So sieht mein Punkte-Konto von WW aus. Es zeigt an, wie viele Punkte ich an einem Tag schon verbraucht habe, wie viele Punkte noch übrig sind und wie viele Punkte auf meinem wöchentlichen Zusatz-Punkte-Konto liegen. WW zählt in Smart Points statt in Kalorien. © Carolin West

Erfahrungsbericht

Mehrere Kilos mit einer Handy-App abgenommen - trotz Süßgikeiten, Eis oder Pizza

Fast Food und Süßigkeiten haben die Waagenanzeige nach oben getrieben. Mit der App von Weight Watchers bin ich meinem Wohlfühlgewicht wieder nähergekommen – aber das Programm hat auch Tücken.

Schwerte

, 30.07.2021 / Lesedauer: 6 min

Ich war nie übergewichtig. Seit meiner Teenager-Zeit bewegte sich mein Gewicht bei einer Körpergröße von 1,62 Metern immer im gesunden Bereich – meist zwischen 50 und 55 Kilogramm. Dann kam der erste Corona-Lockdown und mit ihm weniger alltägliche Bewegung, während ich immer häufiger zu Süßigkeiten griff.

Irgendwie musste die leere Zeit gefüllt werden. Als ich meinen Freund zwischen den beiden Lockdowns kennenlernte, nutzten wir die Zeit zum Essen gehen. Später, im zweiten Lockdown haben wir mindestens einmal pro Woche Essen bestellt – schließlich mussten die lokalen Restaurants unterstützt werden. Wir haben allerdings auch an Süßigkeiten und Eis nicht gespart.

Zum ersten Mal haben wir dann im Januar 2021 gemeinsam die Reißleine gezogen. Ich habe mich zwar nicht auf die Waage gestellt, weil ich, um ehrlich zu sein, Angst vor dem Ergebnis hatte, aber ich fühlte mich unwohl.

Alleine auf Süßigkeiten und Co. zu verzichten, war keine Option – wäre ja auch unfair. Also haben wir unsere Ernährung gemeinsam umgestellt. Unsere Lösung: Unter der Woche gesund zu essen und nur am Wochenende zu „sündigen“ hat mich dann erstmal zumindest einen kleinen Schritt weitergebracht.

Cheatdays arten auf Dauer aus

Für manche mag dieses Konzept mit Cheatdays – Tage, an denen man alles essen kann, worauf man Lust hat – auf Dauer funktionieren. In meinem Fall sind die Cheatdays aber immer mehr ausgeartet. Schließlich muss alles „gute“ Essen in diese beiden Tage gepackt werden.

Ich brauchte aber ein Ernährungsprogramm, an dem ich mich dauerhaft orientieren kann. Weil meine Eltern vor einigen Jahren Erfolg mit Weight Watchers (heute WW) hatten, entschied ich mich dazu, mit der WW-App mein Glück zu versuchen.

Die WW-App enthält zahlreiche Rezepte, die in verschiedene Kategorien unterteilt sind - beispielsweise Pasta, Frühstück, Familienküche, Vegetarisch, schnelle Küche, Kuchen und Desserts. © Carolin West

Mit der Unterstützung meines Freundes („Das Mittagessen würde ich wohl mit essen.“) habe ich mich letztlich am 26. April registriert. App im App-Store heruntergeladen und los geht’s. Mein Basis-Abo für 26,99 Euro im Monat enthält jetzt Folgendes:

mein individuelles Punkte-Konto (WW zählt Smart Points statt Kalorien, gewisse Lebensmittel wie Obst und Gemüse haben immer Null Punkte)unzählige Rezepte, die überwiegend nicht nach Diät schmeckenvorgerechnete Smart Points für beliebte Restaurant-Gerichtezahlreiche Online-Workouts und -Meditationen sowie die Möglichkeit, einen Fitness-Tracker oder Schrittzähler mit der WW-App zu verbindenden WW-Onlineshop mit Kalorien- beziehungsweise Punkte-reduzierten WW-Lebensmittelneine Instagram-ähnliche Seite für alle WW-Nutzer zum Austausch und gegenseitig MotivierenArtikel zu verschiedenen Fitness- und Abnehmthemen.

