
© Reinhard Schmitz
Land unter am Ruhrtalradweg: So ist die Hochwasser-Situation in Schwerte
Ruhr-Hochwasser in Schwerte
Die heftigen Regengüsse der vergangenen Tage haben die Ruhr über die Ufer treten lassen. Der Pegelstand in Villigst ist gestiegen. Am Bootshaus liegen Sandsäcke gestapelt.
Ein Wasserfall schießt in freiem Fall an der hoch aufragenden Staumauer herab. Die faszinierenden Bilder der überlaufenden Oestertalsperre bei Plettenberg wandern durch das Internet. Überall im Sauerland und im Ruhrgebiet sind die Pegelstände der Seen und Flüsse durch die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage deutlich angestiegen. Auch die Ruhr hält es nicht mehr in ihrem Bett. In den Wiesen bildet sich vor der Brücke in Villigst schon eine kleine Seenplatte. Wer sich ihr auch nur zu nähern versucht, tappt durch die aufgeweichte Grasnarbe wie durch einen vollgesogenen Schwamm. Das Wasser scheint einfach nicht mehr versickern zu wollen. So gesättigt ist die Erde.

Wegen Überflutung gesperrt ist der Wanderweg entlang der Kleingartenanlage Amsel zu den Ruhrwiesen. Der Zugang zur Vereinsgaststätte ist aber über den Haupteingang weiterhin möglich. © Reinhard Schmitz
Besonders schlimm getroffen hat es den Ruhrtalradweg, der an mehreren Stellen schlichtweg abgesoffen ist. Unter der Eisenbahnbrücke in Wandhofen beispielsweise und ein Stückchen weiter hinter dem Sportplatz, wo die Asphaltstrecke schnurgerade in den Fluss hineinführt. Eine Rast hinter dem Bootshaus am Detlef-Lewe-Weg wäre nur mit Badehose möglich. Von den Bänken oben am Ufer schauen nur noch die Rückenlehnen heraus. In der Nähe der Bootsschuppen liegt ein großer Stapel von Sandsäcken bereit. Und die Stadt hat die Zugänge zu den überfluteten Wegen überall mit rot-weiß-roten Plastikbarrieren abgesperrt.
Pegelstände fallen
Hinter der Kleingartenanlage Amsel ist der sonst so gemütlich dahinplätschernde Mühlenstrang auf die Breite eines mittleren Flusses angeschwollen. Von den Lauben ist das Wasser aber noch ein ganzes Stück weit entfernt. Die Hobbygärtner werden es gerne hören: Die Ruhr führte zwar an der Messstelle in Villigst am Mittwochmorgen (26. Februar) einen Pegelstand von 302 Zentimetern, lag damit aber noch unter der Hochwasser-Meldegrenze von 340 Zentimetern. Die Strömung ist stark geworden. Trotzdem lag der Wasserdurchfluss mit 139 Kubikmetern pro Sekunde noch deutlich unter dem Grenzwert für mittleres Hochwasser (239 Kubikmeter).
„Die Hochwassersituation war Rosenmontag am stärksten. Im Moment zeigen die Pegel aber alle eine fallende Tendenz“, teilt Britta Balt vom Ruhrverband außerdem mit. Die Organisation ist unter anderem für den Betrieb der Talsperren in der Umgebung zuständig und kann so auch den Wasserabfluss der Ruhr regeln.
Fällt viel Regen und droht Hochwasser, wird weniger Wasser aus den Talsperren geleitet, als in sie hineinfließt. Die Talsperren im Sauerland sind mit durchschnittlich 93,7 Prozent aktuell fast randvoll. Da der Wasserpegel der Ruhr schon wieder sinkt, kann wieder mehr Wasser aus den Talsperren abgelassen werden, um in den Anlagen einen „Puffer“ zu haben, wenn das nächste Hochwasser droht.
Schnee macht sich später bemerkbar
Die Wehranlagen in Villigst und Westhofen haben bei Hochwasser keine Funktion für den Ruhrverband: „Die Wehre können wenig Einfluss auf die Hochwasserlage nehmen. Regulatorische Wirkung haben nur die Talsperren“, erklärt Britta Balt.
Der Ruhrverband teilt zudem mit: „In den kommenden Tagen ist mit einem leichten Rückgang der Abflüsse zu rechnen. Die angekündigten Niederschläge können den Rückgang jedoch verzögern oder unterbrechen.“ Schneefälle machen sich erst später bei den Pegelständen bemerkbar, wenn die Schmelze einsetzt.
Neben der Trinkwasserversorgung sind die Talsperren aber auch dafür zuständig, dass Flüsse wie die Ruhr ausreichend Wasser führen. Balt stellt klar: „Ohne die Talsperren wäre die Ruhr in Schwerte die letzten zwei Sommer trocken geblieben“. Durch den Regenwinter ist dort jetzt wieder ausreichend Wasser gesammelt. Der nächste Sommer kann kommen.
Reinhard Schmitz, in Schwerte geboren, schrieb und fotografierte schon während des Studiums für die Ruhr Nachrichten. Seit 1991 ist er als Redakteur in seiner Heimatstadt im Einsatz und begeistert, dass es dort immer noch Neues zu entdecken gibt.

1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
