SPD-Stadtverbandsvorsitzende Sigrid Reihs (l.) und Ratskandidatin Claudia Belemann-Hülsmeier informierten auf dem Parkplatz des Waldstadions Bürenbruch über die Pläne eines Privatinvestors für zwei Riesen-Windräder in Ergste.

© Reinhard Schmitz

Protest gegen Riesen-Windkraftwerke in Ergste formiert sich

rnInformations-Versammlung

A45, B236, Ferngastrasse durchs Dorf und Flugzeug-Warteschleifen in der Luft. Mehr als genug belastet durch Infrastrukturprojekte fühlen sie die Ergster. Und jetzt noch riesige Windräder?

Ergste

, 02.08.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die beiden geplanten Riesen-Windräder am südlichen Rand von Ergste sollen nicht allein bleiben, wenn es nach den Vorstellungen des privaten Investors geht. Dieselbe Firma habe auch noch zwei Bauanträge beim Märkischen Kreis eingereicht, hat SPD-Ratsherr Carsten-André Gey erfahren. Das berichtete er den rund 50 Interessierten, die sich am Samstagnachmittag zu einer kurzfristig von seiner Partei organisierten Informationsveranstaltung auf dem Parkplatz des Waldstadions Bürenbruch versammelt hatten. Spontan wurde von Besuchern daraufhin vorgeschlagen: Man müsse sich beim Protest mit den Anwohnern auf der anderen Seite des Hügels vereinen, wo das Iserlohner Stadtgebiet beginnt.

Mehr als dreimal so hoch wie der Turm bei McDonald´s

Dass das Ansinnen zum Aufstellen der „sehr monströsen Teile“ - wie Carsten-André Gey sie bezeichnete - bei den Anwesenden auf breite Ablehnung stieß, war während der gut einstündigen Veranstaltung immer wieder deutlich zu spüren. Naturschützer Dieter Ackermann erinnerte an die „absolute Ablehnung“, die man ähnlichen Plänen schon im Jahre 2005 bei einer Bürgerversammlung entgegengebracht habe. Damals waren noch die Stadtwerke an einem Vorhaben beteiligt, bei dem 139 Meter hohe Windkraftwerke entstehen sollten. Die jetzt geplanten sollen aber sogar eine Höhe von 199,60 Metern, allein die Flügel eine Spannweite von 149,10 Metern haben, wie die SPD wusste. „Der Turm bei McDonald´s ist 60 Meter hoch“, verglich Ratskandidatin Claudia Belemann-Hülsmeier die Dimensionen. Der höchste Kirchturm der Welt, das Ulmer Münster, bringt es nur auf 161,53 Meter.

Auf einer Landkarte hatte die SPD die Standorte der geplanten Riesen-Windräder am Ortsrand von Ergste markiert.

Auf einer Landkarte hatte die SPD die Standorte der geplanten Riesen-Windräder am Ortsrand von Ergste markiert. © Reinhard Schmitz

Für problematisch hielt Claudia Belemann-Hülsmeier das Projekt vor allem, weil es es nur 690 Meter von der Wohnbebauung entfernt entstehen soll: „Das ist extrem dicht“ - in Sachen Lärmbelastung und Schattenwurf. Aus einem schalltechnischen Gutachten zu dem Bauantrag hatte die SPD erfahren, dass man die Anlage während Nachtzeit schallreduziert fahren müsse. An anderer Stelle sei bei einer Schattenwurf-Prognose genannt: „Für jedes relevante Gebäude werden die zulässigen Schattenwurfbelastungen ermittelt und die Windenergieanlage (WEA) bei Überschreiten der zulässigen Schattenwurfdauer abgeschaltet.“ Und noch etwas stieß der SPD unwohl auf: Im Gegensatz zu dem früheren Stadtwerke-Projekt sei es jetzt ein privater Investor, der den Gewinn abschöpfe.

Frage: Wo wird die Stromtrasse verlaufen?

„Warum kann man Pläne, die schon einmal abgelehnt wurde, noch einmal stellen?“ fragte ein Besucher. Sorgen gab es auch um die Verdichtung des Waldbodens durch die Aufstellung eines Riesen-Baukrans und die Zerstörung einer Erholungs-Landschaft. Und Antworten fehlten bisher auf die Fragen, wo die Trasse für die Baufahrzeuge und später für die Stromleitung verlaufen solle. „Man hat das Gefühl, hier macht jeder, was er will“, hörte man aus dem Kreis der Umstehenden murren: „Wir sind nicht mehr so weit von einer Bananenrepublik entfernt.“

Emotional diskutierten Ergster bei der Infoveranstaltung am Waldstadion Bürenbruch mit Vertretern der SPD.

Emotional diskutierten Ergster bei der Infoveranstaltung am Waldstadion Bürenbruch mit Vertretern der SPD. © Reinhard Schmitz

„Die Bürger haben schon Einflussmöglichkeit“, erklärte Carsten-André Gey im Vorfeld der Entscheidung, die die Kreisverwaltung in Unna treffen wird. Man könne Naturschutzgründe vorbringen oder eine Bürgerinitiative gründen. Tatsächlich beobachtete Claudia Belemann-Hülsmeier, wie im Anschluss an die Veranstaltung von einigen Teilnehmern Adressen ausgetauscht wurden, um offensichtlich einen Bürgerprotest in Gang zu bringen.

SPD lehnt den Bau beider Windräder ab

Die SPD hat sich schon positioniert. „Unter diesen Bedingungen sind wir deutlich gegen beide Windräder“, erklärte Sigrid Reihs unter Applaus der Anwesenden. Sie werde sich für eine Bürgerversammlung einsetzen. Weil noch erheblicher Beratungsbedarf bestehe, wolle man beim Kreis Unna eine Fristverlängerung für die Stellungnahme der Stadt beantragen. Diese sollte eigentlich schon ganz kurzfristig bei einer Ratssitzung am 13. August auf den Weg gebracht werden.

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