Zudem kann ich eintragen, wie viel ich in der Nacht zuvor geschlafen, welchen Sport ich getrieben habe und wie viel Wasser ich getrunken habe. Ich sage es gleich vorweg: Nicht alle Möglichkeiten, die die App bietet, haben mich begeistert. Trotzdem: Von dem Angebot, das deutlich größer ist als bei meinen Eltern damals, war ich angetan.

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Der erste Schritt auf die Waage: ein Horror-Erlebnis

Weniger allerdings von der Erkenntnis, dass ich mich würde wiegen müssen, um meinen Erfolg messen zu können. Bei WW gibt es einen wöchentlichen Wiegetag, den jeder selbst wählen kann. Bei mir ist es der Freitag, da es immer noch das Wochenende ist, an dem ich die meisten Smart Points zu mir nehme.

So habe ich vor jedem Wiegen zumindest die vier Tage vorher perfekt im Punkte-Budget gegessen und eine größere Chance, dass mir das Ergebnis auf der Waage ein Lächeln ins Gesicht zaubert – man muss sich ja auch ein bisschen selbst hereinlegen.

Doch als erstes wartete der Schreck auf mich: 60 Kilogramm. Kein tragisches Gewicht, aber immerhin sieben bis acht Kilogramm über meinem Wohlfühlgewicht. Und das hat, obwohl Zahlen nicht zwingend Rückschlüsse auf das tatsächliche Aussehen zulassen, wohl fast jeder.

Mich erschreckte vor allem, dass ich so viel zugenommen hatte, obwohl ich als nebenberufliche Fitnesstrainerin zwei Kurse pro Woche gebe und selbst zusätzlich zwei bis drei Mal pro Woche trainiere.

Dieses erste Wiegeergebnis hat mir noch einmal mit voller Breitseite klar gemacht, wie wichtig eine gute Ernährung neben dem regelmäßigen Training ist.

Mein Abnehmweg hat begonnen – mit viel Magenknurren

Ich war also bereit, so richtig loszulegen. Mit 16 Smart Points pro Tag und 28 zusätzlichen Smart Points, die ich über die Woche verteilen kann. Berechnet anhand eines Fragebogens, den ich vor dem Start mit WW ausfüllen musste.

Meine Eckdaten: 26 Jahre alt, 1,62 Meter groß, Startgewicht 60 Kilogramm, Ziel sieben bis acht Kilogramm abnehmen. Darüber hinaus fragt WW nach der alltäglichen Bewegung, der sportlichen Betätigung und dem aktuellen Wohlbefinden. Anhand dessen berechnet die App nicht nur das Punkte-Budget, sondern spielt einem auch andere passende Inhalte zu.

Die ersten zwei bis drei Wochen musste mich dann erst einmal orientieren, welche Lebensmittel wie viele Punkte haben und wie ich am besten satt werde.

Dass allein drei Kinder-Riegel – vorher eine meiner Lieblingssüßigkeiten – mit insgesamt 18 Punkten über meinem Tagesbudget liegen, war dann doch erschreckend. Vor allem zu Beginn erstickte ich dennoch lästiges Magenknurren mit mehr Essen, als eigentlich in mein Budget gepasst hätte.

Zusammenreißen – und dann läuft es plötzlich

Entsprechend sahen meine Wiege-Ergebnisse aus. Deshalb habe ich mir einen Plan gemacht, an den ich mich bis heute halte. Samstags und sonntags „erlaube“ ich mir, täglich mein Punkte-Budget auszuschöpfen und die wöchentlichen Punkte zu verbrauchen. Es sei denn, ich brauche diese für einen anderen Tag, an dem beispielsweise ein Essen mit Freunden ansteht.

