Es gab früher tatsächlich Zeiten, in denen ich mir Sorgen darüber machte, dass die Kinder nicht genug aßen. Da waren die Jungs vier und sechs, und wollten immer nur spielen. Nie hätten sie im Urlaub ihre Sandburg im Stich gelassen, nur weil Mama und Papa nach fünf Stunden auf die verrückte Idee kamen, zur Strandbar zu gehen und etwas essen zu wollen.
Zehn Jahre später ist alles anders, und die Herren denken immer nur an das Eine: Nahrungsaufnahme. Besonders der alljährliche Oster-Trip nach Nordholland gleicht einer kulinarischen Schlemmertour.
Snacks für die Autofahrt
Das geht schon auf der Hinfahrt los. Ohne zwei große Kühltaschen mit Snacks brauche ich mich gar nicht ins Auto zu setzen. Noch vor der Auffahrt auf die A43, die exakt drei Minuten von unserem Haus entfernt liegt, kommt die Frage: „Mama, haste irgendwas Leckeres zu fooden dabei?“
Wir einigen uns inzwischen darauf: Snacks werden nicht vor der A2 ausgeteilt. Das gibt mir immerhin 20 Minuten der Entspannung. Noch im Autobahnkreuz Recklinghausen tippt mir dann der erste Kandidat höflich auf die Schulter. Und ich verteile: Cherrytomaten, Smoothies, Brote, Frikadellen und Kekse nach hinten, Kaffee mit Milch und Zucker sowie ein hartgekochtes Ei (mit Salz bitte) nach links an den Fahrer.
Sind die Taschen leer, passen meine Füße auch endlich wieder in den Fußraum. Dann kann es tatsächlich passieren, dass die Herren beim Tankstopp noch einmal nach Essen betteln. Bei einer dreistündigen Fahrt.

Appel en kaneel
Im schönen Bergen angekommen, gehen die Jungs mit uns das Urlaubsprogramm durch: Wann fahren wir nach Alkmaar, und kommen wir da an dem leckeren Fischbrötchenstand vorbei? Wann ist Markt? Habt ihr für heute Abend schon ein Restaurant reserviert? Fahren wir auch zu der Strandbude, wo es Frikandel Speciaal und die leckeren Pfannkuchen mit Apfel und Zimt gibt? Und was essen wir eigentlich jetzt?
Manchmal schaffen wir es, die Jungs eine Weile hinzuhalten. Drückt man dem Jüngeren am Strand eine Schüppe in die Hand, fängt er reflexartig an, Löcher zu buddeln. Ein Instinkt aus dem Kleinkindalter, der auch bei Jugendlichen noch rudimentär vorhanden ist. Wobei: Rudimentär stimmt nicht ganz, eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Die Löcher, die im vergangenen Jahr entstanden sind, waren so groß und tief, dass man Angst haben musste, dass unschuldige Spaziergänger hineinfallen und nicht mehr von allein herauskommen.

Mit dem Loch im Sand gewinnt man also eine knappe Stunde Ruhe. Dann fallen zwei Schatten über uns. „Wann gehen wir essen?“ Im Strandpavillon ermahnen wir die Jungs, nicht zu heftig zuzuschlagen. Schließlich gehen wir abends noch essen. „Ach, macht euch keine Sorgen. Das passt schon. Wir möchten eine Frikandel Speciaal. Und was heißt eigentlich Apfel und Zimt auf Holländisch?“ Appel en kaneel, Schatz.
Sitzen wir dann drei Stunden später im Restaurant, haben die Magenwände ihre Arbeit bereits getan: Frikandel und Pfannkuchen sind Geschichte, jetzt muss eine Vorspeise her. „Dürfen wir uns ein Carpaccio teilen?“ Na klar, Jungs. Haut rein. Kommt dann die ersehnte Vorspeise, muss ich tatsächlich eine Linie markieren, damit es keinen Stress gibt.
Als Hauptgericht bestellen die Jungs ein Steak. Das Große bitte, Medium rare gebraten. Während der Papa blass wird und im Geist die Kreditkartenabrechnung durchgeht, fragen die Jungs vorsichtig an, ob das nicht das Restaurant sei, in dem es im letzten Jahr dieses fantastische Eis mit geschmolzener Schokolade zum Nachtisch gab. Sie haben eben ein verflixt gutes Gedächtnis.

Nach drei Tagen Holland-Urlaub sind die Jungs immer rundum glücklich. Sie haben sämtliche Nahrungsvorräte geplündert, den Strand umgegraben, und ihr Urlaubs-Taschengeld ausgegeben. Nicht etwa für Klamotten. Sondern für Matjesbrötchen und Käse vom Wochenmarkt in Alkmaar. Gouda mit Rosmarinaroma, Gouda mit Chili, Gouda mit Trüffelstückchen.
Der Großteil dieser Köstlichkeiten kommt leider nicht bei uns zu Hause an. Denn auch die Rückfahrt dauert drei Stunden.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 6. April 2023 erschienen.
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