Eine achte Klasse des Ruhrtal-Gymnasiums (RTG) hat eine Brieffreundschaft mit einem kaum bekannten Land begonnen: Die Rede ist von Äquatorialguinea, einem kleinen Staat an der Westküste Afrikas. In die Wege geleitet hatte das Spanisch- und Englischlehrer Dennis Kuhlmeier (34).
Der 34-Jährige hat schon während seines Studiums eine Faszination für das Land entwickelt, es ist nämlich das einzige in Afrika, in dem Spanisch gesprochen wird. In den Osterferien ist Dennis Kuhlmeier dann selbst nach Äquatorialguinea gereist. Im Gepäck hatte er Briefe seiner Spanischklasse, in denen die Kinder sich vorstellten und von ihren Interessen und ihrem Alltag berichteten. Diese hatte der RTG-Lehrer dann vor Ort an zwei Schulen verteilt, in der Hoffnung, dass dadurch ein schriftlicher Austausch entsteht.
Das hat auch geklappt, denn nur wenige Wochen später hatten alle Schülerinnen und Schüler einen Antwortbrief aus Äquatorialguinea in der Hand. „Ich war überrascht, dass es so schnell geht“, erzählt Dennis Kuhlmeier. Eine Schule, das Colegio María Cano, habe sofort geantwortet. Verschickt wurden die Briefe jedoch nicht mit der Post. „Das hätte drei bis vier Monate gedauert“, erklärt der Lehrer. Die Briefe wurden per Hand geschrieben, eingescannt und per E-Mail verschickt.

„Eigentlich sind die wie wir“
In den Briefen berichten die Kinder aus ihrem Leben in Äquatorialguinea und von ihren Hobbys. Dabei sind den Schülern viele Gemeinsamkeiten aufgefallen: Fußball spielen, Videospiele, Musik hören, Filme schauen, sich mit Freunden treffen und auf Social Media abhängen. All das, was auch die Schwerter Schülerinnen und Schüler gerne in ihrer Freizeit machen. Leni (14) teilt sogar denselben Musikgeschmack mit ihrer Brieffreundin. Beide hören gerne Taylor Swift. Timon (14) sagt: „Eigentlich sind die genauso wie wir.“
Doch auch die negativen Seiten des Lebens in Äquatorialguinea wurden in manchen Briefen deutlich. Die Schüler dort sind durch die diktatorische Regierungsform noch lange nicht so frei, wie die Schwerter Kinder. Vieles werde streng kontrolliert und die Kinder können nicht so einfach verreisen und Dinge unternehmen, erklären Carla (13) und Nelly (13).

Die Möglichkeit, sich mit Kindern aus einem anderen Land und einer anderen Kultur austauschen zu können, kommt bei den Schülern des RTG durchweg gut an. „Es ist auf jeden Fall sehr interessant, zu erfahren, wie die Kinder dort leben. Diese Einblicke kriegt man ja sonst nicht wirklich aus einem Land wie Afrika“, sagt der 13-jährige Jasper. Auch Nelly (13) ist begeistert. „Es ist cool, dass die Schule sowas ermöglicht und auch was Besonderes, weil Herr Kuhlmeier selbst dort war.“

Auf die Frage, ob durch das Briefeschreiben eine richtige Freundschaft entstehen kann, antworten die Schüler alle ähnlich. Generell sei es natürlich schon möglich, wenn man den Kontakt hält, so Sevde (14). Doch eine Freundschaft wie mit Freunden in Deutschland aufzubauen, gehe nicht so leicht. „Es wäre halt schwierig sich zu treffen, aber eine Fernfreundschaft funktioniert auf jeden Fall“, sagt Keno (14). Manche Schüler haben sich deswegen mit ihren entfernten Brieffreunden über Instagram vernetzt. „Das ist natürlich noch mal einfacher, so in Kontakt zu bleiben“, erklärt Nelly.
Theorie wird zu Praxis
Die Schülerinnen und Schüler machten sich in der Unterrichtsstunde gleich an ein Antwortschreiben. Das Briefeschreiben sei auch eine gute Möglichkeit, das Gelernte direkt in die Praxis umzusetzen und die Sprache weiter zu vertiefen, so Dennis Kuhlmeier. Die Achtklässler lernen seit fast zwei Schuljahren Spanisch und konnten die Briefe daher schon sehr gut verstehen. Ein paar Wörter mussten sie nachschlagen, auch einige Formulierungen seien anders.

Die 13-jährige Carla betonte jedoch: Selbst wenn nicht jede Vokabel verstanden werde, verstehe man meist den Gesamtkontext. Problematisch sei eher die Handschrift bei manchen Briefen gewesen, erklärt Timon (14). Aber auch die haben sie mit gegenseitiger Unterstützung entziffern können.

Schüleraustausch schwierig
Auch wenn sich viele RTG-Schüler einen Schüleraustausch nach Äquatorialguinea vorstellen können, ist die Umsetzbarkeit laut Dennis Kuhlmeier sehr schwierig. So hat der Lehrer selbst eine lange Liste an Nachweisen erbringen müssen, um überhaupt in den afrikanischen Staat einreisen zu dürfen. „Das Land ist einfach zu verschlossen.“
Die Möglichkeit, ihre neu gewonnenen Brieffreunde mal in echt sehen zu können, besteht für die Schwerter Schüler trotzdem. Dennis Kuhlmeier überlegt, sich bei einer anstehenden Klassenreise nach Valencia mit den Partnerschulen zu treffen. Das müsse aber noch mit beiden Schulen geklärt werden.
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