
© Irina Höfken
Neubau für TFG wird zur Endlos-Schleife: Zwei Standorte, keine Lösung
Jahresrückblick 2021
Die Causa Theodor-Fleitmann-Gesamtschule zeigt: Man kann viel machen, ohne etwas zu tun. Ein Jahr wurde geplant, diskutiert und entschieden – nur um am Jahresende keinen Schritt weiter zu sein.
In einem Punkt sind sich Schwertes Kommunalpolitiker einig: Die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule muss ausgebaut werden. Die Gebäude am Bohlgarten reichen in ihrem aktuellen Zuschnitt nicht für die Schule aus. Zumal man im vergangenen Jahr die Zahl der Schüler noch einmal erhöht hatte und beide Gesamtschulen als fünfzügig bei der Bezirksregierung beantragt hatte.
Breits 2020 hatte man eine Kostenschätzung für eine Sanierung mit Ausbau der Schule am Bohlgarten vorliegen: Rund 36 Millionen Euro sollte das kosten. Zu teuer, fanden viele Kommunalpolitiker und kamen auf die Idee, an anderer Stelle ein neues Gebäude errichten zu lassen.
Teurer Neubau mit anderen Vorteilen
Das war im Sommer 2020: Im Februar 2021 lag dann eine Untersuchung vor, was Neu- und Ausbau am Bohlgarten im Verhältnis zum Neubau auf der grünen Wiese kosten würden. Tatsächlich war der Neubau am anderen Standort die denkbar teuerste Variante, mit knapp 70 Millionen Euro nicht ganz doppelt so teuer wie der Ausbau (auch hier waren die Baukosten mittlerweile gestiegen).
Allerdings hatte sie, was die Ausstattung, die Folgekosten und so weiter betrifft, auch Vorteile. Deshalb empfahl die Verwaltung, die Neubauvariante.

Vor der Schulausschusssitzung diskutierten Mitglieder der SPD-Fraktion vor dem Rathaus mit Lehrern der Gesamtschule. © Reinhard Schmitz
Die Grundstückssuche dafür gestaltete sich dann nicht so reibungsfrei: Das erst angedachte Areal in Schulnähe schied wegen Altlasten aus. Und weil man die Diskussion auch nicht öffentlich führen wollte, weil es ja um Grundstücksgeschäfte ging, herrschte bei möglichen Nachbarn schnell Unruhe.
Zunächst traf es die Anwohner rund um das Große Feld in Holzen. Die wehrten sich gegen die Pläne. Sie verlangten Mitspracherecht und gründeten eine Bürgerinitiative. Der Rat der Stadt vertagte das Thema vom Februar auf den Mai.
Rat entschied sich für Neubau ohne Standort
Und im Mai entschied der Rat dann mit knapper Mehrheit, die Schule neu an einem anderen Standort zu errichten, ohne den bislang zu kennen. Vor dem Rathaus demonstrierten derweil die Mitglieder der Bürgerinitiative.
Und wieder begann die Suche nach einem neuen Grundstück, und wieder fand sie hinter geschlossenen Türen statt. Am Ende lief es dann auf ein Areal in Wandhofen hinaus. Eines mit weniger Nachbarn und mit einem möglichen Anschluss an die Hagener Straße. Am 1. Juli verkündete die Pressestelle der Stadt, was der Rat in nicht öffentlicher Sitzung beschlossen hatte: Gebaut werde unterhalb des Friedhofs in Wandhofen.
Widerstand gegen Pläne in Wandhofen
Und auch hier formierte sich Widerstand unter den Nachbarn. Und weil der Rat sich in die Sommerpause verabschiedet hatte, hatte man viel Zeit, sich mit anderen Bürgerinitiativen zu vernetzen. Erst im September wollte man an die konkrete Planung gehen.
Derweil war aber die ohnehin etwas brüchige Koalition zischen SPD und CDU im Rat zerbrochen. Und weil die Grünen ohnehin gegen den Bau auf der grünen Wiese waren, stand die SPD ohne eine Mehrheit für die Schulpläne da.

Die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule braucht dringend mehr Platz. © Bernd Paulitschke
Im November wurde das Neubauprojekt, für das die CDU noch im Mai votiert hatte, mit den Stimmen der Christdemokraten wieder beerdigt, in dem man im Planungsausschuss die Neubaupläne stoppte.
Bei der letzten regulären Ratssitzung des Jahres am 1. Dezember beschloss man den Ausbau der Schule im Schulzentrum Nordwest und nahm alle im Sommer gefassten Beschlüsse wieder zurück. Diesmal demonstrierten vor der Rathaustür Schüler, Eltern und Lehrer der Schule.
Nach einem Jahr steht man also wieder da, wo man zu Jahresbeginn stand. Mit dem großen Problem, dass die Schule wieder einen Eingangsjahrgang mehr hat, aber immer noch keinen Platz dafür.
Auf Wiedervorlage im Jahr 2022
Und auch das Verhältnis zwischen Befürwortern und Gegnern der Neubaulösung ist rauer geworden. Am Morgen nach der Ratssitzung zitierte die Stadtverwaltung Schuldezernent Tim Frommeyer mit den Worten: „Ab heute werden wir aber alles dafür tun, um schnellstmöglich eine gute Lösung für den nun beschlossenen Standort zu ermöglichen.“
Aber das ist eine Geschichte für den Jahresrückblick 2022.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
