
© Reinhard Schmitz (A)
Kirchen schließen und verkaufen: Jetzt trifft es auch die Mariengemeinde
Immobilienkonzept
Die Zahl der Gläubigen sinkt ständig und damit die Kirchensteuer-Einnahmen. Die Mariengemeinde muss sich fragen, welche Gebäude sie braucht und finanzieren kann. Der Bischof fordert es.
Die Evangelische Kirchengemeinde hat die schmerzliche Entscheidung schon lange hinter sich. Als erste Predigtstätte in Schwerte überhaupt ließ sie vor neun Jahren das Paulushaus Am Lenningskamp abreißen; später wurde zusätzlich noch das Paul-Gerhardt-Haus an der Ostberger Straße verkauft.
Jetzt muss sich auch die katholische Mariengemeinde ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen, sich gebäudetechnisch kleiner zu setzen. Das Erzbistum in Paderborn fordert es so.
Immobilienbesitz gehört nicht zur Grundkompetenz der Kirche
„Die Gemeinden werden kleiner und auf Dauer auch die Finanzmittel weniger“, erklärt Pfarrer Peter Iwan, Leiter der Mariengemeinde. Und Immobilienbesitz gehöre nun einmal nicht zur Grundkompetenz der Kirche. Deshalb sei von Paderborn ein Immobilienprozess für alle Gemeinden eingeleitet worden.
Dafür müsse man prüfen, welche Gebäude gebraucht und dauerhaft finanziert werden können. Derzeit fehle aber noch ein Rahmenplan, in dem der Erzbischof Kriterien vorgibt. Beispielsweise, ob die Gemeinden angewiesen werden, sich von einem bestimmten Anteil ihrer Flächen zu trennen.

Als erste Kirche in Schwerte ließ die Evangelische Gemeinde Anfang 2013 das erst gut 60 Jahre alte Paulushaus Am Lenningskamp abreißen. © Reinhard Schmitz (A)
In die Betrachtung mit einfließen muss der Sanierungsbedarf der einzelnen Objekte und die Bewertung, welche von ihnen längerfristig noch nötig sind. „Auch in Schwerte müssen wir die Frage aufstellen: Brauchen wir auf Dauer alle die Gemeindezentren und Kirchen?“, sagt Pfarrer Iwan.
Vielleicht könne man für einige auch Arbeitsschwerpunkte setzen, wie es mit der Umgestaltung des Thomas-Morus-Hauses in Villigst zur Familienkirche geschehen sei. Das wurde von Paderborn finanziell unterstützt. Ob Ähnliches für weitere Kirchenräume in Betracht kommt, müsse sich im Verlauf des Prozesses zeigen.

Etwas abseits liegt die katholische Heilig-Geist-Kirche an der Ostberger Straße in Schwerte-Ost. Zu den Sonntagsgottesdiensten werden dort aber mehr Gläubige gezählt als in anderen Kirchen der Mariengemeinde. © Manuela Schwerte (A)
Von heute auf morgen muss aber nach Einschätzung von Pfarrer Iwan niemand um die Kirche in seiner Nachbarschaft fürchten. „Das ist keine Sache von anderthalb Jahren“, schätzt er für die Entwicklung des Immobilienkonzepts.
Vielmehr handele es sich um einen mittelfristigen Prozess, an dem nicht nur der Kirchenvorstand mitwirkt, dessen Hauptaufgabe die Verwaltung des Gemeindevermögens ist. Weil das Vorhandensein der Räume auch die Seelsorge beeinflusst, ist gleichzeitig auch der Pfarrgemeinderat eingebunden.
Derzeit ist noch alles offen
„Die Entscheidung muss am Ende des Prozesses stehen“, sagt Pfarrer Iwan. Derzeit ist noch alles offen. Für den Außenstehenden gibt es auch Überraschendes. So ist beispielsweise die etwas abseits liegende Heilig-Geist-Kirche in Schwerte-Ost bei den Sonntagsgottesdiensten gut besucht: „Es gibt andere Gemeinden, wo es übersichtlicher ist.“ Namen werden nicht genannt.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.
