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Neue Pläne: Zwei 200 Meter hohe Windräder im Süden von Ergste
Im Landschaftsschutzgebiet
Werden im Süden von Ergste zwei 200 Meter hohe Windräder gebaut? Eine Firma hat den offiziellen Antrag gestellt. Jetzt kommt es darauf an, was die Stadt Schwerte und die Politik dazu sagen.
Exakt 199,60 Meter hoch, mit einem Rotor-Durchmesser von 149,1 Meter – so groß sollen die beiden Windräder werden, die die Firma Abo Wind auf Schwerter Stadtgebiet bauen will.
Stehen sollen die Kolosse, die etwas kleiner wären als der Florianturm im Dortmunder Westfalenpark, auf der Berchumer Heide, wenige Meter vor der Stadtgrenze zu Hagen, also zwischen Ergste und Tiefendorf.
Dass Abo Wind, eine Firma aus Wiesbaden, den Bauantrag beim Kreis Unna gestellt hat, ist seit Donnerstag öffentlich. Das Thema taucht auf in den Unterlagen für die Sitzung des Schwerter Stadtrats am 13. August.
Das wiederum liegt daran, dass die Stadt Schwerte nun erklären soll, wie sie zum Bauvorhaben steht. Darüber können dann auch die Politiker diskutieren.
Mehr als 500 Meter Abstand zu den nächsten Häusern
Abo Wind führt exakt auf: „Die nächsten Wohnhäuser im Außenbereich liegen 507 bzw. 584 Meter von den Windenergieanlagen entfernt. Der Abstand zu Ergste beträgt 690 Meter.“ Eines der beiden Windräder würde zwischen zwei landwirtschaftlichen Feldern gebaut, das andere an einem Waldrand, beziehungsweise an einem Waldweg gelegen.
Für den Bau der Anlagen würden die Lastwagen von der A45-Abfahrt in Ergste über die Ruhrtalstraße und die Letmather Straße (B236) fahren, vor dem Restaurant Hiddemann Im Spiek dann rechts abbiegen auf kleinere Wege.
„Auf ausgebaute, hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Wege“, heißt es dazu in der Erklärung von Abo Wind. Dabei werde zudem darauf geachtet, „dass der Waldbereich nicht genutzt und somit der Eingriff so minimal wie möglich gehalten werden soll.
Was ist mit Schall, Schatten, Fledermäusen, Vögeln, Luftfahrt?
Auch auf allerhand weitere Fragen geht Abo Wind selbst ein: Wie sieht es aus mit dem Schall? Wie und wohin würde der Schatten der Riesen-Windräder fallen? Wie weit entfernt wäre man von den Naturschutzgebieten? Wären Fledermäuse, Vögel oder andere Tiere betroffen? Gäbe es Probleme mit Drehfunkfeuern, die wichtig für die Luftfahrtnavigation sind?
In all diesen Punkten lieferte Abo Wind Gutachten und Antworten mit, die im Wesentlichen sagen: alles kein Problem oder nur ein kleines.

Vorausschauend haben die Windkraftgegner ist Transparente von dem gescheiterten Vorgängerprojekt nahe der Einmündung Michaelisweg am Rand der Letmather Straße hängen lassen. © Reinhard Schmitz
Stadt Schwerte: nur mit einem der beiden Windräder einverstanden
Die Stadt Schwerte sieht es hingegen etwas anders. Sie empfiehlt, nur für eins der beiden Windräder das „gemeindlichen Einvernehmen“ zu erteilen: für das Windrad Nummer zwei – das im Wald.
Die Begründung der Stadt Schwerte, sich gegen das Windrad auf freiem Feld auszusprechen: „Aus Gründen des Landschaftsschutzes ist die planungsrechtliche Zulässigkeit der Anlage nicht gegeben.“
Fläche ist explizit gegen Windräder ausgewiesen
Das wiederum liegt an der Geschichte dieser Fläche. Sie wurde vor einigen Jahren neu in die Fläche des Landschaftsschutzgebietes „Oberes Wannebachtal“ aufgenommen – und das explizit als Reaktion auf ein damaliges Windrad-Vorhaben.
Ein solche könnte dort „erhebliche negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild, die Erholungsfunktion, aber auch für die ökologischen Funktionen (Artenschutz)“ haben, heißt es. Diese Einschätzung hatten seinerzeit auch der Kreis Unna und das NRW-Umweltministerium.
Bleibt es bei Schwerter Widerspruch, entscheidet der Kreis
Generell gelte es abzuwägen: In Landschaftsschutzgebieten gelte zwar generell ein Bauverbot. Andererseits solle die Windkraft vorangetrieben werden. Deshalb könne man Ausnahmen machen, wenn nichts Schwerwiegendes dagegen spreche. Das sei beim neuen Windrad Nummer zwei nicht der Fall.
Sollten Schwertes Politiker dieser Entscheidung folgen, ist das aber nicht automatisch das Aus für Windrad Nummer eins. Wenn eine Stadt dem Kreis widerspricht, muss der Kreis prüfen, ob die Stadt vielleicht Recht hatte.
SPD lädt zum Ortstermin ein
- Die SPD nimmt die Pläne zum Anlass, kurzfristig zu einem Ortstermin einzuladen: für diesen Samstag, 1. August, 17 Uhr, auf dem Parkplatz der SG Eintracht Ergste am Waldstadion, Bürenbrucher Weg 180 in Ergste.
- Ratskandidat Carsten-André Gey unterstreicht: „Für uns als Schwerter SPD im Süden unserer Stadt hat dieses Thema eine besondere Priorität. Wir wollen gerne ins Gespräch mit Ihnen über diesen Antrag kommen. Wie kann uns eine Energiewende gelingen, die von der breiten Masse geschlossen akzeptiert werden kann?“
- Eine weitere Frage sei: „Welche Akteure müssen künftig früher in den Dialog treten, damit nicht Bürgerinteressen ständig gegen Fortschritt ausgespielt werden?“
- Auch etwaige Fragen, die mit dem weiteren Verfahren zu tun haben, wolle man beantworten.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