Wenn ich trotzdem etwas über meine Punkte esse, kann ich das montags bis donnerstags ausgleichen, indem ich Punkte spare. Bis zu vier übrig gebliebene Punkte pro Tag schreibt WW dem wöchentlichen Punkte-Konto gut. Mit fünf bis 24 Punkten pro Tag esse ich im gesunden Bereich.

Die persönliche Übersicht zeigt, wie viel man seit dem Start des Programms abgenommen hat - und wie viel seit dem letzten Wiegen. © Carolin West

Zudem habe ich die Möglichkeit, gesammelte Fitness-Punkte ebenfalls dem wöchentlichen Punkte-Konto gutzuschreiben. Mit meinen regulären Sporteinheiten (Bauch-Beine-Po-Training, Zumba, Inline-Skaten, Yoga) sammle ich zwischen zwei und 20 Fitness-Punkten pro Einheit – je nach Intensität und Dauer.

Ab etwa Mitte Mai bis zum 1. Juli habe ich so 4,2 Kilogramm abgenommen. Im anschließenden Wander-Urlaub habe ich auf das Punktezählen verzichtet. Danach bin ich problemlos wieder ins Punktezählen zurückgekommen und habe (Stand 23.7.) ein weiteres Kilogramm abgenommen.

Mein Fazit: Viele WW-Workouts sind eher Anfänger-geeignet, aber das Essen schmeckt

Für mich persönlich funktioniert das Programm von WW und deshalb bleibe ich auch dabei. Ich komme inzwischen gut mit dem Punktezählen zurecht und mein selbst auferlegter Plan für die Verteilung und das Sparen von täglichen und wöchentlichen Punkten geht auf.

Die Rezepte, die wir bisher ausprobiert haben, waren überwiegend super lecker. Empfehlen können wir zum Beispiel: die Cremige Reis-Tatar-Pfanne, die Frittata mit Gurkensalat und die Penne all‘arrabbiata. Nicht so gut hat uns die Gemüserolle mit Kräutercreme geschmeckt.

Zusätzlich gibt es die Option, Rezepte inklusive automatischer Smart-Points-Berechnung selbst anzulegen. Allerdings ist die Angabe der Portionsgröße schwierig, da ich beispielsweise für unser selbst gebackenes Brot nur Grammzahlen und nicht „eine Scheibe“ auswählen konnte.

Wie viel Wasser ich täglich trinke, trage ich nicht ein. Ich achte lieber anhand der leeren Flaschen darauf, dass ich ausreichend zu mir nehme. Meine Schlafzeiten trage ich allerdings ein. Die Instagram-ähnliche Seite in der App nutze ich wiederum nicht.

Mir gefallen Workouts mit hoher Intensität am besten. © Carolin West

Im WW-Onlineshop habe ich einmal Schokoriegel bestellt, die mir nicht so gut geschmeckt haben. Da spare ich lieber Punkte, um einen richtigen essen zu können.

Bei den angebotenen Workouts bin ich zwiegespalten. Alle Online-Trainings sind gut gemacht, die Trainer sind sympathisch und professionell. Damit die Einheiten aber auch fordernd für jemanden wie mich sind, der viel und gerne Sport macht, muss ich schon die mit „Hoher Intensität“ auswählen oder mehrere hintereinander machen. Angesichts unterschiedlicher Nutzer ist es aber gut, dass viele Videos auch für Anfänger geeignet sind.

Vor allem gefällt mir aber an WW, dass ich es geschafft habe, gesund 0,5 bis 1 Kilogramm pro Woche abzunehmen – und das obwohl ich auch mal Süßigkeiten, Eis oder Pizza gegessen habe. Bei WW kommt es nur darauf an, insgesamt im Punkte-Budget zu bleiben. Und dieses nicht-verzichten-Müssen ist zumindest für mich der richtige Weg – ebenso wie die Tatsache, dass WW keine ungesund niedrigen Punktezahlen vorschlägt.

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