
Hartmut Ganzke (SPD, r.) bleibt der direkt gewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Unna I und damit für die Menschen aus Unna, Schwerte, Fröndenberg und Holzwickede. © Udo Hennes
Meinung zur Landtagswahl: Jetzt muss Ganzke Farbe bekennen
Meinung
Glückwunsch, Hartmut Ganzke! Der SPD-Politiker zieht zum dritten Mal in den Landtag ein. Eine Frage gewinnt damit aber an Brisanz, meint unser Autor: Gibt er nun ein anderes wichtiges Amt ab?
Nein, eine Überraschung war der Wahlsieg Hartmut Ganzkes nun wirklich nicht. Seit es den Wahlkreis Unna I gibt, ging er immer an den jeweiligen Kandidaten der SPD, und der heißt nun schon seit 2012 Hartmut Ganzke. Allerdings erhielt der Rechtsanwalt aus Unna-Massen nie weniger Zuspruch als diesmal. Vor fünf Jahren hatten noch fast 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuzchen bei Ganzke gemacht.
Der 56-Jährige war in seiner Partei nicht immer unumstritten, sah sich in seiner politischen Karriere schon einigem Gegenwind ausgesetzt. Dennoch ging es für ihn eigentlich nur bergauf. Als die SPD unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 2017 vor allem für sich selbst überraschend die Landtagswahl gegen Armin Laschets CDU verlor, stieg Ganzke anschließend zum Innenpolitischen Sprecher seiner Fraktion auf. Gegen den populären CDU-Innenminister Herbert Reul, der Sicherheit und den Kampf gegen Clankriminalität ganz oben auf seine politische Agenda setzte, konnte Ganzke zwar kaum punkten.
Ganzke ist bodenständig und nahbar – und kommt damit gut an
Doch eine seiner großen Stärken ist zweifellos seine gute Vernetzung, gepaart mit einer bodenständigen, bisweilen augenzwinkernden und kumpelhaften Art, sowohl in der eigenen Partei, als auch in der Politik allgemein und natürlich vor Ort im Wahlkreis. „Der kann es gut mit Reul“, wird Ganzke zum Beispiel nachgesagt, aber auch „Der kann es gut mit Kutschaty“, dem SPD-Landeschef und Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl.
Selbstinszenierung mit Skatrunde und Rasenmäher
Der 56-Jährige ist lange genug im Geschäft, um die Mechanismen des Politikbetriebs nicht nur genau zu kennen, sondern auch zu beherrschen. Dazu gehört auch die seit einigen Jahren immer wichtiger werdende Selbstinszenierung auf Social Media.
Selten postet Ganzke dort politische Inhalte und Forderungen, gibt sich vielmehr persönlich und nahbar: hier ein Foto von der Skatrunde, dort eins von der Kaffeetasse und hier noch eins vom Rasenmäher im heimischen Garten. In Videos werben seine Unterstützer von den Jusos bis hin zu Alt-Landrat Michael Makiolla für seine Wahl, „weil Hartmut Ganzke die Menschen aus diesem Wahlkreis in Düsseldorf hervorragend vertreten wird“.
Bleibt Ganzke trotzdem Chef der SPD-Kreistagsfraktion?
Dass er dies kann, darf er nun für weitere fünf Jahre unter Beweis stellen. Spannend wird allerdings die Frage sein, wie lange Ganzke nun noch seinen politischen „Zweitjob“ ausübt. Der Jurist aus Unna-Massen steht nämlich seit 2020 auch an der Spitze der SPD-Kreistagsfraktion. Die Übernahme dieses Amtes war seinerzeit durchaus eine Überraschung.
Wenige Jahre vorher hatte Ganzke noch höchstselbst argumentiert, er wolle keine Doppelbelastung mehr und sich ganz auf die Arbeit im Landtag konzentrieren – und hatte sich deshalb 2017 vom stellvertretenden Fraktionsvorsitz der SPD im Kreistag zurückgezogen.
Folgt nach der Kehrtwende nun die erneute Rolle rückwärts? Glaubt man Parteifreunden, ist dies durchaus wahrscheinlich. Manch einer hatte hinter vorgehaltener Hand nämlich vor allem taktische Motive Ganzkes hinter der Übernahme der Kreistagsfraktionsspitze vermutet.
„Der Hartmut“, hieß es, sichere sich damit ab für den Fall, dass er es nicht noch einmal in den Landtag schaffe. Nun kann er Farbe bekennen, ob diese Einschätzung zutrifft – oder wieder mit der Belastung durch die Ämterfülle argumentieren.