und auch die Idee, Geld für öffentliche Toiletten zu nehmen, lehnt sie ab. Zwar sei es grundsätzlich zu begrüßen, dass in Schwerte neue öffentliche Toiletten installiert werden, so Gehrhardt – stellt aber klar: "Wir sind dafür, dass die Nutzung kostenlos sein muss. Das ist ein Grundbedürfnis." Mehr noch. Geht es nach Gehrhardt, geht der Schuss nach hinten los. "Vertreibung ist der erste Effekt." Meint: Wer man Geld für die Toiletten nimmt, werden sie von denen, die kein Geld haben, schlichtweg nicht benutzt. Der zweite Effekt: Sie suchen nach Alternativen. Und zwar im Freien.