
© Reinhard Schmitz
Zu Kirmesorgel-Klängen: Schausteller geben Hans-Otto Schäfer die letzte Ehre
Katholischer Friedhof
Es waren bewegende Bilder. Während seine Kirmesorgel erklang, begleitete ein Fahnenmeer der Schaustellervereine den Sarg von Hans-Otto Schäfer. Der Schwerter ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Das riesige Fahnenmeer hoch oben auf dem Hügel des Katholischen Friedhofs war schon von der Straße aus unübersehbar. Mit den traditionsreichen Symbolen ihrer Vereine waren Schausteller aus Nah und Fern gekommen, um Hans-Otto Schäfer die letzte Ehre zu erweisen.
Die große Familie des Berufsstands trauerte um einen Mann aus ihrer Mitte, der jahrzehntelang so vielen Menschen auf den Volksfesten der Republik glückliche Stunden geschenkt hatte. Der Schwerter ist am 28. Januar im Alter von 81 Jahren gestorben.

Der Schausteller Hans-Otto Schäfer ist gestorben. © Rainer Schulz
Trauerfeier wurde auf Flachbildschirme nach draußen übertragen
Rund 350 bis 400 Trauergäste – so schätzte Friedhofsgärtnermeister Heiner Knostmann – hatten sich am Donnerstagmittag (3.2.) an der Friedhofskapelle nahe der Friedhofstraße versammelt.
Weil wegen der Corona-Beschränkungen derzeit nur höchstens 50 Personen in die Trauerhalle eingelassen werden dürfen, waren auf dem Vorplatz zwei große Flachbildschirme und Lautsprecher aufgebaut. Mit einer Kamera wurde die Trauerfeier, die ein eigener Seelsorger der Schausteller leitete, ins Freie übertragen.

Mit einem Fahnenmeer begleiteten Schausteller von Nah und Fern den Trauerzug. © Reinhard Schmitz
Bewegende Worte fanden auch Vertreter der Schaustellerverbände. Sie zeichneten das Bild eines Mannes, der in seinem Leben alles gegeben hat für seinen Beruf und für seine Familie. So, wie ihn viele in Erinnerung hatten, wurde er geschildert: Als ein herzensguter Mensch, der immer ein Lächeln im Gesicht trug.
Er sei ein absoluter Familienmensch gewesen. Und er war ein handwerklicher Könner. Noch vor wenigen Jahren konnten Passanten an der Straße am Eckey staunend beobachten, wie er auf seinem Betriebsgelände eigenhändig ein großes Altwiener Pferdekarussell restaurierte, das er in Einzelteilen von einem Freizeitpark gerettet hatte.

In der Friedhofskapelle erinnerte eine Fotocollage an die Traditionen der Schaustellerfamilie Schäfer aus Schwerte. © Reinhard Schmitz
Hans-Otto Schäfer pflegte seine Kirmesorgel
Liebevoll hegte und pflegte Hans-Otto Schäfer auch ein altes Familienerbe: Eine wunderschöne Kirmesorgel vom Baujahr 1904, die – wie es hieß – gemäß seinem letzten Willen vor der Friedhofskapelle aufgebaut war. Mit zwei Liedern begleiteten ihre Pfeifen den Trauerzug, der sich nach einem kurzen Stopp vor dem mechanischen Wunderwerk in Richtung der stets gepflegten Familiengrabstätte bewegte.

Zum Abschiednehmen senkten die Vertreter der vielen Schaustellervereine dreimal ihre Fahnen am Grab von Hans-Otto Schäfer. © Reinhard Schmitz
Vorneweg vor dem Sarg schritten feierlich die Fahnenträger, um schließlich nach alter Berufstradition von ihrem beliebten Berufskollegen Abschied zu nehmen. Dreimal senkten sie am offenen Grab ihre Fahnen zum Gebet. Ein Saxofonist spielte ein letztes Lied für den Gestorbenen, dann wurde es nach und nach wieder still auf dem Friedhof.
Auch die Orgel wurde später wieder abgeholt in die Garagenhallen der Familie, die das Lebenswerk von Hans-Otto Schäfer schon lange in zwei weiteren Generationen fortführt.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
