
Ein Bild aus Michael Sachers junger Vergangenheit als Vizebürgermeister: Er kletterte 2021 in die Drahtkugel des Klimaaktivisten Arnd Drossel, um dessen Kampagne zu unterstützen. Der Unnaer Politiker dürfte 2021 nicht geahnt haben, dass er sich nun auch mit Kriegsfragen beschäftigen muss. © Archiv
Politiker in Kriegszeiten: Michael Sacher über Krise und Klima
Abgeordneter aus Unna
Zeitenwende hautnah: Als der Bundestag gewählt wurde, gab es noch keinen Krieg in Europa. Michael Sacher trägt jetzt Mitverantwortung auch für Waffenlieferungen. So geht der Grünen-Politiker damit um.
Michael Sacher (Bündnis 90/Die Grünen) aus Unna ist jetzt Mitglied des Bundestags. Sein Mandat erhielt er in einer Zeit, die sich seit der Bundestagswahl erheblich verändert hat. Den russischen Krieg gegen die Ukraine mit all seinen Folgen gab es damals noch nicht. Für die Politiker, die nun Verantwortung tragen für Deutschland, ist es eine nie dagewesene Herausforderung. Michael Sacher will sich ihr stellen.
Fünf Monate nach der Wahl kam der Krieg
Die Wahl, die Sacher jetzt doch den Einzug in den Bundestag ermöglicht hat, war im September 2021. Fünf Monate später überfiel Wladimir Putin die Ukraine, was den noch neuen Bundeskanzler Olaf Scholz zu seiner „Zeitenwende“-Rede veranlasste. Jetzt gehört auch Sacher zu den Politikern, die sich mit viel schwerer gewordenen Fragen der Gegenwart und Zukunft beschäftigen und Entscheidungen treffen müssen. „Ja, ich dachte, wir könnten uns in Ruhe um den Klimawandel kümmern“, sagt der Politiker mit einem ironischen Unterton im Rückblick auf die Zeit, als er sich zur Wahl stellte.
Nun muss er sich auch damit auseinandersetzen, wie sehr dieses Land sich in einen Krieg einmischt, wie viel mehr Geld für Waffen ausgegeben wird und wie sehr möglicherweise Notwendigkeiten die Energiewende ausbremsen. Die Regierung mit grüner Beteiligung gehe „pragmatisch an die Sache ran“, so Sacher, und das sei gut. Früher hätte er als Mitglied der Grünen mit ihrer pazifistischen Tradition ideologisch geantwortet: „Keine Waffen, wir halten uns raus.“ Aber jetzt sei die Situation eben anders. „Und da muss man auch anders reagieren. Es ist eine unideologische Herangehensweise nötig.“
Sorgen wegen Klima und Hungersnöten
Mit großer Sorge blickt Sacher auf Probleme, die sich nun dramatisch verschlimmert hätten, etwa die Hungersituation zum Beispiel in Afrika. „Wir diskutieren, ob wir jetzt eine Minute weniger duschen, um Energie zu sparen“, sagt Sacher. „Aber in anderen Teilen der Welt haben die Menschen nichts zu essen.“
Gleichzeitig bleibe es für ihn die höchste Richtlinie der Politik, dass die Klimakatastrophe abgewendet wird. „Da sehe ich Dramatisches auf uns zukommen.“ Die Flutkatastrophe vor einem Jahr habe gezeigt, dass auch in unserem Land durch Folgen des Klimawandels Existenzen vernichtet werden können. „Wir sind in der Pflicht zu handeln.“
Politik ist also schwieriger geworden, aber Sacher betont, er wolle sich der Herausforderung weiterhin gern stellen. „Ich will mitgestalten.“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
