Der heimische Bundestagsabgeordnete Oliver Kaczmarek (SPD, r.) informierte sich in der St.-Viktor-Kirche bei Vertreten von Gemeinde und Förderverein über das undichte Schieferdach.

© Reinhard Schmitz

Schieferdach undicht: Unterm Gebälk von St. Viktor stehen Badewannen

rnSt. Viktor Schwerte

Ist das viele Geld, das für die Innensanierung von St. Viktor ausgegeben wurde, für die Katz? Durch das undichte Dach dringt Regenwasser hinein. Der Schiefer muss dringend ersetzt werden.

Schwerte

, 20.02.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Badewanne für St. Viktor. Eine? Nein, die reicht nicht. Bestimmt ein halbes Dutzend Plastikzuber hat der Küster auf den Dachboden der Marktkirche geschleppt. Füllen muss er sie nicht. Das besorgt der Himmel bei jedem kräftigen Wolkenbruch. Denn das 100 Jahre alte Schieferdach des Gotteshauses ist so undicht, dass es dringend erneuert werden muss.

Architekt rechnet mit Kosten von fast 1,2 Millionen Euro

„Es regnet durch“, berichtete Architekt Christoph Harder (Hagen) am Donnerstag bei einem Termin, zu dem Vertreter von Presbyterium und Förderverein St. Viktor einen Gast aus Berlin eingeladen hatten: Von dem heimischen Bundestags-Abgeordneten Oliver Kaczmarek (SPD) erhoffen sie sich Unterstützung, um die nach derzeitiger Schätzung fast 1,2 Millionen Euro teure Maßnahme starten zu können. „Bitte, setzen Sie sich ein, wie Sie es können“, sagte Finanzkirchmeister Ulrich Groth. Ansonsten sei alles gefährdet, was vor wenigen Jahren bei der aufwendigen Innensanierung des historischen Gebäudes erreicht worden sei: „Wir sind in einer nahezu dramatischen Situation.“

Das Dach der Viktorkirche am Markt wurde vor 100 Jahren mit englischem Schiefer gedeckt, der mittlerweile kaputt ist.

Das Dach der Viktorkirche am Markt wurde vor 100 Jahren mit englischem Schiefer gedeckt, der mittlerweile kaputt ist. © Kirchengemeinde Schwerte/Harmata

Die wurde im Untersuchungsbericht des beauftragten Architekten deutlich. Nicht nur die Schieferplatten seien undicht, sondern auch die Unterlagsbahnen darunter in einem schlechten Zustand. Die Feuchtigkeit habe schon den Dachstuhl erreicht, von dem einige Stellen zu allem Überfluss nicht einsehbar sind. Dort müsse man auch Gebälk ersetzen.

Denkmalbehörden wollen unbedingt wieder Schiefer aus England

Dass die Sanierung so teuer ist, hängt auch mit Forderungen der Denkmalbehörden zusammen. „Die wollen wieder walisischen Schiefer“, erklärte der Architekt. Dieses besondere Material, das Christoph Harder von keiner anderen Kirche kannte, war vor 100 Jahren als Ballast in die Laderäume der Frachtschiffe gepackt worden, wenn sie von einem Warentransport aus England zurückkehrten. Derzeit werde auf Baustellen billigerer spanischer Schiefer verwendet. Es gebe auch noch Fredeburger Schiefer aus deutscher Produktion, aber der enthalte einen größeren Gipsanteil, so dass das Dach dann heller wirken würde als gewohnt.

Um ihn als Fürsprecher bei der Beantragung von Denkmalfördermitteln für die Dachsanierung zu gewinnen, lud die Evangelische Kirchengemeinde Schwerte den heimischen SPD-Bundestagskandidaten Oliver Kaczmarek in die St.-Viktor-Kirche ein.

Um ihn als Fürsprecher bei der Beantragung von Denkmalfördermitteln für die Dachsanierung zu gewinnen, lud die Evangelische Kirchengemeinde Schwerte den heimischen SPD-Bundestagskandidaten Oliver Kaczmarek in die St.-Viktor-Kirche ein. © Reinhard Schmitz

„Ohne Fördergelder müssten wir auf spanischen Schiefer zurückgreifen“, sagte Christoph Harder. Ein entsprechender Antrag sei bei der Bezirksregierung gestellt und müsse bis zum 8. März in Berlin sein. Dabei müsse die nationale und regionale Bedeutung des Bauwerks deutlich gemacht werden, riet Oliver Kaczmarek, der alle Kommunen seines Wahlkreises über das Denkmalschutz-Sonderprogramm informiert hatte: „Sie sind die Ersten, die sich gemeldet haben.“ Aber er habe noch keinen Überblick, wie viele Anträge überhaupt gestellt worden seien. Die Entscheidung treffe der Haushaltsausschuss in Berlin, wo er mit dem Berichterstatter seiner Partei Kontakt aufnehmen wolle. In der vorigen Förderrunde sei sein Wahlkreis leer ausgegangen: „Deshalb müssten wir wieder dran sein.“

Fertigstellung wird für November 2022 angepeilt

Eigentlich habe man das Dach schon vor zehn Jahren erneuern wollen, erinnerte Fördervereins-Vorsitzender Ulrich Halbach. Vergeblich habe man mehrfach Anträge für eine Förderung aus dem Denkmalschutzprogramm gestellt, jetzt zum dritten Mal. „Aller guten Dinge sind drei“, machte er sich jetzt Hoffnung.

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Vom Eingang der Mittel hänge wesentlich der Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahme ab, erläuterte Christoph Harder: „Es wäre schön, wenn wir im Herbst/Winter mit der Planung beginnen könnten.“ Im November sollten dann die Aufträge vergeben werden, im Frühjahr 2022 der Gerüstaufbau und die Abdeckung des alten Dachs folgen. Ein- bis eineinhalb Monate wird es allein dauern, die 1400 Quadratmeter kaputten Schiefers zu entfernen, bevor im Mai/Juni der neue Schiefer aufgelegt werden kann - für den aus England mit einer Lieferzeit von sechs Monaten gerechnet wird. Die Fertigstellung wäre für November 2022 angepeilt.