
© Vanessa Trinkwald
Ruhrtalradweg gesperrt: Radfahrer zwischen Einsicht, Unwissen und Unverständnis
Ruhrtalradweg
Seit dem Osterwochenende ist der Ruhrtalradweg hinter dem Wellenbad gesperrt. Ersichtlich ist das auf den ersten Blick nicht. Ein paar hundert Meter weiter sorgt der Landwirt für klare Verhältnisse.
Alles wie immer, könnte man meinen. Dort, wo der Letteweg von der Ruhrtalstraße abgeht, steht bloß die rostige Schranke, die vorher auch schon da war. Radfahrer und auch Fußgänger passieren sie am Ostermontag (18.4.) wie gewohnt – die Hinweisschilder des RVR (Regionalverband Ruhr) sind zwar eindeutig, wer aber seine gewohnte Strecke nimmt, wird sie kaum bis gar nicht beachten.

An der rostigen Schranke kommen Radfahrer und Spaziergänger noch vorbei, kurz vor dem Hof Theymann ist dann aber Schluss, der Ruhrtalradweg gesperrt. © Vanessa Trinkwald

Die Hinweisschilder des Regionalverbands Ruhr erklären, an welcher Stelle der Ruhrtalradweg gesperrt ist und wo die Umleitung herführt. Trotz ihrer Größe werden sie von den meisten am Ostermontag kaum bis gar nicht wahrgenommen. © Vanessa Trinkwald
Wie etwa der Rennradfahrer, der in voller Montur auf dem Letteweg in Richtung Biohof Theymann unterwegs ist. Ob er nicht wüsste, dass der Weg seit dem Osterwochenende gesperrt sei? „Nein“, sagt er, das habe er nicht mitbekommen, die Schilder nicht gesehen. „Aber wird ja wahrscheinlich frei sein, oder?“ Fünf Minuten später kommt er mit seinem Rennrad zurück.
Da haben Birgit und Detlef aus Schwerte schon das bestätigt, was seit einigen Wochen angekündigt war. Hof Theymann in Hennen hat die Notbremse gezogen und das Teilstück, das über das Hofeglände am Letteweg führt, gesperrt. „Ja, ist dicht“, sagen die beiden, die an diesem sonnigen Tag ebenfalls mit ihren Rädern unterwegs sind. Sie wussten im Vorfeld Bescheid, wollten mal schauen, ob der Landwirt auch ernst macht. Hat er – und zwar unmissverständlich.
Ein großes Tor versperrt den Weg, links und rechts Holzzäune
Anders als die Infotafeln des RVR ist die Absperrung ein paar hundert Meter weiter nicht zu übersehen. Ein großes Tor versperrt den Weg – links und rechts Holzzäune, die auch den abschüssigen Teil Wiese mit absichern; dahinter folgt noch eine Schranke. Die beiden Schwerter Birgit und Detlef akzeptieren die Hindernisse und drehen wieder um, zeigen Verständnis für die Entscheidung, auch wenn sie sich eine bessere Kommunikation zwischen Landwirt und Radfahrern gewünscht hätten. „Ich fahre hier fast jeden Tag lang“, sagt Birgit, „das ist meine Trainingsstrecke.“ Zumindest auf diesem Stück entlang der Ruhr kann sie die nun erst mal vergessen.

Birgit und Detlef aus Schwerte fahren zurück. Sie haben auf dem Letteweg kehrtgemacht. © Vanessa Trinkwald
Doch nicht nur am sogenannten Knotenpunkt 25 an der Ruhrtalstraße ist die Verbindung gekappt. Der RVR informiert ebenfalls über die Sperrung am Knotenpunkt 22 am Lenninghauser Weg unweit der Sieben Zeichen Brücke. „Wegweisung in Bearbeitung“, steht dort auf einem Schild, das gen Süden zeigt.

Hier – am Knotenpunkt 22 am Lenninghauser Weg, unweit der Sieben Zeichen Brücke – ist ebenfalls gesperrt. © Vanessa Trinkwald
Hier, in Richtung Süden, soll die Umleitung entlangführen – durch Hennen, durch Rheinen und dann wieder auf die Ruhrtalstraße in Richtung Gutshof Wellenbad. Oder umgekehrt. Die Ruhrtalstraße ist das, was Birgit und Detlef am meisten Sorgen bereitet. „Gerade für Familien mit Kindern ist dieses Stück wirklich gefährlich“, sagt Birgit. Je nach Richtung geht es einigermaßen steil bergrunter oder bergauf, einen Bürgersteig gibt es anders als an der Rheinener Straße nicht.

Die grüne Strecke soll nun als Umleitung genutzt werden. Die roten Trassen zeigen die übrigen Radwege mit den Knotenpunkten des Radwegenetzes. © Stadt Schwerte
Die beiden Radfahrer aus Schwerte gehören zu der Sorte, die die Strecke über das Privatgelände immer geschätzt haben, wie sie sagen. Von rücksichtslosen Radfahrern hätten sie aber gehört. Und dass der Landwirt bereits länger um Rücksichtnahme auf seinem Grundstück gebeten hatte.
Die offizielle Erklärung auf den neuen Schildern des RVR ist eine andere: „Aufgrund einer geänderten Weidebewirtschaftung“ müsse der Ruhrtalradweg kurzfristig gesperrt werden. „Wir bitten um Ihr Verständnis.“
„Da hat der Landwirt Spaß dran, das ist doch schön“
Verständnis haben die beiden Radfahrer aus Ergste, die am späten Nachmittag aus Richtung Drüpplingsen vor der doppelten Beschränkung landen, nicht. Sie drehen nicht wieder um, heben ihre Räder stattdessen über das Gestänge beziehungsweise zwischen ihm hindurch. „Da hat der Landwirt Spaß dran“, sagen sie. „Das ist doch schön.“
Peter aus Unna, der die Strecke in diesem Frühjahr zum ersten Mal wieder fährt und plötzlich Halt machen muss, sieht ein aus seiner Sicht grundlegendes Problem: „Genau hier müsste doch jetzt ein Hinweis stehen, warum überhaupt gesperrt ist.“ Die Radfahrer, die die Info des Regionalverbandes nicht wahrnehmen, wüssten doch ansonsten gar nicht, was Sache ist.
Und es sind eben nicht nur die Radfahrer, die an diesem Tag nicht weiterkommen. „Für Fußgänger auch“, steht in Schreibschrift auf dem Schild des RVR – ganz klein geschrieben mit Kugelschreiber. Und das werden die meisten am Ende noch weniger beachten als das Hinweisschild selbst.

Die neue Regelung gilt für Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen, wie jemand mit Kugelschreiber auf das Hinweisschild des RVR geschrieben hat. © Vanessa Trinkwald
Arbeitet seit Juni 2024 in der Redaktion des Hellweger Anzeigers. War in den vergangenen Jahren bereits für die Ruhr Nachrichten im Kreis Unna unterwegs. Mag Nachrichten und persönliche Geschichten gleichermaßen, arbeitet aktuell aber eher im Hintergrund.
