Heiko Klanke, Leiter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums in Schwerte, setzt auf iPads. Und kann auch erklären warum.

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Schulleiter aus Schwerte: Ja, im Unterricht müssen es iPads sein

rnDigitales Lernen

Brauchen Schüler iPads? Reichen nicht auch günstigere Geräte? Sollten Schüler nicht lieber Programmieren lernen an echten Computern? Ein Schulleiter aus Schwerte widerspricht vehement.

von Björn Althoff

Schwerte

, 17.11.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Heiko Klanke kennt die Argumente. Dass man an einem iPad ja eher Konsument sei als jemand, der selbst gestalten könne. Dass es doch auch billigere Alternativen gebe für den Einsatz im Unterricht.

Dass die Mädchen und Jungen doch frühzeitig selbst programmieren lernen sollten, um die Funktionsweise von digitalen Geräten von Grund auf zu verstehen. Dass in solchen Fällen ein alter, fit gemachter Rechner, auf dem das freie Betriebssystem Linux laufe, doch die bessere Wahl sei.

Doch Klanke, Leiter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums in Schwerte, ist überzeugt: „Nein, ein iPad ist die praktikabelste Lösung.“ Und genau deshalb müsse es eben auch dieses Gerät sein, nichts Anderes.

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„Ein Medium wie Tafel und Overheadprojektor“

„Man muss an die komplette Lehrerschaft und an die komplette Schülerschaft denken“, unterstreicht Klanke. Im Schulalltag sei doch keine Zeit, zusätzlich zu Mathe, Deutsch, Englisch, Bio, Geschichte, Physik auch noch frühzeitig Informatik unterzubringen.

Klar, wäre das wünschenswert, aber eben auch nicht realisierbar im Alltag. „Der Rechner ist zunächst einmal ein Medium, genauso wie die Tafel, der Overheadprojektor, das Schulbuch.“ Nichts sei perfekt, jedes einzelne eben ein Mittel zum Zweck, eben zum Unterstützen des Lernens. So habe alles Vor- und Nachteile.

Geschlossenes System: Lehrer hat die Admin-Rechte

Beim iPad würden die Vorteile bei weitem überwiegen, unterstreicht Klanke. Apple liefe ein geschlossenes System, das der Lehrer als Administrator einfach bedienen könne: „Wenn ich die Admin-Rechte habe über das Apple-System, kann ich den Schülern mit wenigen Klicks nur die Apps freigegeben, die sie bedienen sollen.“

Ansonsten sei doch die Frage: Welcher Schüler bleibe beim Unterrichtsstoff, wenn er mit wenigen Klicks auf dem Gerät vor sich auch andere Dinge tun könne?

„Gleichzeitig kann ich als Lehrer über die Classroom-App sehen, was die Schüler machen. Ich kann einen Vokabeltest über die App schreiben lassen und habe eine enorme Zeitersparnis. Ich kann beim Vokabeltest oder im Mathematik-Unterricht sogar Auswertungen fahren“, unterstreicht Klanke.

Auswertung in Echtzeit: Wo haben viele Schüler Probleme?

Der Lehrer müsse eben nicht mehr 30 Zettel oder Hefte durchschauen. Sondern per Computerauswertung in Echtzeit sehen: Bei Aufgabe 4b oder bei der zehnten Vokabel hatten sehr viele Probleme. „Ich kann Schwächen und auch besondere Stärken sehen“, findet Klanke: „Das lässt mehr Zeit, auf Schülerinnen und Schüler einzugehen.“

Der digitale Inhalt lasse sich direkt an die Wand projizieren.

Apple habe aufgrund seiner Marktstellung eben einen enormen Vorteil gegenüber den Open-Source-Programmen, also denen, die von vielen Freiwilligen weiterentwickelt werden. Ähnlich gelte das auch für Microsoft.

Deshalb setzt man am FBG in Schwerte ähnlich wie an anderen weiterführenden Schulen in Schwerte eben gezielt auf Microsoft Teams zur Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern, setzt man auf Microsoft Forms, um schnell und bedienerfreundlich Tests zu erstellen.

Lehrer schaut die Schüler an, anders als bei der Tafel

„Wir haben ja nicht fünf Leute, die permanent bereitstehen, um den Lehrern bei Problemen zu helfen“, verdeutlicht Klanke. „Da bitte ich auch alle so genannten Experten um Verständnis: Ein Lehrer hat sechs bis acht Stunden Unterricht, wechselt Räume und Klassen.“ Da bleibe schlicht keine Zeit, um noch technische Probleme beiseite zu schaffen.

Ein ganz pragmatischer Vorteil des Tablets im Unterschied zur Tafel: Der Lehrer dreht den Schülern nicht den Rücken zu, sondern kann sie zwischendurch angucken.

„Schüler könnten mit iPads Geschriebenes gut abfotografieren. Und sie sollten natürlich ihre Wege gehen“, erläutert Klanke, „ganz gleich, ob sie es nun handschriftlich machen oder zur Präsentation ein Video oder Präsentation mit Power Point erstellen.“

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Abhängigkeit? „Die muss man kritisch hinterfragen“

Letzten Endes „begibt man sich in eine gewisse Abhängigkeit“, das ist auch dem FBG-Chef klar. „Ja, sie sollen kritisch hinterfragen, aber sie konsumieren im Alltag ja trotzdem, und genau da man muss sie abholen.“

Was sind Algorithmen? Wie funktionieren sie? Das sei dann die Grundlage des Programmierens, und dazu brauche man auch andere Rechner.

Doch das könne man nicht ab Klasse fünf lehren. Da gehe es zunächst um Wichtigeres.

Klanke schlägt den Bogen zur Erfindung des Buchdrucks. Der habe ebenso alles verändert wie die Erfindung des Computers. Medienkompetenz könne nicht nur von Lehrern allein beigebracht werden. Da seien auch die Eltern in der Pflicht. Und auch deshalb könne man nicht direkt mit dem Komplizierten starten, mit dem Programmieren und Open-Source-Produkten.

Viele Lehrer „haben Nutzen der digitalen Medien gesehen“

„Die Corona-Krise war eine Riesen-Chance“, freut sich Klanke, „auch viele ältere Kollegen haben jetzt den Nutzen der digitalen Medien ganz klar gesehen.“ Das beinhalte selbst diejenigen „die vorher skeptisch waren“.

Jetzt aber hätten viele Kollegen gesehen: Vertretungsunterricht lässt sich ganz anders gestalten. Die Aufgabenstellung könne leichter eine andere sein als im vor-digitalen Zeitalter.

Wobei – und auch das möchte Klanke betonen: Nicht immer ist das Neue besser als das Alte. „Die Tafel funktioniert immer.“