
© ProSieben/Richard Hübner
Heidi Klum setzt auf „Diversity“ statt Schönheit – Pauline fliegt in der ersten Folge raus
Kolumne
Heidi Klum schickte Pauline nach der ersten Folge von Germany’s Next Topmodel nach Hause. Schuld an dieser Entscheidung ist der zwanghafte „Diversity“-Wahn der Model-Mama, meint unsere Autorin.
Mit ihrer eigenen, stark bearbeiteten Stimme in „Chai Tea with Heidi“ kündigt Heidi Klum (48) es an: Germany’s Next Topmodel (GNTM) ist zurück. Gemeinsam mit US-Rapper Snoop Dog hat die Model-Mama den Opener-Song für ihre Casting-Show diesmal selbst aufgenommen.
Am Donnerstag (3.2.) war es dann soweit: Ab 20.15 Uhr konnten Fernsehzuschauer auf ProSieben verfolgen, wie die 31 ausgewählten Modelanwärterinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Athen ankamen und von dem 48-jährigen Topmodel begrüßt wurden.
Die Schwerter „Mädchen“ Pauline (19) und Annalotta (20) gehörten dabei zu den jüngsten Kandidatinnen. Denn die Altersspanne ist diesmal groß wie nie – zwischen 18 und 68 ist fast alles dabei. Auch, was Körpergröße, Figur und Frisur angeht. Aber dazu später mehr.
Pauline und Annalotta treten natürlich auf
Sowohl Annalotta als auch Pauline wirken beim ersten Auftauchen auf dem Fernsehbildschirm natürlich und sympathisch. Beide treten fast ungeschminkt in Top beziehungsweise T-Shirt, Jeans und Sneaker vor Heidi Klum.
Während Annalotta und die Teilnehmerinnen, die mit ihr an der ersten Location der Casting-Show angekommen sind, recht schnell von der Model-Mama in den Backstage-Bereich geschickt werden, zeigt diese großes Interesse am Beruf von Pauline und deren Familie.

Pauline hat in dem Kleid von Designerin Jasmin Erbas eine gute Figur gemacht – doch in den Augen von Heidi Klum und Gastjurorin Kylie Minogue reichte das nicht. © ProSieben/Richard Hübner
„Eine von euch ist Schaustellerin, oder?“, fragt Heidi Klum in die Runde. „Ja, ich“, meldet sich Pauline und erzählt von sich und ihrem Job – während Heidi Klum von schönen Erinnerungen an Kirmes-Besuche und die „Raupe“ berichtet.
Im weiteren Verlauf der Sendung ist Pauline deutlich häufiger zu sehen als ihre Schwerter Mitstreiterin Annalotta, die im Zusammenschnitt der Sendung eher unter dem Radar fliegt.
Der erste Walk geht (fast) gut
Als erste „Challenge“ müssen sich die Topmodel-Kandidatinnen in maßgeschneiderten Kleidern der Berliner Designerin Jasmin Erbas vor kleinem Publikum sowie Heidi Klum und Gastjurorin Kylie Minogue (53) auf dem Laufsteg beweisen. Der ist wegen der hohen Luftfeuchtigkeit in Athen nass und rutschig. Mitarbeiter der Casting-Show wischen ständig nach.
Dennoch: keine guten Voraussetzungen für die Catwalk-unerprobten Teilnehmerinnen. Das muss auch Pauline erleben, die während ihres Walks einige Male ausrutscht und strauchelt. „Ich bin nicht hingefallen – das war mein Ziel. Ich hoffe, ich habe es noch ganz gut gerettet“, so ihr Fazit.
Andere Teilnehmerinnen erwischt es da deutlich schlimmer – zwei fallen sogar hin. Die Schweizerin Emilie (19) läuft direkt ganz ohne High Heels und sorgt damit für Entsetzen bei Heidi Klum und Gastjurorin Kylie Minogue.

Annalotta konnte die Jury mit ihrem eleganten Walk überzeugen – und darf mit nach Mykonos. © ProSieben/Richard Hübner
Deutlich besser läuft es da für Annalotta. „Sehr elegant und wunderschön“, kommentiert die 53-jährige Sängerin den Walk der Schwerterin, die ebenso wie Pauline eine gute Figur im ersten Kleid der Show macht.
Nur wenige Designer machen Kleider in allen Größen
Designerin Jasmin Erbas gehöre zu den wenigen, die zugesagt hätten, Kleider für die unterschiedlichen Konfektionsgrößen der Kandidatinnen zu schneidern, so Heidi Klum. „Alle reden davon, dass sie mehr Diversity möchten. Aber ich bring’s an den Start“, wurde die Model-Mama nicht müde zu predigen. Bereits zu Beginn der ersten Folge sagte sie: „Es gibt keine Grenzen mehr. Für mich zählt nur, wer du bist!“
Waren ab der ersten GNTM-Staffel zunächst nur große, schlanke Mädchen ohne permanenten Körperschmuck erlaubt, wurden wenig später bereits tätowierte Teilnehmerinnen zugelassen. 2018 waren dann erstmals Curvy Models dabei und 2021 gewann mit Kandidatin Alex eine Trans-Frau.
Heidi Klum setzt immer mehr auf Vielfalt – eine grundsätzlich gute Entwicklung. Doch viele Designer und Kunden sind offenbar noch lange nicht bereit dazu. Die Teilnahme an der Show könnte demnach für die älteren, kleineren oder kurvigeren Kandidatinnen zur großen Enttäuschung werden und dem Selbstbewusstsein, das die Model-Mama ihnen mit an die Hand geben möchte, einen harten Dämpfer verpassen.
Denn am Ende zählt für die zwanghafte „Diversity“-Predigerin Heidi Klum dann doch vor allem eines: Wer hat die meisten Jobs bekommen?
Annalotta fliegt mit nach Mykonos – Pauline nach Hause
Annalotta wird in der ersten Entscheidung stillschweigend durchgewunken – zumindest bekommen die Zuschauer ihre Bewertung nicht zu sehen. Die hübsche Schwerterin darf mit nach Mykonos fliegen, das nächste Ziel der GNTM-Kandidatinnen.
Pauline erhält indes keine Chance mehr dazu, sich zu beweisen. Der „langweilige“ Auftritt von Curvy Model Lenara (24), die Boden-Hypnose von Jasmin (23) und der seltsame Auftritt mit hängenden Schultern der pinkhaarigen Viola (21) sind indes offenbar kein Grund zum Rausschmiss.
Auch die beiden Kandidatinnen, die sich auf dem Catwalk langgelegt haben, sind eine Runde weiter. Dafür muss Pauline für ihre Ausrutscher Kritik von Heidi Klum und Kylie Minogue einstecken. Sie sei zudem auf dem Laufsteg nicht präsent genug gewesen.
Die 19-Jährige, die bereits vor der Entscheidung ein mulmiges Gefühl hatte, wird gemeinsam mit Meline (20) und der schuhlosen Emilie nach Hause geschickt. Dass Emilie bei der Leistungsverweigerung rausfliegt, ist verständlich. Dass Pauline und Meline ebenfalls gehen müssen, kann ich als Laie indes nicht nachvollziehen. Da hätte es andere Kandidatinnen gegeben.
Immerhin kann ich Annalotta weiter die Daumen drücken und hoffen, das zumindest eine Schwerterin weit kommt – auch wenn die wahrscheinlich ebenso wenig in Heidi Klums „Diversity“-Schublade passt.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
