
© Foto: Manuela Schwerte
Neuer Laden in der Schwerter Fußgängerzone: Die Besitzerin ist keine Unbekannte
Geschäft an der Mährstraße
Was ist an der Mährstraße los? In dem leerstehenden Laden, in dem einst eine Pizzeria und auch die Seifenkiste beheimatet waren, tut sich was. Die neue Inhaberin kennen viele Schwerter.
Bislang sieht es eher aus wie bei einer Wohnungsrenovierung. In der Ecke liegen dicke Packen mit grauem Laminat. Gips für den Innenausbau und Werkzeuge sind in dem kleinen Raum verstreut. Hier werden Laminatplatten zurechtgeschnitten und und angepasst. In der Glasscheibe der Eingangstür ist immer noch die Werbung für ein Tattoostudio zu lesen. Der Tätowierer war der bislang letzte Mieter an der Mährstraße 12. Doch im Oktober soll der Laden wieder in neuem Glanz erstrahlen. Claudia Jesser will sich hier einen Traum erfüllen, eine eigene Boutique. Bislang wird aber noch fleißig gewerkelt. „Wenn alles klappt, kann ich am 5. Oktober eröffnen“, schätzt sie.
Seit 1983 im Dienst der Stadtverwaltung
Viele Schwerter kennen Claudia Jesser aus dem Bürgerbüro der Stadt. Seit 1983 arbeitet die gelernte Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin bei der Stadtverwaltung. Und das will sie auch weiterhin machen, und zwar in Teilzeit. Aber zusätzlich will sie eben auch die Boutique eröffnen. Bei ihrem Plan ist sie auf die Mithilfe der Familie angewiesen. „Meine drei Töchter haben mir volle Unterstützung zugesichert.“
So viele Ladenlokale in Schwerte stehen leer
„Ich finde es so schade, dass hier so viele Ladenlokale leer stehen“, erzählt sie: „Ein bisschen ist das hier mein Beitrag zu meiner Heimatstadt.“ Ein Ladenlokal hatte sie auch schnell gefunden. Vor allem eines mit einem Vermieter, der sehr maßvolle Mietforderungen hatte. Und den Laden dürfen die Jessers auch so gestalten, wie sie wollen. Gemütlich solle es werden, mit einer Sitzecke. Neben Mode will die Geschäftsgründerin auch Wohnaccessoires anbieten. Direkt aus Holland importiert.

Noch ist das neue Ladenlokal von Claudia Jesser nicht fertig. © Foto: Manuela Schwerte
Was man machen muss, um Geschäftsinhaber zu werden
Doch wie wird man von der Verwaltungsangestellten zur Geschäftsfrau? Das geht nicht ohne Hilfe. Claudia Jesser zählt auf: Man muss erst ein Gewerbe anmelden. Dann braucht man eine Steuernummer und muss einen Erfassungsbogen ausfüllen. Denn nur, wer als Unternehmer gelistet ist, kann im Großhandel einkaufen. Wie das geht, da hat sie sich von einer Freundin beraten lassen, die bereits eine Boutique besitzt. Die Großhandelsfilialen liegen in Düsseldorf und Neuss. Für die Deko-Artikel, die sie direkt in den Niederlanden einkaufen will, braucht man auch eine Umsatzsteuernummer. Dinge, die man eigentlich nur mit einem Steuerberater bewältigen kann.
„Manchmal habe ich Angst vor mir selbst“
40 Quadratmeter ist das Ladenlokal groß, in dem vor dem Tattoostudio auch schon ein Café, eine Pizzeria und die Seifenkiste beheimatet waren. Und in den 50er-Jahren sogar mal ein Friseursalon, in dem die Mutter von Claudia Jesser einst die Kunden bediente. So schließt sich der Kreis.
„Für mich ist das hier alles absolutes Neuland“, sagt die angehende Ladeninhaberin und blickt auf die viele Arbeit, die noch vor ihr liegt. „Manchmal habe ich Angst vor mir selbst.“
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
