
© Mühlbauer/Grafik: Klose
Rücksichtslose Radfahrer: Anlieger sperrt ab Ostern den Ruhrtalradweg
Ruhrtalradweg
Ab Ostern soll der Ruhrtalradweg hinter dem Wellenbad gesperrt werden. Er führt über Privatgelände. Und offensichtlich gibt es keinen Vertrag zwischen Eigentümer und den Radwegbetreibern.
Der Ruhrtalradweg ist insgesamt 240 Kilometer lang, von der Quelle im Sauerland bis zur Mündung in Duisburg. Er gilt als einer der beliebtesten Radwege in Deutschland. Und gerade das wird immer mehr zum Problem.
Bereits ab Karfreitag ist Schluss
Denn die Menge der Radtouristen und das Tempo, das mittlerweile von vielen Radfahrern an den Tag gelegt werde, ist für Anwohner nicht ungefährlich. Der Bauernhof Theymann in Hennen zieht nun die Notbremse. Bereits Karfreitag soll das Teilstück, das über das Hofgelände am Letteweg führt, gesperrt werden.
Wenn das so kommt, würde auch das Wellenbad nicht mehr direkt an der Strecke liegen. Denn die Alternativ-Route führt über das Bahnwäldchen, den Kellerbach und die Geisecker Tal- und Dorfstraße zurück zur ursprünglichen Trasse, wie Iserlohns Planungsdezernent Thorsten Grote bei einem Termin vor Ort erläuterte.

Hier wird es ab Ostern nicht mehr weitergehen. Die Anlieger lassen die Privatstraße für die Fahrradfahrer sperren. © Heiko Mühlbauer
„Unser Problem ist die Verkehrssicherheit“, sagt Jan Theymann. Er betreibt mit seiner Familie am Letteweg einen Bauernhof mit Pferdewirtschaft. Und da können die ambitionierten Radler zum Problem werden. „Es sind ja nicht die Anwohner und die Spazierfahrer, sondern Rennradler und Mountainbiker, die hier mit hoher Geschwindigkeit durchrasen“, erzählt er. „Wir haben schon Schilder aufgestellt, aber das nützt nichts. Im Gegenteil, wir werden von denen noch angebrüllt.“
„Haben die Stadt mehrmals um Hilfe gebeten“
Die Stadt Iserlohn habe man schon mehrmals um Hilfe gebeten, vergeblich. Dort verweist man auf die Bezirksregierung: Denn der Radweg sei deren Projekt und nicht das der Städte, über deren Gebiet die Trasse führt.
Die Pressestelle der Bezirksregierung erklärte am Freitag (18.3.), dass man in diesem Fall nicht zuständig sei und verwies an den Märkischen Kreis: Die Anfrage dort ergab aber, dass hierfür entweder der RVR oder die jeweilige Kommune, also die Stadt Iserlohn, zuständig sei.
Einig ist man sich hingegen, dass es keinen Vertrag mit den Theymanns gibt. „Das hat sich so ergeben“, sagt auch Jan Theymann. Und dann wäre es halt immer schlimmer geworden mit dem Radverkehr und vor allem dem rücksichtslosen Verhalten. „Leid tut es mir für die Schulkinder aus dem Dorf, die den Weg morgens nutzen“, so Theymann. Dass es überhaupt keinen Vertrag über die Durchfahrt über den Hof gibt, bestätigte auch Iserlohns Planungsdezernent Grote.
Umständlicher Umweg über Holzwickede und Schwerte
Der aktuell geplante Ausweg aus dem Dilemma ist ein eher umständlicher Umweg über das nördliche Ruhr-Ufer. Für den gibt es aktuell auch keine Beschilderung. Und in Geisecke müssten die Radfahrer über Anlieger-Straßen fahren, auch dort ist Ärger vorprogrammiert.
Wie es auf der Trasse weitergehen soll? Die Stadt Schwerte hat zumindest noch Hoffnung auf eine Einigung. Für Montag sei ein Gespräch mit allen Beteiligten geplant, verriet Pressesprecher Ingo Rous. Beim Regionalverband Ruhr, der den Radweg betreibt, setzt man hingegen auf die Ausweichstrecke. „Wir sind bemüht, dass die neue Strecke bis Mitte April auch ausgeschildert ist“, so RVR-Sprecher Jens Hapke.
Ähnliches Problem vor Jahren
Einige Kilometer weiter auf dem Ruhrtalradweg gab es vor Jahren schon einmal ein ähnliches Problem. Die Pächter von Gut Ruhrfeld hatten die Durchfahrt durch ihr Bauernhofgelände gesperrt. Auch sie fühlten sich von den Radfahrern zunehmend gestört. Doch hier war die Lösung einfach: Rund um den Hof wurde eine Umleitung angelegt. So viel Platz gebe es auf der Hennener Seite nicht, betont Grote.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
