Die ukrainische Flagge war vor dem Besprechungszimmer des Rathauses gehisst, wo Sozialamts-Leiterin Christiane Klanke (l.) und der Erste Beigeordnete Tim Frommeyer am Dienstag einen aktuellen Sachstandsbericht zur Aufnahme der Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet gaben. © Reinhard Schmitz
Ukraine-Krieg
Noch reichen Flüchtlingsheime: Turnhallen wären „allerletzter Schritt“
Die Stadt hat eine „Task Force“ mit dem Arbeitskreis Asyl gebildet, um den aus der Ukraine geflüchteten Menschen bestmögliche Unterstützung zu geben. Noch herrscht ein großes Kommen und Gehen.
Der Strom der ukrainischen Flüchtlinge ist größer als bei der großen Welle im Jahr 2015. Nach dieser Einschätzung aus Ministerkreisen bereitet sich die Stadt auf eine gewaltige Herausforderung vor. „Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass die Menschen langfristig in Deutschland bleiben“, sagte der Erste Beigeordnete Tim Frommeyer am frühen Dienstagnachmittag (8.3.) bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Denn die russische Strategie laufe offenbar darauf hinaus, „große Landesteile unbewohnbar zu machen“.
Noch herrscht in Schwerte ein großes Kommen und Gehen
Seit Beginn der Kämpfe am 24. Februar sei ein stetig wachsender Zuzug zu beobachten. „Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor“, erklärte Tim Frommeyer – von einzelnen Geflüchteten bis zu ganzen Gruppen, die Unterstützung brauchen.
„Die Hälfte der Geflüchteten werden Kinder sein“, befürchtet er nach Berichten über „massive Bombardements“ auf Infrastruktur-Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen: „Wuppertal hat ein ganzes Kinderheim aufgenommen.“
Nach mehr als 25-stündiger Fahrt war ein Quecke-Bus mit 47 Geflüchteten aus der Ukraine am Sonntagmorgen (6.3.) am Marienkrankenhaus angekommen. © Reinhard Schmitz
In Schwerte gibt es derzeit noch ein großes Kommen und Gehen. Viele Ukrainer, die ankommen, wollen weiter zu Angehörigen in andere Städte. Mit dem Hilfsbus des Reisedienstes Quecke sollten am Sonntag beispielsweise 47 Menschen ankommen, von denen aber nur 19 untergebracht werden mussten, berichtete Sozialamts-Leiterin Christiane Klanke.
Der Bus hatte gerade erst sein Ziel am Marienkrankenhaus erreicht, als neben ihm ein Bulli anhielt, um einige Passagiere nach Wilhelmshaven zu holen. Andere machten sich auf den Weg nach Zürich, Luxemburg, Lyon und Berlin.
Rathaus bildet „Task Force“ mit dem Arbeitskreis Asyl
Für die Behörden ist es allein schon eine enorme Herausforderung, den Überblick beim Registrieren der Menschen zu behalten. Und das war erst die erste größere Gruppe. „Wir werden voraussichtlich mit Dortmund eine Drehscheibe und einen Hauptanziehungspunkt direkt nebenan haben“, erwartet Tim Frommeyer.
Wer von den Ankommenden keine familiäre Anbindung nach Schwerte hat, werde zunächst an die Erstaufnahme-Einrichtung des Landes in Bochum verwiesen, die über 4000 Plätze verfügt. „Das müssen wir auch tun“, sagte Christiane Klanke mit Blick auf das gesetzliche Regelwerk.
Im Rathaus ist eine „Task-Force“ mit dem Arbeitskreis Asyl gebildet worden. „Wir können die Aufgabe in dem Ausmaß nur bewältigen gemeinsam mit dem Ehrenamt“, erklärte Tim Frommeyer. Beispielsweise sei man auf deren Hilfe angewiesen, wenn abends spontan eine Flüchtlingsfamilie am Bahnhof stehe. Denn die städtischen Mitarbeiter können nicht rund um die Uhr im Einsatz sein.
Auch hat sich ein Pool von Dolmetschern zusammengefunden, um bei den Beratungen zu helfen. So soll den Ukrainern die Angst vor einem Asylantrag genommen werden, wenn sie Unterstützung zum Lebensunterhalt oder medizinische Versorgung brauchen. Denn es gebe die Fehlinformation, dass sie in diesem Fall nach drei Monaten zurückgeschickt würden. „Das ist nicht so“, betonte Christiane Klanke.
Die Hilfsbereitschaft sei riesengroß, lobte Tim Frommeyer. Viele hätten bereits Wohnungen angeboten. Doch noch reichen die städtischen Unterkünfte aus, nach deren Belegung man auf die privaten Angebote zurückgreifen werde. Die Nutzung von Turnhallen wäre „der allerletzte Schritt“, sagte Christiane Klanke: „So weit sind wir noch lange nicht.“ Man bemühe sich, die Ankommenden sozialverträglich unterzubringen. Beispielsweise bräuchten Frauen und Kinder andere Räume als etwa eine Gruppe von Männern.
Zusätzlich kommen 20 afghanische Ortskräfte nach Schwerte
„Wir hoffen alle, dass das sehr schnell vorbeigeht – aber man muss realistisch sein“, sagte die Sozialamts-Leiterin. Einen Tag vor dem Kriegsausbruch wurden ihr zusätzlich von anderer Seite Flüchtlinge angekündigt. Wahrscheinlich müsse Schwerte 20 afghanische Ortskräfte aufnehmen, die bei dem gescheiterten Militäreinsatz am Hindukusch mit der Bundeswehr zusammengearbeitet haben.
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