Michael Sacher hofft auf ein nachträgliches Bundestagsmandat

© Marcel Drawe

Michael Sacher hofft auf ein nachträgliches Bundestagsmandat

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Dass Michael Sacher (Bündnis 90/Die Grünen) den Einzug in den Bundestag nun doch knapp verpasst hat, bedeutet nicht, dass sein Traum von Berlin ausgeträumt ist. Er könnte schnell nachrücken.

von Dirk Becker

Kreis Unna

, 17.10.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Position 28 auf der Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen in NRW – als die Partei festlegte, Michael Sacher genau dort zu positionieren, da durfte er bester Dinge sein. Die grüne Partei im Höhenflug, Klimaschutz als ein wichtiges Wahlthema – der Buchhändler aus Unna durfte sich berechtigte Hoffnungen machen, dem 20. Deutschen Bundestag angehören zu dürfen, unabhängig vom im Wahlkreis Unna I zu vergebenden Direktmandat.

Absturz der Grünen verschlechtert Sachers Aussichten

Was folgte, war ein Absturz der Grünen in Umfragen. Sachers Sprung nach Berlin wurde immer unsicherer – und als die Wählerinnen und Wähler am 26. September ihre Kreuze gemacht hatten, blieb das Prinzip Hoffnung. Am Tag danach kam die für Sacher frohe Botschaft, dass er den Einzug in den Bundestag über die Landesliste geschafft hatte. Dass es knapp war, wusste Sacher schon damals.

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Doch Bedenken wichen der Euphorie, per Zug ging es für Sacher nach Berlin zu einer ersten Sitzung von alter und neuer Fraktion. Der Buchhändler aus Unna war angekommen in der Keimzelle der Demokratie. Natürlich gab es Gespräche, wer Sacher in seinem Büro unterstützen könnte – natürlich alles unter Vorbehalt.

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Aber was sollte schon schiefgehen? Die Stimmen waren ausgezählt. Doch so sehr es sich um ein vorläufiges amtliches Endergebnis handelte, so sehr war Sacher auch vorläufiges Bundestagsmitglied. Es wurde nachgezählt – und gemunkelt, ein grünes Mandat könne von Nordrhein-Westfalen nach Bayern wechseln. Das würde bedeuten, dass Sacher wieder aus dem Bundestag fliegt.

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Mit der Veröffentlichung des amtlichen Endergebnisses am Freitag (15. Oktober) wurden genau diese Befürchtungen des Unnaers wahr. Und dennoch kann er noch in den Bundestag einziehen. Sollte irgendjemand von den ersten 27 der Grünen-Landesliste für NRW das Bundestagsmandat ablegen, würde Sacher nachrücken. Er ist also so etwas wie ein Bundestagsmitglied in Warteposition. Und tatsächlich ist das ein Thema für Sacher. „Ich habe die Hoffnung, so noch in den Bundestag zu kommen. Die konstituierende Sitzung, die Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen sind aber nicht nachzuholen“, sagt der Grüne.

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„Es kann drei Tage oder drei Jahre dauern“, hat Sacher keine Ahnung, wann der Ruf aus Berlin kommen könnte. Er weiß aber auch: Dass er nachrückt, ist ein durchaus wahrscheinliches Szenario. Im kommenden Jahr ist Landtagswahl in NRW – exakt am 15. Mai. Starke Grüne könnten danach möglicherweise in der Landesregierung oder anderen hohen Ämtern gebraucht werden und deshalb ihr Bundestagsmandat abgeben. Auch Amtsniederlegungen aus privaten oder gesundheitlichen Gründen sowie wegen einer beruflichen Neuorientierung hat es immer wieder gegeben. Der bitterste denkbare Nachrückfall wäre der Tod eines Mandatsträgers. Darauf hofft natürlich niemand – auch Sacher nicht.

Auf jede Entwicklung gefasst

„Ich kann zuversichtlich sein, weil die Grünen in NRW die größte Landesliste stellen. Dass von den 27 Personen vor mir jemand ausscheidet, ist wahrscheinlicher als wenn ich erster Nachrücker einer kleinen Liste wäre“, erklärt Sacher. Er muss und wird auf jede Entwicklung gefasst sein.