Zwei Scheinwerfer leuchten ein abgeklebtes Quadrat am Boden aus. Darauf legt Leo Dellmann einen Adidas-Trainingsanzug. Die Hose zu einem V gefaltet, die Ärmel vor dem Vorderteil über Kreuz. „So kann man den Anzug am besten auf dem Foto sehen“, sagt er.
In der ehemaligen Wohnung, die ihm als Lager und Fotostudio dient, stapeln sich gebrauchte Trainingsanzüge und Markentextilien. Manches ist schon im Regal gesichtet, anderes liegt noch in Kartons. Jedes Teil wird per Foto in Szene gesetzt und im seinem Internetshop angeboten. Mit 18 Jahren hat Leo Dellmann seine eigen Firma gegründet. „58deal“ heißt das Unternehmen.

Als er 15 Jahre alt war, kaufte Leo Dellmann erstmals gebrauchte Markenkleidung im Internet. Über E-Bay und Kleiderkreisel. Manchmal verkaufte er auch wieder etwas und stellte fest: So manches ließ sich manchmal sogar nach Monaten mit Aufpreis weiter verkaufen. Das Geschäftsmodell für 58deal war geboren.
„58 wegen der Postleitzahl von Schwerte und Deal, das erklärt sich von selbst“, erläutert er. Das Geschäft lief gut an, so gut, dass er es heute, knapp ein Jahr nach dem Abitur, hauptberuflich betreibt. Mit eigener Internetseite und einem Instagram-Account mit über 20.000 Followern.
Einkauf bei Großhändlern
Schon lange besorgt er seine Ware nicht mehr einzeln im Internet. Gekauft wird bei Großhändlern für gebrauchte Markentextilien in Pakistan, Indien oder Frankreich. Per Videochat kann er dort mit den Großhändlern durch ihr Lager gehen und gezielt bestellen.
Gut lassen sich Trainingsanzüge von Fußballclubs (Tracksuits) verkaufen oder Ware von Designern. „Rapper-Klamotten nennen meine Eltern das“, sagt er schmunzelnd. Und auf seiner Homepage wird genau dieses Image transportiert. Jugendliche stehen in bunter Trainingskleidung vor mit Graffiti übersäten Wänden.
Vater fuhr ihn zur Post
Aktuell betreibt Leo Dellmann sein Geschäft noch alleine. Manchmal helfen ihm Freunde beim Fotografieren oder Verpacken. Zumeist kümmert er sich aber selbst um Einkauf, Verkauf und Versand. Letzteres habe sich aber vereinfacht, seit DHL die Pakete beim ihm abholt und nicht nur die Rücksendungen bringt. „Früher musste ich die Päckchen selbst aufgeben. Und als ich noch 17 war, zudem meinen Vater bitten, mich zur Post zu fahren“, erzählt er. Grundsätzlich plant Leo Dellmann, später einmal Mitarbeiter einzustellen. Denn bislang ging es wirtschaftlich immer bergauf.
Noch wohnt der Jungunternehmer im Haus seiner Eltern. Das ist auch deshalb praktisch für ihn, weil er im Nebengebäude in einer ehemaligen Wohnung sein Lager und sein kleines Fotostudio hat. Hier beschäftigt er sich auch mit Werbung. Die wird zumeist über Instagram und TikTok ausgespielt. Die kleinen Videos (Reels) sorgen für größere Aufmerksamkeit und damit wieder neue Follower auf seinem Instagram-Account. Aus denen werden dann häufig auch Kunden. „Allerdings muss man sich da schon was einfallen lassen“, betont er. Der Erfolg: Bis zu 21.000 Aufrufe gab es schon.
Buchhaltung muss sein
Kopfschmerzen bereitete dem Jungunternehmer aber der Schritt in die Professionalität, den er erst im vergangenen Jahr vollzogen hat. Denn damit begann auch das Kapitel Buchhaltung, Steuererklärung und Co. „Für die ersten Geschäftsjahre musste ich einiges an Steuern nachzahlen“, erzählt er. Da trifft es sich gut, dass der Vater eines Freunde Steuerberater ist und ihm bei seiner Finanzbuchhaltung hilft und Tipps gibt.
Knapp 1000 Artikel hat er aktuell in seinem Lager, rund 400 davon online. Und wenn die Post nicht streikt, kommen jeden Dienstag und Freitag jeweils 30 bis 40 neue Sachen hinzu.
Neben den klassischen Vintage-Sachen hat Dellmann auch noch Sneaker im Programm. Die sind zwar nicht neu, aber nahezu. Immer wieder kauft er Sammlerstücke, lagert sie und bietet sie später auf seiner Seite an. Die Preise dafür sind verhältnismäßig hoch. 229 Euro kostet ein Paar Nike einer speziellen Serie.
Traum: Eigene Entwürfe
Grundsätzlich würde Leo Dellmann gerne eigene Kleidung entwerfen. Eigene Kappen habe er schon mal gemacht und angeboten. „Die liefen ziemlich gut.“ Doch der Weg zur „58deal“-Kollektion ist lang. Bis dahin verkauft er weiter Adidas, Nike, Prada und Co.
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