Konkurrenzkampf ums Rettungspersonal in Schwerte Stadt, DRK, Malteser und Private Dienste mischen mit

Stadt, DRK, Malteser und Private: Konkurrenzkampf um Rettungspersonal
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Nachdem gleich beide Organisationen (DRK und Malteser), die in Schwerte im Rettungsdienst eingebunden waren, ihre Mitarbeit aufgekündigt haben, stellt sich nun die Frage, wie es mit dem Rettungsdienst weitergeht.

Die Stadt hat zugesagt, dass das dafür benötigte Personal bereits eingestellt sei oder zum 1. Januar 2023 eingestellt werde. Die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sei sichergestellt, wird der zuständige Dezernent Niklas Luhmann zitiert.

Und auch wenn Niklas Luhmann dann noch offiziell dem DRK-Ortsverein Schwerte dankt, so ganz einvernehmlich war der Übergang nicht. Zum zweiten Mal hatte nämlich die Stadt einen hauptamtlichen Mitarbeiter abgeworben, der zuvor für das Rote Kreuz die Einsätze koordinierte.

„Wir haben vollstes Verständnis für die Entscheidung des Mitarbeiters“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Schwerter DRK, Martin Kolöchter. Denn die Stadt mit ihrem großen Apparat könne Mitarbeitern mehr bieten als ein kleiner DRK-Ortsverband. Aber letztlich erschwere das die ohnehin nicht leichte Arbeit der Rot Kreuzler vor Ort.

Martin Kolöchter, stellvertretender Vorsitzender DRK-Ortsverein Schwerte
Martin Kolöchter, stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Schwerte, muss immer wieder Fachkräfte ziehen lassen, weil die Stadt sie abgeworben hat. © Reinhard Schmitz

Der private Rettungsdienst Reinoldus aus Dortmund hat indes seine Hilfe angeboten und bei der Stadt vorgeschlagen, als Konzessionsträger zu fungieren, damit man die Verbände wieder mit einbeziehen könne. Martin Kolöchter sieht die Chancen dafür jedoch als gering an. Denn wenn die Stadt weiter externe Rettungsdienste einbinden wolle, müsse man das mittlerweile EU-weit ausschreiben. Der Rettungsdienst sei durchaus auch ein Geschäftsmodell.

Unterschiedliche Preise

Rund 600 Euro bekomme man für einen Einsatz des Rettungswagens, wenn man in den Bedarfsplänen der Kommune aufgeführt ist, sagt Magnus Memmeler vom Reinoldus Rettungsdienst am Beispiel Dortmund. 285 Euro gebe es für die Einsätze, wenn man nicht im Bedarfsplan aufgeführt wird. „Das lohnt sich nicht.“ Zumal die Stadt noch Geld für die Leistung der Einsatzleitstelle kassiere. Die Sätze verhandeln die Kommunen mit den Krankenkassen.

So ist die Situation im Kreis Unna

Während in Schwerte die Rettungsdienste ihren Ausstieg aus den Verträgen mit der Stadt erklärt haben, wird sich andernorts im Kreis Unna über die Beteiligung gestritten.

So vergab die Stadt Kamen ihre freien Kapazitäten an die Malteser. Der Rettungsdienst Reinoldus rief die Vergabekammer an und bekam recht. Denn während die Städte früher ihre örtlichen Rettungsdienste bevorzugt behandelt haben (das hieß offiziell „Bereichsausnahme“), ist das heute nicht mehr so einfach möglich. Und das sorgt immer wieder für Unmut.

Weil der Rettungsdienst Reinoldus 2023 etwa auch in Fröndenberg und Holzwickede übernehmen soll, klagte das örtliche DRK und verlor.

Ein Personalpool für alle

Denn längst sind auch die großen Hilfsverbände unternehmerisch tätig. Vielerorts werden die Rettungswagen mit Honorarkräften besetzt, weil es keine reinen Ehrenamtler mehr gibt. Oft sind das Mitarbeiter der Feuerwehr, die sich mit Zusatzschichten zusätzliche Einnahmen verschaffen können.

Das Problem: Städte, private Firmen und gemeinnützige Verbände bedienen sich da aus demselben Pool an Mitarbeitern und konkurrieren um die Fachkräfte. Und die Situation wird sich nicht verbessern, denn der Gesetzgeber hat das Berufsrecht verschärft: Die heutigen Rettungsassistenten müssen bis 2023 eine Prüfung ablegen, um Notfallsanitäter zu werden.

Wie viele Ehrenamtler das auf sich nehmen, weiß man heute nicht. Fachleute schätzen, dass sich damit die Zahl der nicht hauptamtlichen Rettungskräfte deutlich verringern werde.

Bessere Strukturen gefordert

Der private Rettungsdienst Reinoldus sei jedoch nicht der große Buhmann, betont Schwertes DRK-Vize Martin Kolöchter: „Das ist ein guter Betrieb.“ Und das Problem in Schwerte sei ja auch viel älter. Bereits vor sieben oder acht Jahren habe man versucht, mit der Stadt andere Verträge auszuhandeln, die den Rettungsdienst auf andere Beine stellen.

Und auch wenn das nicht gelang, hat man beim DRK noch ein bisschen Hoffnung. „Wir haben den Vertretern der Stadtverwaltung in unserem Gespräch angeboten, mit weiteren Partnern, wie etwa benachbarten DRK-Gliederungen, wieder in den Rettungsdienst einzusteigen, wenn dies von der Stadt Schwerte gewünscht wird und die vertraglichen Rahmenvorgaben unsere ehrenamtlichen Strukturen berücksichtigen“, wird DRK-Chef Heinrich Böckelühr in einer Pressemitteilung zitiert.

Was ist mit dem Katastrophenschutz?

Und warum sollen die Rettungsverbände sich nicht ganz auf andere Aufgaben, wie zum Beispiel Katastrophenschutz, verlegen? Da gibt es verschiedene Ansätze. Aus Sicht des Rettungsdienstes argumentiert Martin Kolöchter: Wenn die Stadt Personalknappheit, zum Beispiel wegen Krankheit habe, zieht sie einfach Kräfte vom Brandschutz ab, dann ist der schlechter besetzt. Die Externen müssten sich dann selbst behelfen.

Und aus der Sicht der Verbände argumentiert Magnus Memmeler von Reinoldus: „Wenn tatsächlich mal der Katastrophenfall eintritt, braucht man dort geschulte Sanitäter.“ Und da helfe es, wenn die auch mal im Rettungsdienst die Praxis erlebt haben.

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