Wegen der Corona-Krise ziehen sich Jürgen Beyer (l.) und Anastasios Chirmpos aus der Gastronomie zurück und schließen ihr kultiges Bistro. © Reinhard Schmitz

Restaurants in Schwerte

Erstes Opfer der Corona-Krise: Kult-Bistro im Fachwerkhaus schließt

Es gibt keine Öffnungsperspektive. Und der Lieferservice bringt nur 20 Prozent vom normalen Umsatz. Deshalb verliert die Schwerter Altstadt ihr Kult-Bistro, wenn der Pachtvertrag ausläuft.

Schwerte

, 16.02.2021 / Lesedauer: 3 min

Ihre Entscheidung reißt eine Lücke in die Schwerter Ausgeh-Szene. Doch die Perspektivlosigkeit in der nicht enden wollenden Corona-Krise ließ letztlich keine andere Wahl. Dabei hatten Jürgen Beyer und Anastasios Chirmpos noch so viele Pläne für ihr kultiges Bistro in dem Fachwerkhaus am Rande der Schwerter Altstadt. Wollten endlich die Küche vergrößern und dafür eine Ecke des Saals abteilen. Doch das Projekt ist gestoppt. Wenn am 31. März der Pachtvertrag ausläuft, schließen die beiden Inhaber ihr „Denkmal“ an der Ostenstraße. Sechs Jahre lang haben sie es erfolgreich zusammen betrieben.

Betreiber planten sogar mal einen Kauf des Gebäudes

„Es fällt uns sehr schwer, weil wir viele Stammgäste gewinnen konnten und ein gutes Verhältnis aufgebaut haben“, sagt Jürgen Beyer. Auch mit den Nachbarn, mit denen man immer einen Dialog geführt habe und die zu Gästen geworden seien. Die Verbundenheit mit dem Objekt war sogar so groß, dass Anastasios Chirmpos verrät: „Wir hatten auch mal vor, dieses Gebäude zu übernehmen.“

Im beliebten Bistro Denkmal an der Ostenstraße gehen am 31. März die Lichter aus. © Reinhard Schmitz

Den ersten Lockdown im Frühling 2020 hatten die Betreiber sogar noch als Chance angesehen, endlich einmal Renovierungen im Eingangsbereich vornehmen zu können. Die Schließung - sonst ist nur der 1. Januar Ruhetag - wurde tatkräftig genutzt, um gemeinsam mit Freunden Beleuchtung, Tresen und Tische zu erneuern. Als man im Mai mit Hygienekonzept wieder eröffnen durfte, war noch alles gut. „Die Gäste hatten keine Angst“, berichtet Jürgen Beyer. Nur jeder zweite Tisch wurde besetzt, der Biergarten stand zur Verfügung: „Der Umsatz ist gefallen, aber es war alles noch tragbar.“ Auch wenn das Büfett, das samstags und sonntags „ein Bringer“ war, nicht angeboten werden durfte.

Lieferservice erbringt nur 20 Prozent vom normalen Umsatz

Nicht gerechnet hatte man jedoch mit einer zweiten Corona-Zwangsschließung, die nun schon seit November anhält. „Es herrscht eine sehr große Unsicherheit, wann wir wieder öffnen dürfen“, sagt Jürgen Beyer. Der Lieferdienst, der sogar Cocktails nach Hause bringt, werde zwar gut angenommen: „Aber wir haben nur 20 Prozent Umsatz wie sonst im Monat.“ Da half es auch nicht, dass der Verpächter bei der Miete entgegenkommend gewesen sei und die Stadt sich bei den Gebühren für die Außenplätze sehr großzügig gezeigt habe.

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„Die Mitarbeiter waren alle ganz traurig, als die Entscheidung fiel“, berichtet Jürgen Beyer. Alle waren auf Kurzarbeit gesetzt, um das Team zusammenzuhalten. 29 Angestellte - ein Drittel als Stamm-Mannschaft - waren nötig, um die 250 Plätze auf zwei Etagen und den Saal zu betreuen. Allein in der Küche waren drei Köche plus Hilfskräfte tätig. Und das bei langen Öffnungszeiten, die in der Woche bis Mitternacht, freitags und samstags sogar bis 2 Uhr morgens dauerten.

Die Speisen bringen mehr Einnahmen als die Getränke

„Es wurde gut angenommen“, sagt Anastasios Chirmpos. Ein Treffpunkt für Jung und Alt, der „speisenlastig“ war, wie er erläutert: „Wir verkaufen mehr Küche als Getränke.“ Stammgäste seien auch aus Iserlohn und Hagen ins Denkmal gekommen. Er kenne auch Interessenten, die es eventuell übernehmen möchten: „Es gibt zwei oder drei Leute, die was im Kopf haben und eine bessere Immobilie suchen.“

Dann könnten die bisherigen Betreiber ihren Plan wahr machen: „Wir gehen als Gastgeber und kommen als Gäste zurück.“ So wie es angefangen war, als der Athener und der Hamburger vor 17 Jahren ins kleine Schwerte zogen. Das Denkmal war das erste Lokal, das sie dort besuchten. „So einen Laden hätte ich gerne“, sagte Anastasios Chirmpos damals zum Spaß. Dieser Traum, der für eine Zeit lang wahr wurde, endet jetzt. „Die Gastronomie ist aber nicht unser einziges Gewerbe“, beruhigt Jürgen Beyer. Die beiden Unternehmer sind auch noch in der pharmazeutischen Industrie tätig, wo sie weltweiten Export betreiben.

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