
© Reinhard Schmitz
Ruhrtalmuseum: Was steckt hinter den bunten Sprüchen an der Alten Marktschänke?
Ruhrtalmuseum Schwerte
Was sollen die bunten Tafeln an der Alten Marktschänke? Das fragen sich Passanten, die an der Brückstraße unterwegs sind. Und wer hat sie mit Zitaten zum Thema Heimat beschrieben?
Der Akkuschrauber surrte. Und machte die triste Fassade der seit Jahren leerstehenden Alten Marktschänke zu einem Hingucker. Die hässlichen Spanplatten, mit denen die Fensterhöhlen seit Jahr und Tag verrammelt waren, sind verschwunden. Stattdessen montierten Handwerker am Donnerstag großformatige bunte Tafeln an die Schieferwände. Die Sprüche, die darauf zu lesen sind, regen zum Nachdenken an. Sie zeigen: Die Bürgerstiftung Schwerter Mitte ist weiterhin aktiv, auch wenn schwere bauliche Mängel den Umbau ihres Ruhrtalmuseums für das neue Konzept „Heimat verrückt“ derzeit ausgebremst haben.
Marktbesucher wurden zu ihrer Sicht von „Heimat“ befragt
An den Plänen für die spätere Ausstellung können die Probleme nicht rütteln. „Ziel ist es, das Thema Heimat aus vielschichtigen Perspektiven zu beleuchten“, erklärt Ensemble-Leiterin Martina Horstendahl. Jeder verbindet etwas anderes mit dem Begriff, wie eine Umfrage der Bürgerstiftung auf dem Wochenmarkt bewies. Besucher wurden gebeten, auf einer Postkarte den Satz „Heimat ist...“ zu ergänzen.

Seit mehr als zehn Jahren ist die Alte Marktschänke schon geschlossen. Das Gebäude soll mit dem benachbarten Ruhrtalmuseum zu einem Gesamtensemble umgebaut werden. © Reinhard Schmitz (A)
Herausgegekommen sind so unterschiedliche Verbindungen wie „...wo mein Lieblingsspielzeuggeschäft ist“ über „... St. Viktor (plus Glocken), das Alte Rathaus und Kotte“ bis zu „...ist in mir selbst; ich trage sie in mir und nehme sie an jeden fremden Ort mit“. Einige der Heimat-Zitate wurden für die Aktion an der Alten Marktschänke ausgewählt - ergänzt um Worte von bekannten Persönlichkeiten. „Heimat entdeckt man erst in der Fremde“, meinte so der Dichter Siegfried Lenz. Und der Schauspieler Ottfried Fischer formulierte: „Heimat ist da, wo dir die Todesanzeigen etwas sagen.“
Bürger können Exponate für die neue Ausstellung beisteuern
„Das Spannungsfeld Heimat hat viele Facetten“, sagt Martina Horstendahl. Wie bei der Umfrage auf dem Markt setzt ihre Bürgerstiftung auch bei der Gestaltung der künftigen Ausstellung auf rege Bürgerbeteiligung. Die Schwerter sollen sich schließlich mit ihrem Ruhrtalmuseum „Heimat verrückt“ identifizieren können. Deshalb sollen dort den Besuchern auch nicht nur Exponate vorgesetzt werden, die aus dem Magazin des Museums stammen. Dazu kommen Ausstellungsstücke, die Schwerter aus ihrem Privatbesitz beisteuern. Erste Objekte - so die Ensemble-Leiterin weiter - seien schon angefragt worden, als man sich kürzlich mit Heimatfreunden, Zugewanderten und der Arbeitsgemeinschaft Schwerter Frauengruppen zusammengesetzt habe.
Bürgerstiftung plant weitere Aktionen
Auch wenn die Räume des Ruhrtalmuseums derzeit - und wohl noch auf absehbare Zeit - wegen der Umbaupläne nicht zur Verfügung stehen, will die Bürgerstiftung mit weiteren Aktionen aktiv bleiben.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
